Potsdam-Mittelmark: Einfach nur wollen
Ali Thomson ging ihren Weg - als Modedesignerin und Marathonläuferin
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Ali Thomson ging ihren Weg - als Modedesignerin und Marathonläuferin Von Dirk Becker Kleinmachnow. Wenn Ali Thomson über sich spricht, dann klingt alles ganz selbstverständlich. Ein Leben, das immer mal, wie der berühmte Hase im Felde, unerwartete Haken schlug. Ali Thomson nahm es hin, sah es als Herausforderung und ging, auf Umwegen zwar, trotzdem ihren Weg. „Man muss es nur wollen, ganz fest wollen!“, so ihr einfaches aber wirkungsvolles Rezept. Dass mit diesem Wollen auch immer eine selbstbewusste Sturheit einher geht, das brauchte sie nicht weiter zu erwähnen. Denn wer ihre Geschichte kennt, so wie sie Ali Thomson am Montag im Heimatverein Kleinmachnow erzählte, der weiß, dass sie eine Frau ist, die ihren Willen durchzusetzen weiß. In Salzgitter, bei Braunschweig, kam Ali Thomson zur Welt. Der Vater Elektriker, die Mutter Haushaltshilfe, dazu ihre drei Schwestern, wuchs sie unter bescheidenen aber glücklichen Verhältnissen auf. Und dass sie Schneiderin werden wollte, werden sollte, daran hatte ihre Mutter einen nicht unerheblichen Anteil. Für ihre vier Kinder nähte die Mutter selbst. Diese Welt der Stoffe, die ihre Mutter an der Nähmaschine umgab, sie war ein reinstes Paradies für die kleine Ali. Mit neun Jahren, zu der Zeit als ihre Freundinnen sie statt Adelheid nur nach Ali riefen, stand für sie fest: Schneiderin will sie werden. Nun ändern sich Berufswünsche bei Kindern manchmal fast täglich, doch Ali Thomson wollte immer nur dies. Mit 14 ging sie zu dem besten Schneider der Stadt. Es gab nur zwei, so erzählte sie, da fiel die Auswahl nicht schwer. Genau dort wollte sie in die Lehre gehen. Sie bekam den Ausbildungsplatz, und es folgten drei Lehrjahre, die, wie sie betonte, wahrlich keine Herrenjahre waren. Kurz vor ihrem Abschluss stellte sie sich die Frage, was nun kommen solle. Salzgitter war ihr zu eng geworden. Auch war der Stundenlohn für eine Schneiderin hier nicht überragend. An ein Theater wollte sie, Kostüme schneidern. Und so verließ sie die Kleinstadt und zog nach Berlin. Auch hier ging sie ihren Weg. Was sie wollte, das machte sie. Nach ein paar Jahren an verschiedenen Theater entschloss sie sich Design zu studieren, um endlich eigene Mode machen zu können. Doch kurz zuvor war das Hochschulrahmengesetz geändert worden. Nicht mehr die Schneiderlehre, sondern das Abitur galt nun als Zugangsvoraussetzung. Ali Thomson fackelte nicht lange und meldete sich bei der Abendschule. Sie wurde auf eine Warteliste gesetzt, auf einen der hoffnungslosen, hinteren Plätze. Doch Ali Thomson wollte und blieb stur. Fast täglich rief sie im Sekretariat der Schule an und fragte nach. Irgendwann, offenbar entnervt, gab man ihr den Platz. Sie machte ihr Abitur, bewarb sich an der Hochschule der Künste und setzte sich gegen die vielen Mitbewerber durch. Während des Studiums wurde sie zweimal Mutter, ein Umstand, der manchen Dozenten nicht gefiel. Mutter und Mode? Das geht nicht. Ali Thomson bewies ihnen das Gegenteil. Sie entwarf Kollektionen, unter anderem Umstandskleider, die nicht aussahen wie „überdimensionierte Kleinkinderkleidchen“, mit denen sie erste Preise gewann, machte ihren Abschluss und gründete ihre eigene Firma, mit der sie heute in Kleinmachnow ansässig ist. Dort entwirft und fertigt sie unter anderem Abendgarderobe. Ballkleider, die sie verkauft oder ausleiht. Zu tun hat sie in ihrer Werkstatt genug, in der sie auch drei Lehrlinge ausbildet. Regelmäßig veranstaltet sie Modenschauen, engagiert sich auf Benefizveranstaltungen und leitet einen Schneiderkurs in der Kleinmachnower Waldorfschule. Eigentlich ist sie ausgelastet. Doch wenn sich Ali Thomson etwas in den Kopf setzt, dann ist die Sache schon entschieden. Ihr Mann, gebürtiger Engländer, lief 2002 seinen ersten Marathon. Sie war dabei und sofort begeistert. Das wollte sie auch. Knapp zwei Jahre lang trainierte sie, mit all den Höhen und Tiefen, und startete im vergangenem Jahr in New York. Nach fünfeinhalb Stunden kam sie ins Ziel, begeisterter als vorher. In diesem Jahr will sie beim Berlin Marathon starten und vielleicht unter fünf Stunden bleiben. An ihrem Willen wird das bestimmt nicht scheitern. Am Sonntag, dem 21. März, lädt Ali Thomson zu „Alis Salon“ in ihre Werkstatt am Zehlendorfer Damm 63 in Kleinmachnow ein, wo sie Einblicke in ihre Arbeit gibt und ihre Mode vorstellt.
Dirk Becker
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