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Bioenergie-Region Kleinmachnow: Energiewende selber machen
Der Region Teltow, Kleinmachnow und Stahnsdorf fehlt es an ausreichend Biomasse für einen Biomassehof. Doch nun gibt es die Idee, Laub für die Energieproduktion zu nutzen. Und dabei sollen auch die Bewohner der Region in das Vorhaben einbezogen werden.
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Kleinmachnow - Einen Biomassehof empfiehlt Iris Feldmann der Region Teltow, Kleinmachnow und Stahnsdorf. Am vergangenen Donnerstag informierte die Projektleiterin der Bioenergie-Region „Ludwigsfelde Plus+“ im Kleinmachnower Bürgersaal über den aktuellen Stand. Seit drei Jahren beteiligt sich die Region an dem vom Bundeslandwirtschaftsministerium geförderten, bundesweiten Projekt, dessen Ziel es ist, mittelfristig auf fossile Energieträger zu verzichten. In einer Förderperiode zwischen 2012 und 2015 stellt das Ministerium der Region Ludwigsfelde 330.000 Euro zur Verfügung. Das Geld floss vor allem in Machbarkeitsstudien innerhalb der teilnehmenden Kommunen.
Schon zu Beginn des Projektes ging es um eine effiziente Grünabfall-Entsorgung, sogar eine Biogasanlage wurde seinerzeit erwogen. Doch zu hohe Erwartungen dämpfte Feldmann gleich zu Beginn ihres Vortrages: „Die Energiewende ist eine freiwillige Aufgabe.“ Das, so Feldmann, bedeute nichts anderes, als dass die Bürger selber die Initiative ergreifen müssten und nicht warten sollten auf Entscheidungen aus Verwaltungen. „Energiewende selber machen“, lautete daher auch das Motto der Veranstaltung, zu der rund 30 Interessierte gekommen waren.
Energie aus Laub
So richtig Fahrt nahm die Debatte auf, als es um die noch ungenutzten Ressourcen in kleinstädtischen Siedlungsstrukturen ging. Während Feldmann vor allem für eine Sammelstelle von Grünschnitt warb, der bei Pflegearbeiten des Bauhofs anfällt, führte die ehemalige Grünen-Bundestagsabgeordnete Cornelia Behm den Gedanken weiter: Energie aus Laub. Denn da fast jede Straße in der Region Bäume habe und zudem auf den privaten Grundstücken viel Laub anfalle, lohne es doch, daraus Biokohle zu machen, meinte sie. Damit ließen sich Kraftwerke für Nahwärmenetze betreiben. So stehe Behm zufolge in Ludwigsfelde bereits eine Art Schnellkochtopf, der Pflanzenreste binnen weniger Stunden in Kohle verwandeln könne, wofür die Natur bislang Millionen von Jahren brauchte. Diese Biokohle sei gleichwertig zu Braunkohle und zudem noch CO2-neutral. Doch Feldmann verwies darauf, dass diese Produktion noch zu teuer sei, weil dafür viel Biomasse benötigt werde. Der Markt um Bioabfälle und Reststoffe sei aber bereits verteilt und bei langen Transportwegen, so Feldmann, klebe die Effizienz des Verfahrens buchstäblich am Rad. Wirtschaftlich seien Biomassehöfe meist mit Holzverarbeitung zu Pellets.
Beim Vorhaben Biomassehof sei das Hauptproblem die Biomasse selbst. Denn die Region sei nicht ausreichend landwirtschaftlich geprägt, zudem sei ein großer Teil der Biomasse bereits gebunden, hieß es. Trotzdem sollte die Region die grünen Abfälle sammeln und sich, um deren Potenziale nutzen zu können, Projektpartner suchen wie beispielsweise APM (Abfallwirtschaft Potsdam-Mittelmark), rät Feldmann. Denn längst gibt es verschiedene Verfahren, um aus organischen Rohstoffen Kohle zu machen. Aber die Umsetzung solcher Projekte hänge vor allem von den Menschen vor Ort ab, so Feldmanns Erfahrungen. Dann müsse man die Bürger eben motivieren, schlussfolgerte Gemeindevertreterin Andrea Schwarzkopf (Grüne). Das gelänge aber kaum, wenn für einen 120-Liter Laubsack drei Euro bezahlt werden müssten.
Geld für gesammelten Grünschnitt
Besser sei der Ansatz, die Bürger dafür zu belohnen, ihr Laub zu sammeln und abzuliefern, so Schwarzkopf. Denn die bisherige Preisgestaltung sei für sie nicht nachvollziehbar. Behm warf ein, dass es schon ein Anreiz sei, wenn Laub kostenfrei zu einer Sammelstelle gebracht werden könnte. Als Test für die Nutzung von Energie aus Biomasse könnte beispielsweise das Freibad Kiebitzberge ins Auge gefasst werden, um dort das Wasser an kühlen Tagen zu beheizen, schlug Schwarzkopf vor. So könnten auch Bürger anschaulich nachvollziehen, dass sich solche nachhaltigen Projekte lohnen. Als Möglichkeit wurde in der Diskussion auch erwogen, Laub und Grünschnitt auf einem Sammelplatz zu kompostieren, um später gegen ein Entgelt Gartenerde erwerben zu können. Denn viele Grundstücke in der Region sind zu klein, um eigene Komposthaufen anlegen zu können. Und wer sich Gartenerde anliefern lässt, muss meist das Doppelte des Preises der Erde für deren Transport zahlen.
Allerdings bleibt beim Kompostieren die Energie ungenutzt, die in Laub und Grünschnitt steckt. Dieses Potenzial ist riesig und ökologisch sinnvoll. Da die Technologien und Anlagen derzeit noch teuer sind, lohne es sich, dort vorbeizuschauen, wo solche Technik bereits in Betrieb ist, um von den Erfahrungen zu profitieren, rät Feldmann.
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Kirsten Graulich
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