Potsdam-Mittelmark: Erfolgreich auch in Eigenregie
Schwielowsee hat mit dem vierten Fahrradsonntag Organisationstalent entwickelt / 1000 Radler waren unterwegs
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Schwielowsee hat mit dem vierten Fahrradsonntag Organisationstalent entwickelt / 1000 Radler waren unterwegs Von Thomas Lähns Schwielowsee. Nicht ganz autofrei, aber dennoch von Fahrrädern beherrscht waren gestern die Straßen zwischen Geltow, Caputh, Ferch und Petzow. Die Gemeinde Schwielowsee veranstaltete den mittlerweile vierten Fahrradsonntag. Zirka 1000 Radler waren zwischen den Ortsteilen unterwegs – Kinder, Erwachsene, Senioren. Entlang der Strecke konnten sie am See verschnaufen, sich in den Restaurants verköstigen oder von den zahlreichen Attraktionen unterhalten lassen. 1000 Besucher – das sind zwar weit weniger als in den letzten Jahren, aber in Anbetracht des vergleichsweise schmalen Budgets von 4000 Euro – im letzten Jahr lag es im zweistelligen Bereich – hatten die Veranstalter Grund zur Zufriedenheit. Erstmalig organisierte die Gemeinde den Fahrradsonntag in Eigenregie. Die Vertreter der Ortsteile und die Verwaltung seien von Anfang an entschlossen gewesen, diese Tradition nicht sterben zu lassen, betonte Bürgermeisterin Kerstin Hoppe (CDU). Sie lobte die Zusammenarbeit mit den ansässigen Vereinen und Verbänden sowie die Hilfe der Ortsbürgermeister. „Wir wollten mit wenig Geld viel erreichen“, so Hoppe. Das Konzept ging dank der Kooperation verschiedenster Stellen auf: Polizei und Feldjäger eskortierten die Radfahrer auf Motorrädern, die Freiwillige Feuerwehr Ferch sicherte die Straßen ab, regelte den Verkehr und reichte auf halber Strecke Erbsensuppe aus der Gulaschkanone. Bereits im Vorfeld hatte der Fremdenverkehrsverein die Werbetrommel gerührt und den Fahrradsonntag in den umliegenden Orten, sogar in Berlin, publik gemacht. Von dem Motto „Autofrei am Schwielowsee“ musste sich die Gemeinde allerdings trennen, eine Vollsperrung hätte zu viel Geld gekostet. So sei man aber zu der Erkenntnis gekommen, dass auch durch gegenseitige Rücksichtnahme ein Miteinander von Zwei- und Vierrädern machbar ist. Markus Zeeb, Leiter des Ordnungsamtes: „Wir haben ja fast überall Radwege. Eine Vollsperrung würde nur Frust bei den Autofahrern provozieren – und bislang sind alle vernünftig gefahren.“ Der Fahrradsonntag könne ferner zeigen, wie notwendig Radwege sind. In Ferch fehlt momentan noch ein kurzes Stück, das Zeeb gern ausgebaut sehen würde. Eine Verbindung zwischen Caputh und Michendorf wurde ebenfalls ins Gespräch zwischen Ortsbürgermeister und Verwaltung gebracht. Die Arbeit für ihre Gemeinde sei parteiunabhängig, alle Fraktionen zögen in solchen Fällen an einem Strang, bekräftigte Kerstin Hoppe. Über die touristische und wirtschaftliche Bedeutung der Region gaben sich auch Vertreter der Kreis- und Landespolitik informiert: Brandenburgs Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) sprang kurzfristig für den verhinderten Ministerpräsidenten Matthias Platzeck ein und gab in Geltow zusammen mit Justizministerin Barbera Richstein (CDU) den Startschuss. Werders Bürgermeister Werner Große (CDU) radelte die komplette Strecke mit und gab sich begeistert: Für das nächste Jahr könne er sich vorstellen, dass die Route auch durch seine Stadt führt – zum Beispiel zur Alten Ziegelei in Glindow oder die Panoramawege entlang. Bislang habe sich Werder eher zurückgehalten, da das Projekt Fahrradsonntag in den letzten Jahren recht teuer gewesen sei. Traditionsgemäß radelte auch Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) mit. Er habe für das nächste Jahr finanzielle Unterstützung zugesichert, freute sich Hoppe. „Dieses Mal war der Fahrradsonntag noch recht klein“, urteilte Rosl Schoffmann vom Fremdenverkehrsverein. Im nächsten Jahr wolle die Gemeinde das steigern. „Vor zwei Jahren hatten wir 25000 Mark für einen Event-Manager ausgegeben – nun organisieren wir selbst, und auch das funktioniert.“ Sie hätte sich allerdings noch mehr Berliner auf den Straßen rund um den Schwielowsee gewünscht, an diesem Sonntag seien es hauptsächlich Radfreunde aus dem Umland. Beim Abschlusstreffen in der Gaststätte Seeblick an der Löcknitz war dann auch Bürgermeisterin Hoppe erleichtert und überglücklich: „Man darf nicht aufhören, an etwas zu glauben“
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