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Von Thomas Lähns: Endlich Ruhe unter der Havelbrücke?

Die Töplitzer setzen ihre Hoffnungen in die aktuellen Bauarbeiten / Sechsspuriger Ausbau gefordert

Stand:

Werder (Havel) - Im Zehn-Sekunden-Takt grollt es in Töplitz unter der Havelbrücke. „Dadong“ – jedes Mal, wenn ein Lkw auf der A 10 festen Boden verlässt und die Schwelle zur Brücke passiert, ist es hier unten mehr als deutlich zu hören. Ortsvorsteher Frank Ringel kennt den Krach in seiner intensivsten Form: Er betreibt die Marina nebenan. Schon aus Gewohnheit spricht er lauter. „Im Moment ist es erträglich, denn oben wird gebaut“, sagt er und blickt hoch zum Brückenkoloss, der 15 Meter weiter oben verläuft. Tempo 60 statt 120 und Verkehr nur auf verengten Spuren, das mache viel aus.

Seit drei Jahren kämpft eine Bürgerinitiative gegen den Lärm an der Havelbrücke – und verbucht jetzt einen ersten Erfolg. Denn die Bauarbeiten finden an der sogenannten Fahrbahn-Übergangskonstruktion statt und sollen den dumpfen Doppelknall abdämmen. Zwar ist bereits im Winter auf Drängen der Bürgerinitiative, des Landtagsabgeordneten Andreas Bernig (Linke) und der Stadt Werder die Brücke verkleidet worden, doch das Blechgehäuse mindere nicht den Lärm, sondern bilde einen Resonanzraum, der das Geräusch noch verstärkt, sagt Ringel.

Bei Fahrbahnübergängen an großen Brücken sei der Weisheit letzter Schluss noch nicht gefunden worden, gesteht Cornelia Mitschka vom Brandenburgischen Landesbetrieb Straßenwesen. „Fest steht: Jede noch so ausgeklügelte Konstruktion wird eine Lärmbelästigung nicht ungeschehen machen, sondern kann sie nur reduzieren“, so ihre Einschätzung. Über das Ergebnis könne man je nach Windrichtung und dem Anteil der Lkws am Verkehr geteilter Meinung sein. 31 000 Fahrzeuge rollen täglich über diesen Abschnitt der A 10, ein Viertel davon sind laut Schätzungen Lkws. Dass die Unterschiede beim Lärm groß sein können, hat man bislang an der Havelbrücke erlebt: Der Verkehr in Richtung Werder holpert leiser rauf als der Gegenverkehr herunter. Die Töplitzer vermuten hier einen Konstruktionsfehler, der den Planern während des ersten Ausbaus 1995 unterlaufen sein muss. Denn die nordwestliche Fahrbahn wurde 2003 erneuert und sei in Ordnung.

Eine lange Treppe führt vom Schwarzen Weg auf die Autobahnbrücke. Oben rollen Autos und Lkws dicht aneinander vorbei – zurzeit auf der nordwestlichen Spur. Die andere Seite ist gesperrt und wirkt wie leer gefegt. Nicht einmal Bauarbeiter sind am Werk. Der Ortsvorsteher sieht sich die neue Konstruktion genauer an. „Die Schwelle ist weg“, notiert er wohlwollend die erste Veränderung. Bei genauerem Hinsehen erkennt man, dass Brücke und Festland mit einem Wabengeflecht verbunden sind. „Auch das war vorher nicht so“, sagt Ringel. Er ist zuversichtlich, dass dies den Lärm senken wird. „Damit hätten wir unser erstes Ziel erreicht.“ Am 7. August soll die Strecke wieder freigegeben werden.

Das zweite Ziel der Töplitzer: Sie fordern Lärmschutzwände – entweder aus dem entsprechenden Fördertopf des Bundes oder im Rahmen eines sechsspurigen Ausbaus des westlichen Berliner Rings. Denn damit würden Schallschutzwände zur Pflicht, sagen die Töplitzer. „Die Brücke ist jetzt schon dafür ausgelegt“, so Ringel. Nicht nur die Anwohner hätten einen Vorteil: Autofahrer kommen besser voran, Werder wird noch schneller erreichbar – und die noch vor wenigen Jahren diskutierte Potsdamer Ortsumgehung werde damit auch hinfällig. Wann der sechsspurige Ausbau kommt, steht allerdings noch in den Sternen. Andreas Bernig hatte die Landesregierung gefragt, ob es bereits eine fertige Projektierung gibt. Die ausweichende Antwort: „Ein zeitlicher Rahmen besteht derzeit nicht.“

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