Potsdam-Mittelmark: Erste Lektion in Demokratie
Jugendparlament in Teltow gegründet
Stand:
Jugendparlament in Teltow gegründet Teltow – Teltows neue Jungparlamentarier wollen sich Gehör verschaffen und legten sich deshalb mächtig ins Zeug bei ihrer Gründungsveranstaltung am Freitag im Schifferkinderheim: vibrierende Bässe und krachende Drums heizten den Jugendlichen und ihren Gästen ein. „Läshräm“ hieß die Band, die zwischen den Statements von Jung- und Alt-Parlamentariern als musikalischer Klebstreifen mit Rock und Pop in die Gehörgänge drängte. „Statt langer Sitzung wollten wir das alles etwas lockerer machen auf unserer ersten offiziellen Veranstaltung", begründete der neue Jugendparlaments-Chef Mats Kaffenberger die Partystimmung. Das Lockermachen hatte Folgen, denn die Klangwolke erreichte auch die Nachbarn im Wohngebiet, weshalb eine Stunde später zwei Revierpolizisten vermittelten, die Lautstärke etwas nach unten zu fahren. Die kleine Lektion in Sachen Demokratie trübte keineswegs die Stimmung, ohnehin rechnen die jungen Parlamentarier nicht damit, dass alle ihre Wünsche in Erfüllung gehen werden. „Wir sind auf alles gefasst, hoffen aber vor allem auf positive Kritik“, sagte Kaffenberger. Ihre parlamentarischen Regeln haben sie in den Sommermonaten festgelegt, Thomas Kropp vom Sozialpädagogischen Institut hat sie dabei unterstützt. „Leitsatz“ heißt das Papier des Kinder- und Jugendparlamentes, in dem steht, wie das mit dem „sich Einmischen“ funktionieren könnte und darin steht auch, dass „durch aktive Beteiligung aller Politikverdrossenheit abgebaut werden und der Spaß am Mitreden und Mitgestalten geweckt werden kann“. 40 Kinder und Jugendliche im Alter von 13 bis 20 Jahren waren nach dem öffentlichen Aufruf im März interessiert am Mitmachen, dabei geblieben sind zehn. „Macht das Beste daraus“, ermunterte sie Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD) am Freitag, als er ihnen Urkunde und eine Kiste Büromaterial übergab. Ein Mitspracherecht in den Ausschüssen und in der Stadtverordneten-Sitzung wurde ihnen bereits zugesichert. Nun warten sie noch auf die erste Einladung. Eine Liste mit Wünschen werden sie in das Gremium mitbringen. Priorität hat für sie ein Skaterpark, denn vor den Einkaufsmärkten in der Oderstraße sind die jungen Skater nicht gern gesehen. Das Schwimmbad könnte nach ihrer Meinung länger öffnen, weil viele erst später aus der Schule kommen. „Für eineinhalb Stunden lohnt sich das nicht. Absolut gut wäre es, erst 21 Uhr zu schließen", weiß Kaffenberger aus einer Umfrage. Abends seien zudem die Sportplätze meist verschlossen und das Teltower Kino sei auch nicht berauschend. Um sich treffen zu können, bliebe meist nur Berlin. „Denn wenn wir abends noch auf der Straße sitzen, um zu quatschen, regen sich viele Erwachsene auf.“ Auf einer eigenen Website wollen sie darüber informieren, was sie im Stadtparlament vortragen und erreichen. „Schlagartig wird sich zwar nichts verändern, aber manches geht vielleicht doch schneller", hoffen die Jung-Parlamentarier. K Graulich
K Graulich
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: