zum Hauptinhalt

Potsdam-Mittelmark: Einfahrt ohne Ausweg

Eine Frau kämpft seit Jahren gegen die Autos vor ihrem Haus. Doch eine Lösung scheint es nicht zu geben

Stand:

Eine Frau kämpft seit Jahren gegen die Autos vor ihrem Haus. Doch eine Lösung scheint es nicht zu geben Nuthetal - Gerhard Kruspe macht sonst einen sehr aufgeräumten Eindruck. Bei der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Ortsentwicklung verlor der Vorsitzende aber für einige Momente die Fasson. „Wenn die Leute hinterm Steuer sitzen, schalten sie den Verstand aus“, wetterte Kruspe. Der Grund für seine Erregung: Die Autofahrer haben Bergholz-Rehbrücke ein Problem beschert. Und eine Lösung ist nicht in Sicht. Ort der Handlung: Die Straße In den Gehren an der Ecke zur Arthur-Scheunert-Alle, der Hauptstraße durch den Ort. Hier gibt es Apotheke, Blumenladen, Restaurant, Arztpraxis. Und Parkplätze. Die nutzt aber keiner. Stattdessen parken die Leute ihre Autos in der kleinen Seitenstraße. Und sie wenden in der Einfahrt des Hauses Nr. 2. Da wohnt Gisela Berth. Sie spricht von täglich bis zu 100 Autos, die ihre Einfahrt für die Wendenmanöver nutzen. Die Wohnräume in ihrem Haus liegen zur Straßenseite, die Fenster sind nicht schalldicht. Das Fazit der schmächtigen, aber resoluten Frau: „So kann man nicht existieren.“ Seit zwei Jahren warte sie auf Hilfe von der Gemeinde – bislang vergebens. Versucht worden ist allerdings schon einiges. Sogar eine Einbahnstraßenregelung wurde in Erwägung gezogen. Der Ordnungsausschuss hat sich des Themas angenommen, auch das Verkehrsamt in Werder. Alles ohne Ergebnis. Doch Gisela Berth gibt nicht auf, sie will ihr Recht. Aber wie geht das, ohne dabei andere zu schädigen? Im vergangenen Jahr hat sich Melanie Gäbler vom Verkehrsamt des Landkreises die Situation in der Straße angeschaut. Den Vorschlag, eine Einbahnstraße einzurichten und den Verkehr über die Weerthstraße wieder zurück auf die Arthur-Scheunert-Allee zu leiten, lehnte sie ab. Begründung: Zum einen würden die Autos ohne Gegenverkehr schneller fahren. Zum andern würde der Verkehr in der Weerthstraße, wo auch eine Kita ist, zunehmen, schon allein durch die Anwohner aus den Gehren, die dann hier entlang müssten. Im jüngsten Ortsentwicklungsausschauss stieß das Anliegen von Gisela Berth auf viel Sympathie. Die Gründe für das Scheitern der Einbahnstraßenregelung kamen hier allerdings nicht zu Gehör. Ausschussmitglied Rainer vom Lehn hat sich in der Zwischenzeit mit Gisela Berth vor ihrem Grundstück getroffen. Dabei ist man nun übereingekommen, dass eine Einbahnstraßenregelung in die entgegengesetzte Richtung das beste sei. Dass das mehr Verkehr in die Weerthstraße bringe, glaube sie nicht, sagt Gisela Berth. Melanie Gäbler bezweifelt das. Demnächst wird sie Verwaltung, Polizei und Gemeindevertreter nochmal In die Gehren 2 bitten. Zur Einbahnstraßenlösung sagt sie: „Da müssten auch alle Anwohner dafür sein, nicht nur eine.“ Von der Zahl der Autos, die täglich in Gisela Berths Einfahrt wenden, hat die Mitarbeiterin des Verkehrsamtes noch nichts gehört und ist ziemlich überrascht. Nachgezählt hat das aber bisher niemand. Eine andere Lösung wäre ein Poller, der sich umklappen lässt. Doch auch der würde das Problem wohl nur in die Einfahrten der Nachbarn verlagern. Dass am Ende alle Anwohner einen Poller haben, will wohl keiner. Auch ein Schild „Anwohner frei“ stößt bei Melanie Gäbler auf Skepsis: schwer zu kontrollieren. Verstärkt hat sich der Verkehr in der Straße seit ihrem Ausbau, für den Gisela Berth kürzlich die Rechnung von der Gemeinde bekommen hat: 22000 Euro. Besonders hoch ist dabei derEigenanteil für die Einfahrt, denn die sei „für den privaten Gebrauch“. Gisela Berth wird das Geld bezahlen, etwas anderes bleibt ihr nicht übrig. Aber dann will sie auch die Einfahrt für sich. Volker Eckert

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })