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Beetzsee: Erste Frühblüher in Sicht
Bei Mittelmarks Zierpflanzengärtnern gehen langsam Bestellungen ein, doch Geld gibt es noch nicht.
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Beetzsee - Noch beherrscht die Farbe Grün das Bild. Im großen Teppich aus Blumentöpfen lugt nur hier und da eine bunte winzige Blüte hervor. „In wenigen Wochen ist hier ein vielfarbiges Blütenmeer zu sehen“, sagt Robert Siemon, Geschäftsführer des Gartenbaubetriebes Blugesa in Beetzsee. Mit den wärmenden Sonnenstrahlen steigt bei den Kunden die Nachfrage nach Frühlingsblühern. Läden und Gartencenter ordern erste Lieferungen.
„Nach der Durststrecke des Winters ist diese Zeit für die Gartenbauunternehmen und den gärtnerischen Einzelhandel sehr wichtig“, sagt der Geschäftsführer des Gartenbauverbandes Berlin-Brandenburg, Andreas Jende. Im Frühjahrsgeschäft sind Stiefmütterchen, Violen, Primeln, Vergissmeinicht und Zwiebelpflanzen gefragt. In Brandenburg stehen nach Angaben des Gartenbauverbandes Blumen und Zierpflanzen auf insgesamt 100 Hektar im Freiland und in Gewächshäusern. Etwa 80 Betriebe sind in dem Bereich tätig: Tendenz jedoch leicht fallend, für viele lohnt sich das Geschäft nicht.
„Im Beet- und Balkonpflanzenbereich ist eigentlich kaum noch ein Blumentopf zu gewinnen“, sagt Fachmann Siemon, der den Betrieb des Vaters weiter führt. Bei ihm wachsen Pflanzen auf einem Hektar unter Glas: Beet- und Balkonpflanzen für die Region. Er und seine Kollegen gingen die meiste Zeit finanziell in Vorleistung, sagt Siemon. Monatelang verdienten sie keinen Cent, müssten jedoch selbst in die Tasche greifen: Im Herbst für Töpfe, Erden, Dünger, Stecklinge und Samen. Dazu kommen Löhne für die Mitarbeiter. Großkunden bestellten dann meist ab Februar oder März. Und nach Erhalt der Ware hätten sie dann noch sechs Wochen Zahlungsfrist, sagt Siemon.
„Wer bis Juni nicht sein Geld verdient hat, steht im Winter ohne Polster da“, sagt der Gärtnereichef. Wenn dann noch das Frühjahr auf sich warten lasse, bleibe er auf seiner Ware sitzen. Vor einigen Jahren wurden wegen des langen Winters 60 Prozent Verlust verbucht.
Bundesweit habe der Zierpflanzenanbau im Vorjahr zwar ein Umsatzplus von zwei Prozent verbucht, sagt Verbandschef Jende. „Von der Entwicklung profitieren die märkischen Betriebe jedoch relativ wenig“, betont er. Hauptproduktionsstandorte seien am Niederrhein und in den Niederlanden. Von Discountern geforderte große Mengen zu niedrigen Preisen könnten kleine Betriebe nicht bieten. „Wir müssen uns den Kunden auf andere Weise empfehlen: mit besonderen Sorten und Farben sowie qualitativ hochwertiger Ware“, sagt Blugesa-Chef Siemon.
Auch das Logo „Ware von hier“ sollte eine größere Rolle spielen. Kunden erkundigten sich beim Einkauf zunehmend danach, woher die Produkte stammten. Auch Geranien, Schneeflockenblumen, Petunien sowie Gemüsejungpflanzen für Hobbygärtner werden mittlerweile gezogen. „Auf dieser Schiene haben wir Chancen“, sagt Siemon. Bislang verkauft er nur 15 Prozent seiner Produkte in den eigenen sechs Läden. Das müsse mehr werden, hat er sich vorgenommen.
Auf den Pflanztischen bei Blugesa wachsen derzeit etwa 140 000 Primeln heran, außerdem 20 000 Tausendschönchen, dazu Zehntausende Hornveilchen und Stiefmütterchen. „Gelb und Rosa bei Primeln sind die Lieblingsfarben der Kunden“, sagt Vertriebsleiter Peter Elies. Neu in diesem Jahr sind am Rand geriffelte Blüten mit einer kleinen weißen Linie. Die Schönheiten entwickeln sich aus zwei Zentimeter großen Stecklingen. Wenn die Nachfrage steigt, wird der Blühfreude etwas nachgeholfen. „Wir regeln die Temperatur etwas höher“, sagt Vertriebsleiter Elies. Und dann noch ein Trick des Fachmanns: Regelmäßiges Streicheln der Blätter regt das Wachstum an. (dpa)
Gudrun Janicke
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