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Die polnischen Erntehelferinnen Renata Jozefezak Sabina Siepak und Marta Ral (v.l.) mit frisch geerntete Erdbeeren.

© Bernd Settnik/dpa

Potsdam-Mittelmark: Erdbeerernte: Hoffnung auf volle Körbe

Ernte beginnt langsam und mit Hiobsbotschaft: Wegen Frostschäden sind Aussichten alles andere als rosig

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Beelitz - Marta Ral sitzt an der Quelle: Erdbeerpflanzen auf dem Brandenburger Feld bei Beelitz so weit das Auge reicht. Doch die polnische Erntehelferin lässt sich durch nichts aus der Ruhe bringen. Nach dem Motto „die guten ins Körbchen“ greift sie mit geübtem Griff bereits reife Früchte heraus. Sie und ihre Kolleginnen sind auf den Feldern des Agrarbetriebes Buschmann und Winkelmann noch in der „Aufwärmphase“.

Offiziell wird am 27. Mai die Erdbeersaison in Brandenburg eröffnet. Doch die ersten Früchte werden schon von den Feldern geholt. Marta Ral kommt es gar nicht in den Sinn, zwischendurch eine der Vitamin-Bomben in den Mund zu schieben. „Ich mache mir nichts aus Erdbeeren“, gibt die 31-Jährige unumwunden zu. Auch die anderen Frauen in der Reihe können dem Obst nichts abgewinnen. Zwar werden am Anfang ein paar Früchte genascht, doch dann ist Schluss.

„Es ist unsere Arbeit zu ernten“, sagt die 43-jährige Sabina Siepak trocken. Die Frauen haben mehrjährige Erfahrungen mit der Erdbeerernte. Marta Ral ist bereits seit elf Jahren dabei. Sie verdienen sich während der zwei Monate in Deutschland ein Zubrot, um die Haushaltskasse der Familie in der Heimat aufzustocken. 50 bis 60 Euro an einem Erntetag sind für gute Pflückerinnen drin.

Landwirt Jörg Buschmann setzt auf eine gute Ernte. „Wir brauchen jetzt Sonne und Wärme“, sagt er. Dann werden die Früchte schön rot, süß und reif. Ernst wird er, wenn er kleine Blüten zwischen den Fingern zerreibt. „Schwarze Frostflecken in den gelben Köpfen zeigen: Hier kommt nichts mehr.“ Margarete Löffler vom Landesgartenbauverband fürchtet Ernteausfälle von bis zu 50 Prozent bei Erdbeeren, Äpfeln und Kirschen durch Trockenheit und Frost.

Buschmann denkt, dass sich die Entscheidung für Sorten, die zu unterschiedlichen Zeiten reifen, auszahlen werde. „Jetzt wird die frühe Sorte Cleary reif, dann folgen die Früchte der Kimberly, und im Juli können Salsa-Beeren vom Feld geholt werden“, erzählt er. Auf 2,5 Hektar werden in dem Betrieb die Pflanzen unter schützender Folie gehalten, inklusive Freiland sind es 50 Hektar. Im gesamten Land Brandenburg wird auf knapp 300 Hektar das Obst angebaut. 2010 wurden rund 2200 Tonnen in der Mark geerntet – ein ordentliches Ergebnis.

Die Erdbeere ist botanisch keine Beere, sondern eine Sammelnussfrucht. Wie der Apfel gehört sie zur Familie der Rosengewächse. Weltweit gibt es etwa 1000 Sorten, von denen aber im Gartenbau in Deutschland nur etwa ein Dutzend eine Rolle spielt. Für den Profi zählen Ertrag, Fruchtqualität, Süße, Säure, Aroma und Erntezeit. Die heutige Gartenerdbeere ist eine Kreuzung einer süd- und einer nordamerikanischen Art, die ein französischer Offizier Ende des 18. Jahrhunderts aus Chile nach Europa brachte.

Die polnischen Erntehelferinnen schieben mittlerweile kleine Karren durch die Reihen und füllen ihre Körbchen. Die Arbeit ist körperlich anstrengend, ein stetes Hinhocken und Aufrichten. „Muskelkater gibt es nicht“, betont die 36-jährige Silvia Ciezarek. Die Frauen wissen, wie man sich bewegt. Auch wenn ein Scherz hin- und herfliegt: Ablenken lassen sie sich nicht. Keine reife Frucht soll ihnen entgehen. dpa

Gudrun Janicke

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