Potsdam-Mittelmark: Einschnitte für Großbetriebe
Kürzung der EU-Förderungen in der Landwirtschaft
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Potsdam-Mittelmark - Größere Landwirtschaftsbetriebe bekommen in Zukunft weniger Fördermittel aus Brüssel: Darauf hatten sich vorige Woche die EU-Landwirtschaftsminister geeinigt. Gravierend sind die Einschnitte bei Großbetrieben in Ostdeutschland. In einigen Betrieben in der Mittelmark spricht man bereits von Entlassungen.
Laut den Plänen der Minister soll von den Direktförderungen an die Bauern in Zukunft noch mehr Geld abgezweigt und auf andere Töpfe verteilt werden, aus denen dann Umwelt-, Kultur oder Tourismusprojekte bezuschusst werden. Diese sogenannte Modulationsrate wird von fünf schrittweise auf zehn Prozent bei jenen angehoben, die mehr als 5 000 Euro pro Jahr erhalten. Vier Prozent werden ab 2009 zusätzlich großen Betrieben wie den Agrargenossenschaften abgezogen, denen bei ihrer Fläche pro Jahr mehr als 300 000 Euro zustehen.
„Wir müssen den Gürtel noch enger schnallen“, so Uwe Naujoks, Geschäftsführer der Agro Saarmund. Sein Betrieb erhält im kommenden Jahr 100 000 Euro weniger aus Brüssel, langfristig, mit einer Modulationsrate von 14 Prozent, seien es 140 000. Zwei bis drei der 50 Stellen in Saarmund müssten wohl gestrichen werden. Naujoks war vergangene Woche mit Landwirten aus ganz Deutschland nach Brüssel gereist, um im Zuge der Neuverhandlungen der Förderpolitik für die Interessen der deutschen Bauern einzutreten (PNN berichteten). Das Ergebnis sei enttäuschend: „Deutschland als größter Nettozahler geht leer aus“, sagt Naujoks.
Einer der Kompromisse, den Bundesagrarministerin Ilse Aigner (CSU) hat erringen konnte, ist ein Milchfonds in Höhe von 350 Millionen Euro. Doch Gerhard Ullrich, Vorsitzender der hiesigen Milcherzeugergemeinschaft und Chef der Brielower Agrar GmbH, befürchtet, dass nur kleine Höfe in Bayern und Baden-Württemberg damit gefördert werden.
Auch Ullrichs Betrieb erhält 2009 weniger Direktförderung: 30 000 Euro minus, die er in 1,5 Arbeitsplätze umrechnet. Zudem sei der Milchpreis erneut im Keller: Für den Liter gebe es zurzeit 30 Cent, Tendenz fallend. Im Sommer war es noch zu Protestaktionen gekommen. „Doch damit werden wir international nichts ändern. Es muss erst ein Milchmangel herrschen“, so Ullrich. Thomas Lähns
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