
© Andreas Klaer
Potsdam-Mittelmark: Erst der Obstweintest lockert die Anspannung
Prüfungsfahrt für die vier Blütenkönigin-Bewerberinnen durch Werder / Heute steht die Siegerin fest
Stand:
Werder (Havel) - Mütterliche Obstbaumkenntnisse wurden im Vorfeld ebenso in Anspruch wie elterliche Gärten unter die Lupe genommen. Vorbereitung ist viel, wenn man Werderaner Blütenkönigin werden will. Viel, aber nicht alles. Das erkennen die vier Anwärterinnen auf den Blütenthron in diesem Jahr schnell auf der traditionellen Prüfungstour durch Werder, auf der die Jury die Bewerberinnen kennenlernen will.
Die Fahrt durch Werder ist der letzte Test vor der Entscheidung der fünfköpfigen Jury, die die neue Blütenkönigin und somit die Nachfolgerin von Maria Lemke küren will. Die Mitglieder schwärmen von der noch amtierenden Blütenkönigin: Redegewandt, natürlich, fröhlich, bildhübsch – es sind große Fußstapfen, in welche die neue Blütenmajestät steigen wird.
Und so wirken die Bewerberinnen Julia Fischer, Sophie Jacobs, Jessica Seiffert – alle aus der Stadt Werder – und Marie-Kristin Krechla aus dem Ortsteil Petzow zum Tourstart im direkten Vergleich noch etwas blass. Allerdings fühlt sich kaum einer wohl, wenn eine mehrstündige Prüfung ansteht. Auf der Fahrt soll Sachkenntnis über Werder geprüft und – wenn nötig – vermittelt werden. Die Zahl der Weine, die auf dem Wachtelberg angebaut wird, zählt ebenso dazu wie das Herausschmecken der Obstweinsorten oder das Wissen um die Pflege von Obstplantagen.
Nachhilfe gibt es dabei von Fachleuten wie Manfred Lindicke. Der Pächter des Wachtelbergs referiert die Geschichte des noch immer nördlichsten Gebiets für den Anbau von Qualitätswein. Auf 6,2 Hektar werden vier weiße und zwei rote Rebsorten angebaut, die zu insgesamt 14 verschiedenen Weinen verarbeitet werden. Darüber hinaus gibt es dutzende Tafeltraubensorten, die Lindicke zur Anschauung angepflanzt hat. „Um die Weinkenntnis der Besucher zu schulen und Wein für den Gartenanbau zu empfehlen“, erklärt er. „Noch Fragen?“, fordert Lindicke die Bewerberinnen auf, Interesse zu zeigen. Sie bleiben – vorerst – stumm.
Die Jury hat es in diesem Jahr nicht leicht. „Die vier sind alle sehr gleichwertig“, meint Juryleiterin Jacqueline Lorentz diplomatisch. „Es gibt nicht wie in den Vorjahren eine, die heraussticht.“ Die amtierende Königin Maria Lemke flitzte im Vorjahr am Tag vor der Prüfungstour höchstpersönlich zu Weinbauer Lindicke, um sich zu informieren.
Doch womöglich lockert der Obstwein die Zunge und die Anspannung bei den Bewerberinnen. Im Frucht-Erlebnis-Garten Petzow wartet Christine Berger mit einem Geschmackstest. Zwischen den Weintanks gilt es, vier Obstweine zu erkennen. Bis zu 100 000 Liter fassen die Behälter, „die Hälfte davon ist Sanddornwein“, so Christine Berger, die auf Produkte der orangenen Frucht spezialisiert ist. Doch ausgerechnet den Sanddornwein erschmeckt keine einzige der vier Bewerberinnen. Immerhin: Kirschwein kennen alle. Während die Blütenkönigin-Anwärterinnen für Fotos posieren, gibt die Jury eine Kurzeinschätzung: „Sehr still.“, „Zu zurückhaltend.“, wird bedauert. Dabei stehe Kommunikation und Persönlichkeit bei der Bewertung im Vordergrund.
Und auch wenn die vier jungen Damen die Kritik nicht gehört haben können, blühen sie anschließend auf der Kirschplantage von Obstbauer Heiko Wels auf. Insbesondere Sophie Jacobs prescht bei der Beantwortung der Fragen nach vorn, beweist Sachkenntnis oder hat zumindest Glück beim Raten. Auch Jessica Seiffert und Marie-Kristin Krechla tauen auf und plaudern mit dem Obstbauern. Die Jury wirkt erfreut – schließlich müssen die fünf Juroren ihre Voten heute in der Werderaner Stadtverwaltung abgeben. Einzig ihre Entscheidung zählt, auch wenn im Internet bereits eifrig abgestimmt wird, wer neue Blütenkönigin wird. Doch weiß einzig Verwaltungsmitarbeiterin Marion Nikolajsen den Namen der Gewinnerin. Die Schneiderin des Königin-Kleids, das die Siegerin am Abend des Blütenballs am 23. April tragen wird, erhält die Maße nur in verschlüsselter Form. Kay Grimmer
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: