
© Manfred Thomas
Flüchtlinge und Fußball: Eritrea gegen Somalia
Teltower Flüchtlinge haben Fußballmannschaften gebildet. Ihnen fehlt aber noch ein Platz zum Spielen - anders als in Potsdam, wo es das "Welcome United"-Team in Babelsberg gibt.
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Teltow - Sie wollen doch nur Fußball spielen. Die jungen Männer aus dem Teltower Flüchtlingsheim, die teilweise seit zwei Jahren im Block an der Potsdamer Straße leben, haben bereits zwei Mannschaften gebildet. Was ihnen fehlt: ein Platz zum Spielen. Am gestrigen Dienstag bekamen sie nun zumindest zwei Tore von der Initiative „Integration durch Sport“, der Teltower Fußballverein brachte die Bälle dazu.
Wo die Tore aufgestellt werden sollen, ist laut der Koordinatorin des Männerwohnheimes, Doreen Düring, noch unklar. „Wir waren von der Aktion überrascht und müssen uns nun erst einmal mit dem benachbarten Familienwohnheim absprechen, ob die Tore auf der Betonfläche zwischen den beiden Häusern aufgestellt werden können“, sagte Düring den PNN. Das sei zwar fürs Spielen nicht schön, aber Rasenflächen gibt es rund um das Heim nicht. Fußball sei für ihre Bewohner das größte Hobby. Die meisten kommen aus afrikanischen Ländern, wo das Spielen auf der Straße zum täglichen Leben gehört.
Das Interesse am Fußball ist groß
Zu ihnen gehört der 28-jährige Ibrahim Mohammednory aus Eritrea: „Wir haben schon ein Team aus 17 Eritreern, dazu gibt es eine Mannschaft aus zwölf Somaliern“, sagt der junge Mann, der für seine Landsleute aus dem Englischen übersetzt. Durch das Spiel komme auch der Kontakt zu den Flüchtlingen anderer Nationalitäten. Unter den 240 Bewohnern sind auch Syrer, Pakistani, Afghanen und einige Serben.
Wie groß das Interesse der Flüchtlinge am Fußball ist, hat Hans-Jürgen Watteroth vom Teltower Fußballverein 1913 e.V. (TFV) bereits vor zwei Jahren zu spüren bekommen, als er Flüchtlinge einlud, gemeinsam mit den Teltowern zu trainieren. „Da kamen dann mehr als 20 Heimbewohner, was für unsere Plätze einfach zu viel war“, so der Vereinsvorsitzende. Die Flüchtlinge sollten zusammen mit den Freizeitsportlern auf einem halben Platz trainieren, auf der anderen Hälfte die Altherrenmannschaft. Zum Teil waren mehr als 40 Mann auf dem halben Feld. „Wir haben nur einen Kunst- und zwei Naturrasenplätze, da sind die Kapazitäten extrem begrenzt“, so Watteroth.
Einige Asylbewerber hätten sogar richtig gut gespielt, Watteroth wollte sie in die ersten beiden Herrenmannschaften integrieren. Dafür hätten die Spieler jedoch Mitglied werden müssen, was sie ablehnten. Vereinsbeiträge bekommen nur Flüchtlingskinder über das Bundes-Teilhabegesetz erstattet. Ohne die Vereinsmitgliedschaft seien die Spieler aber nicht versichert gewesen.
Bald soll es ein regelmäßiges Training geben
Der Landessportbund Brandenburg hat im Rahmen der Initiative „Integration durch Sport“ nun aber ein Programm aufgelegt, das auch vereinsfremde Spieler versichert, wie der Projektverantwortliche Jörg Schneider mitteilt. Der TFV sei der erste Verein, den man bei einer Zusammenarbeit mit dem Flüchtlingsheim unterstützen wolle. Schneider hofft, das mehr dem Beispiel folgen. „Unser Ziel ist ein wöchentliches Trainingsprogramm für die Flüchtlinge.“ Der Bedarf für eine eigene Spielfläche wäre da, neben den Sportvereinen müssten sich auch Landkreis und Stadt an der Suche nach geeigneten Flächen beteiligen. So gebe es auch beim Jugendclub oder der Mühlendorf-Oberschule geeignete Plätze, auf denen die Asylbewerber möglicherweise trainieren könnten.
„Geplant ist auch ein Turnier auf kleinem Feld am 27. Juni, an dem neben den Bewohnern auch Teams aus Potsdam und Stahnsdorf teilnehmen sollen“, so Schneider. In Potsdam gibt es mit dem „Welcome United“-Team des SV Babelsberg sogar eine eigene Mannschaft für die Flüchtlinge. In Teltow sei das wegen der beengten Platzverhältnisse kaum zu realisieren, zudem sollen die Sportler ja Kontakt zu den Teltowern bekommen.
Viele Beschäftigungsmöglichkeiten gibt es bisher nicht
Als ehrenamtlicher Koordinator will sich William Parker Tchouba von „Integration durch Sport“ jedoch dafür einsetzen, dass im wöchentlichen Wechsel wenigstens zehn Flüchtlinge mit der Teltower Freizeitmannschaft trainieren können. Heimleiterin Doreen Düring hofft, dass Parker die Männer auch öfter auf öffentlichen Plätzen begleiten kann. „Sie haben bisher gern allein auf einem Platz nahe dem Biomalz-Gelände gespielt, da gab es dann aber Beschwerden der Anwohner.“ Jemand der Deutsch sprechen und die Männer auch mal zur Ruhe ermuntern kann, könnte da hilfreich sein.
Denn außer Fußball haben die Mittzwanziger kaum Beschäftigungsmöglichkeiten: Der Landkreis finanziert einen Deutschkurs, danach müssen sich die Asylbewerber kostenlose Angebote anderer Anbieter suchen. Einige arbeiten auch 40 Stunden im Monat für 40 Euro, um das Außengelände rund um das Heim sauber zu halten. Ansonsten gibt es nur eine Tischtennisplatte auf dem grauen Betonhof. „An Spenden können wir dringend Sachen für die Freizeitbeschäftigung gebrauchen, wie Fußbälle oder Tischtenniskellen“, so Düring. Auch gute Bekleidung sei gefragt, bei Sammlungen rund um Weihnachten hätten einige eher ihre Altkleider abgegeben.
Düring hofft, dass in Zusammenarbeit mit dem TFV einige ihrer Männer auch dort 40 Stunden arbeiten können. Doch dafür müssten sie erst noch ihre Deutschkenntnisse vertiefen.
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