Potsdam-Mittelmark: Erhöhte Waldbrandgefahr befürchtet
Bürgerinitiative sammelte 500 Einwendungen gegen bei Fichtenwalde geplanten Mega-Windpark
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Beelitz - Gegen den an der A 9 bei Fichtenwalde geplanten Windpark wächst der Widerstand. In den laufenden Beteiligungsverfahren der Stadt und der Regionalplanung Havelland-Fläming wird die „Bürgerinitiative Fichtenwalde“ am kommenden Dienstag über 500 Einwendungen abgeben, sagte deren Sprecher Winfried Ludwig. Die Schreiben sollen dem Beelitzer Bürgermeister Bernhard Knuth und dem Leiter der Regionalplanung, Harald Knauer, persönlich überreicht werden. Viele der Argumente der Bürger wurden in einer Stellungnahme der Bürgerinitiative zusammengefasst. Größte Befürchtung: die wachsende Waldbrandgefahr in den umliegenden Waldgemeinden, denn der Windpark ist im Wald geplant.
Wie berichtet sollen im neuen Teilregionalplan Wind 24 neue Windeignungsgebiete für Windfarmen in der Region ausgewiesen werden, vier davon rund um Potsdam: in Genshagener Heide eine drei Kilometer große, bei Bliesendorf eine neun Quadratkilometer große, bei Wittbrietzen eine zehn und bei Fichtenwalde ein sieben Quadratkilometer große Potenzialfläche (siehe Grafik). Hintergrund sind die Klimaschutzziele der EU, Deutschlands und des Landes Brandenburg. Bis 2020 soll laut Energiestrategie des Landes der Anteil erneuerbarer Energien auf 20 Prozent steigen.
Gegen den in Bliesendorf geplanten Windpark wurden bereits 200 Einwendungen bei der Regionalplanung abgegeben. Auch in Fichtenwalde hält man wenig von den Plänen. Schon jetzt sei die Waldbrandgefahr in Brandenburger Wäldern besonders extrem, so BI-Sprecher Ludwig. Die Waldgemeinden Fichtenwalde, Borkheide, Borkwalde und Beelitz-Heilstätten mit über 7300 Einwohner seien stark gefährdet. Durch den zwischen den Orten geplanten Windpark würde sich die Situation verschärfen, zumal der Landkreis über keine geeignete Löschtechnik für Brände an 100 Meter hohen Windrädern verfüge.
Kritisch sieht die Initiative auch, dass der Erholungswert des Waldes eingeschränkt werde. Der Wald werde „fragmentiert“ und verliere einen Teil seiner ökologischen Funktion. Die erforderlichen Rodungen – pro Windrad etwa 6000 Quadratmeter – würden dem Brandenburgischen Naturschutzgesetz widersprechen, laut dem Beeinträchtigungen des Erlebnis- und Erholungswertes der Landschaft zu vermeiden sind.
Kritisch sieht die Initiative die Nähe der neurologischen Reha-Kliniken in Beelitz-Heilstätten zur Potenzialfläche an der A 9: Der Verlust von 600 Arbeitsplätzen drohe, Klinikpatienten seien durch Verschattung und Infraschall gefährdet. Das gelte auch für die Bewohner im Umfeld der Windfarm. Den Beelitzer Bürgermeister und die Regionalplanung fordert die Initiative auf, den Wertverlust der Wohngrundstücke gebenenfalls zu ersetzen.
Derweil hat das Beelitzer Rathaus bereits auf die Widerstände reagiert: In seinem Teilflächennutzungsplan ist – entgegen dem Regionalplanentwurf – lediglich ein zwei Quadratkilometer großer Windpark bei Fichtenwalde vorgesehen. Der Abstand zu den Kliniken würde statt 1500 dann 2000 Meter betragen, zur Wohnbebauung 1500 statt 1000 Meter.
Ob man damit durchkommt, dahinter setzt man selbst in der Stadtverwaltung ein dickes Fragezeichen. Die Beelitzer könnten aber sicher sein, dass „sich Politik und Verwaltung weiterhin mit aller Kraft für den Erhalt der Lebensqualität in Beelitz einsetzen werden“, heißt es in einer Rathaus-Stellungnahme. Darüber hinaus wird mit speziellen Brandschutzauflagen für ein solches Projekt gerechnet.
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