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KulTOUR: Engel in Farbe

Eine Ausstellung in der Fercher Fischerkirche

Stand:

Schwielowsee - Engel in Blumen, Engel im Wald, Engel auf den Friedhöfen großer Städte wie etwa Wien oder Mailand. Mal breiten sie schützend ihre Flügel über die Schutzsuchenden aus, mal falten sie ihre Hände zum Gebet oder bilden eine Pietá, zwei sogar im Küsschen vereint. Man hat sie dort aufgestellt, wo der gute evangelische Spruch „Trennung ist unser Loos, Wiedersehen unsere Hoffnung“ zu gelten hat. Auf Gottes eigenem Acker hat die Berliner Religionslehrerin Brigitta Henke-Theel sie dann auch gefunden und fotografiert. Freilich schienen ihr diese höheren Wesen aus irgendeinem dunklen Grunde etwas zu blass und zu grau geraten zu sein, und so hub sie an, dies zu ändern. Was daraus wurde, ist zurzeit in der Fercher Fischerkirche unter dem Titel „Bunte und blumige Engel“ bis zur Empore hinauf zu bestaunen, vielleicht zu bewundern.

Warum aber sollten Engel, die sich seit der Reformation in den protestantischen Gefilden so auffällig rar gemacht haben, nun aber blumig und bunt sein, und warum verpasste die Fotografin mit Lehrauftrag am Berliner Eckener-Gymnasium einem gar den Busen eines Weibes, so sie doch bekanntermaßen mit menschlich-irdischen Trieben herzlich wenig gemein haben? Fragen über Fragen. Können die fast siebzig Exponate der Ausstellung sie beantworten?

Der ästhetische Ansatz der Fotografin Brigitta Henke-Theel ist angenehm spielerisch. Sie behauptet ja, diese Engel zu verfremden, durch Farbe, durch Wahl eines anderen Ortes, durch moderne Bildbearbeitung, wie bei dem in Altrosa gehaltenen „Mailänder Engel“, fast eine Reminiszenz an den Jugendstil. Einer schlägt, einer holt einen Toten in herzlichster Umarmung, der nächste spannt die kosmischen Koordinaten der Welt wie ein Astrolab um sich her.

Nicht einzusehen ist, was die Künstlichkeit der Farben („die Mischung ist wichtig!“) diesem innigen Tun hinzufügen sollten! Und überhaupt darf man niemals vergessen, dass diese Figürlichkeiten nicht etwa Engel sind, sondern was sich Menschen unter Engeln so vorstellen. Sollte man sich da ein Bild machen, ein farbiges gar, nach dem evangelischen Katechismus? Weibliche Liebhaberei! Engel träumen nicht, sie ruhen nicht coloriert in Wald, im Steingebirge, oder in der Dahlie. Es sind mitnichten auch Frauen, sondern hart schaffende Arbeiter am und im täglichen Werk Gottes - die menschlicher Zutat nun wahrlich nicht bedürfen. Eher umgekehrt! Gerold Paul

bis zum 31. Oktober Mi. - So. von 14 bis 17 Uhr; der Schlüssel kann im Museum der Havelländischen Malerkolonie gegenüber abgeholt werden

Gerold Paul

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