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Pilotprojekt. Die Lärmschutzwände sollen entlang der künftig achtspurigen A10 bei Michendorf mit Photovoltaikanlagen erhöht werden.

© Deges

Autobahnausbau: Endspurt im Ringen um Lärmschutz

Anhörung der Betroffenen zum A-10-Ausbau bei Michendorf beginnt im August. Neun Tage eingeplant

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Michendorf - Das Ringen um Lärmschutz an der A 10 bei Michendorf geht jetzt in die entscheidende Runde. Derzeit läuft das Planfeststellungsverfahren zum achtstreifigen Ausbau des stark befahrenen Autobahnabschnitts zwischen den Dreiecken Nuthetal und Potsdam. Im August soll nun im Michendorfer Gemeindezentrum „Zum Apfelbaum“ die Anhörung der betroffenen Anwohner erfolgen. Die zuständige Behörde hat dafür insgesamt acht Tage in der Zeit vom 23. August bis zum 8. September eingeplant. Jeweils dienstags, mittwochs und donnerstags wird dazu ab 10 Uhr eingeladen. Zuvor soll es am 18. August einen gesonderten Termin für Einwohner geben, deren Grundstücke von dem Ausbau betroffen sind, sagte Andree Halpap von der Bürgerinitiative „Lärmschutz jetzt“ den PNN auf Anfrage.

Insgesamt liegen nach PNN-Informationen etwa 1200 Einwände vor. Jeder Einreicher hat das Recht, persönlich gehört zu werden. Dazu werde jeder Betroffene von der Behörde eine Einladung erhalten, so Halpap. Zudem würden die Termine im Amtsblatt der Gemeinde veröffentlicht. Den Planfeststellungsbeschluss, der Baurecht schafft, erwartet Halpap Ende 2011. Im Jahr 2012 könnten die Bauarbeiten beginnen. Ein genauer Termin wurde noch nicht genannt.

Die bisher sechsspurige Strecke zwischen den Dreiecken Nuthetal und Potsdam ist der meistbefahrenste Autobahnabschnitt Brandenburgs. Derzeit rollen knapp 90 000 Autos täglich über diese wichtige Ost-West-Verbindung. Für das Jahr 2025 werden 126 000 Auto prognostiziert. In den vergangenen Monaten sind bei vielen Gesprächsrunden mit Vertretern der Verkehrsministerien des Bundes und des Landes, Planern und Politikern bereits erhebliche Verbesserungen beim Lärmschutz für die Anwohner erreicht worden.

Wie berichtet, hat das Bundesverkehrsministerium zugesagt, teilweise sogenannten Flüsterasphalt einzubauen. Damit wurde auf eine zentrale Forderung der Bürgerinitiative und der Gemeinde Michendorf eingegangen. Daraufhin wurden die veränderten Planunterlagen noch einmal bis zum 10. Mai öffentlich ausgelegt. Allerdings soll der lärmmindernde offenporige Asphalt (Opa) nach den vorgelegten Plänen nur im Streckenabschnitt vom Dreieck Nuthetal bis kurz hinter die Eisenbahnbrücke bei Michendorf verwendet werden. Das ist der Bürgerinitiative und vielen Anwohnern noch zu kurz gegriffen. Deshalb wird von vielen Betroffenen gefordert, Opa auch für die verbleibende Strecke bis zum Autobahndreieck Potsdam zu verwenden. Nur so sei ein umfassender Lärmschutz für die Siedlungsbereiche in den Gemeinden Michendorf und Schwielowsee möglich, sagte Halpap. Zudem liege im Abschnitt hinter der Bahnbrücke das wichtige Erholungsgebiet rund um die Lienewitzseen. Weiterhin hat die Bürgerinitiative gefordert, für den Flüsterasphalt einen Erneuerungsrhythmus von sechs Jahren als verbindliche Regelung in den Planfeststellungsbeschluss aufzunehmen. Ansonsten lasse seine Wirkung bei starker Verkehrsbelastung schnell wieder nach, hieß es.

Zudem wollen die Michendorfer das Pilotprojekt „Solarer Lärmschutz“ im Planfeststellungsbeschluss fixieren lassen. Wie berichtet, sahen die neuen Pläne neben dem Opa-Einbau gleichzeitig vor, die Höhen der geplanten neuen Lärmschutzwände um bis zu vier Meter zu reduzieren. Gemeinde und Bürgerinitiative hatten deshalb angeregt, die Wände durch Photovoltaikmodule auf durchgehend zehn Meter aufzustocken, dafür Investoren zu finden und auf diese Weise mehr Lärmschutz finanzierbar zu machen. Diese Idee wurde vom Land als Pilotprojekt aufgegriffen. Konkret geht es bei dem Pilotprojekt darum, die geplanten Schutzwände beiderseits der A10 auf einer Länge von insgesamt 5500 Metern zu erhöhen oder sie zu erweitern. Die Finanzierung soll mit Einnahmen durch Solaranlagen an der A 10 erfolgen. Im Zuge einer europaweiten Marktsondierung haben sich 34 Interessenten gemeldet. Am 16. August findet das nächste Treffen des Beirates statt, der die weitere Umsetzung des Projektes begleitet. Letztlich soll der Investor über eine Ausschreibung gefunden werden. Eine Vergabe des Projektes wird erst erfolgen, nachdem der Planfeststellungsbeschluss gefasst wurde.

Die Michendorfer Bürgerinitiative bietet allen Betroffenen Unterstützung bei der Anhörung an und hat auf ihrer Internetseite seit gestern weitere detaillierte Informationen zum Thema veröffentlicht. „Wir haben bereits viel erreicht. Jetzt kommt es darauf an, im Endspurt alles in trockene Tücher zu bringen“, so Initiativensprecher Halpap.

Weitere Informationen unter

www.laermschutz-jetzt.de

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