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Potsdam-Mittelmark: Erneut Anlass zur Kritik

Initiative „Lärmschutz jetzt!“ hat Ausbaupläne für Rastplatz Michendorf-Süd unter die Lupe genommen und erklärt sie den Bürgern

Stand:

Michendorf – Drohen Michendorf tatsächlich Wirbelstirme? Die Befürchtungen der Bürger in Anbetracht des geplanten A 10-Ausbaus und der Erweiterung der Raststätte Michendorf-Süd sind vielfältig – die Angst vor einem Tornado gehört dazu. Auf einer Bürgerversammlung, zu der die Initiative „Lärmschutz jetzt!“ und die Verwaltung am Montagabend eingeladen hatten, schilderte ein Anwesender ausführlich, wie durch Hitze und versiegelte Flächen die Voraussetzungen geschaffen werden. „Kommen dann schwere Stratus-Wolken dazu, ist Katastrophe da“, sagte er.

Einmal mehr sind die Michendorfer aufgerufen, sich an einem Planfeststellungsverfahren zu beteiligen. Nachdem 1 200 Einwendungen zum Ausbau der A 10 auf acht Spuren geschrieben worden sind, können zurzeit die Unterlagen für den Ausbau der Raststätte eingesehen werden. Laut Planung des Bundes soll die Anlage auf gut zwölf Hektar erweitert werden, die Fläche werde damit künftig das Sechsfache betragen, rechnete die Initiative vor.

Nicht alle Einwände klingen so exotisch, wie der mit dem Wirbelsturm: Mit der Erweiterung muss ein gutes Stück Wald weichen – ein Verstoß gegen den Flächennutzungsplan der Gemeinde, hieß es am Montagabend. „Die Ausgleichsmaßnahmen sind aber woanders geplant“, erläuterte Helmut Schrödter, Energieberater und Mitglied der Lärmschutzinitiative. So sollen Ackerflächen in Buchow-Karpzow aufgeforstet werden, in Göhlsdorf ist unter anderem eine Streuobstwiese geplant. In Michendorf selbst soll nur ein Stück Kiefernwald südlich der A10 unterpflanzt und der Rastplatz mit Setzlingen versehen werden. „Ausgleichsflächen wären bei uns vorhanden, aber wir sind überhaupt nicht gefragt worden“, sagte Bürgermeisterin Cornelia Jung, die seitens der zuständigen Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau Gmbh (Deges) kaum Kooperationsbereitschaft sah. Ein einziges Gespräch habe es im November zum Rastplatz-Ausbau gegeben, so Jung.

Die Deges hält sich bedeckt: Hatte es zum A 10-Ausbau wenigstens noch eine Bürgerversammlung gegeben, ist es nun offenbar gänzlich den ehrenamtlichen Kräften der Lärmschutzinitiative überlassen, die Anlieger zu informieren. Im Bürgerbüro im Gemeindezentrum Zum Apfelbaum wollen sie in den nächsten Wochen wieder fundierte Auskünfte geben. Die Öffnungszeiten sind dienstags von 16 bis 19 Uhr und samstags von 14 bis 17 Uhr. Die Unterlagen können auch täglich in der Verwaltung eingesehen werden. Die Einwendungsfrist läuft bis 11. Juni.

Bedenken haben die Michendorfer auch im Hinblick auf die zu erwartende Schadstoff- und Lärmbelastung sowie in punkto Sicherheit. Denn auf der neuen Raststätte würden künftig mehr Gefahrengut-Transporter halten. 16 Unfälle mit solchen Lkws habe es bundesweit seit der Wende gegeben, zählte Initiativler Karsten Steinicke auf. Das Problem: Der Weg, der von der B 2 auf die Raststätte führt, soll abgeriegelt werden. Wenn es zur Katastrophe kommt, muss die Feuerwehr aus Ferch anrücken. Dass sich der Lärm, wie von der Deges angegeben, durch die Rastanlage verringern würde, bezweifelte die Initiative: Gerade die Laster würden beim Parken durch Aggregate und Standheizungen Krach machen. Das habe auch Auswirkungen auf die Natur, meint die Initiative: Bereits jetzt würden auf einem Gürtel von 750 Metern keine Vögel mehr brüten.

Die Forderungen der Initiative formulierte schließlich Andree Halpap: Die Erweiterung der Raststätte solle als Neubau und nicht nur als Ausbau betrachtet werden, so würden sensiblere Grenzen bei Lärm- und Schadstoffbelastung gelten. Die Fläche solle im östlichen Bereich um ein Drittel reduziert werden. Halpap kritisierte auch die mehrspurigen Zufahrten. Generell müssten mehr Lärmschutzmaßnahmen getroffen werden und Ausgleichsmaßnahmen vor Ort erfolgen. Ob sich dadurch ein Tornado verhindern ließe, sagte Halpap nicht. Er machte aber unmissverständlich klar: Den Bauherren steht ein Proteststum bevor. Thomas Lähns

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