Potsdam-Mittelmark: Erfolge im Kampf gegen Graffiti
Stahnsdorf hat mit konsequenter Beseitigung die Zahl nach unten gedrückt / Täter meist minderjährig
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Stahnsdorf hat mit konsequenter Beseitigung die Zahl nach unten gedrückt / Täter meist minderjährig Stahnsdorf - Graffitisprayer sind eitel. Diese Vermutung macht sich seit einiger Zeit Stahnsdorf zunutze im Kampf gegen die unbestellten und unbeliebten Schmierereien im Ort. Je schneller die Graffiti wieder von den Wänden und andern Oberflächen verschwinden, desto schneller verlieren auch die Täter die Lust. Wenn sie sich nicht verewigen können, stecken viele offenbar auf. So ist nach Angaben von Stahnsdorfs Bürgermeister Gerhard Enser (CDU) die Zahl der Sprühattacken in den vergangenen Monaten spürbar zurückgegangen. Die Strategie: An den wesentlichen und viel frequentierten Verkehrsachsen in Stahnsdorf sollen die Schmierereien nicht länger als drei Tage zu sehen sein. Im Idealfall verschwinden die meist nächtlichen Farbarbeiten schon am nächsten Morgen. Zuständig dafür sind die Mitarbeiter des Wirtschaftshofs, die sich nach Auskunft des Bürgermeisters jeden Morgen auf den Weg machen, um mit chemischer Unterstützung die Wände von den so genannten Tags und Malereien zu befreien. Betroffen sind vor allem Schulen und Kindergärten sowie Bushaltestellen. Auch die zahlreichen Stromverteilerkästen von Unternehmen wie Edis und Telekom reinigt die Gemeinde gleich mit. Im Laufe eines Jahres lässt sich Stahnsdorf diese Disziplin nach Schätzungen der Verwaltung über 10000 Euro kosten. Die Polizei kann die positive Einschätzung aus Stahnsdorf bestätigen. Wurden im ersten Halbjahr 2004 noch 37 Fälle bei der Polizei bekannt, waren es in den ersten sechs Monaten dieses Jahres nur noch 22. Wie hoch die Dunkelziffer ist, mag Polizeisprecherin Angelika Christen nicht einschätzen. Allerdings muss man davon ausgehen, dass viele Privatleute die Schmierereien an ihren Gartenzäunen nicht anzeigen. Die Stahnsdorfer Strategie, die auch schon an anderer Stelle mit Erfolg betrieben worden ist, hält auch Angelika Christen für „eine wirksame Methode“. Daneben appelliert sie an die Betroffenen, unbedingt jeden Einzelfall anzuzeigen. Bei der Polizei im Schutzbereich Potsdam ist schon seit einigen Jahren eine dreiköpfige Sondereinheit mit dem Thema Graffiti befasst. Jeder angezeigte Fall werde dokumentiert. So gelingt es immer wieder, Wiederholungstätern zurückliegende Sprühereien zuzuordnen. Im vergangenen Jahr gelang das sehr gut. Von den 37 Anzeigen im ersten Halbjahr konnten 30 aufgeklärt werden, die auf das Konto weniger Sprayer gingen. In diesem Jahr sind in den 22 Fällen dagegen erst fünfmal die Täter ermittelt worden. Wie groß die Gruppe der Sprayer ist, die in der Region aktiv sind, konnte Angelika Christen den PNN nicht sagen. Was der Polizei allerdings bekannt ist: Die meisten von ihnen sind zwischen 14 und 17 Jahren alt und kommen eher aus geordneten sozialen Verhältnissen. Alle sind männlich. Bürgermeister Enser hat außerdem festgestellt, dass viele Graffitisprayer ihre Spuren offenbar auf der Durchreise hinterlassen. Die würden sich dann manchmal über die Potsdamer Allee bis zum Potsdamer Stadtteil Stern nachverfolgen lassen. Einige kämen auch aus dem Berliner Süden. Enser hofft zusätzlich auf das neue Bundesgesetz, mit dem die Ahndung der Taten erleichtert werden soll. Bisher ist die Beweisführung für die Gerichte schwer, da der Tatbestand der Sachbeschädigung nur erfüllt ist, wenn die Beseitigung nicht ohne Folgeschäden möglich ist. Zukünftig soll auch bestraft werden, „wer unbefugt das Erscheinungsbild einer fremden Sache nicht nur unerheblich und nicht nur vorübergehend verändert.“ Das Gesetz muss aber noch den Bundesrat passieren. Bisweilen wird in Stahnsdorf nach Möglichkeit der Täter-Opfer-Ausgleich praktiziert nach dem Prinzip: Strafverschonung gegen Wiedergutmachung. Sprich: Die Täter müssen selber Graffiti beseitigen. Volker Eckert
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