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Kein Erzieher in Sicht. Die Kitas in Werder hätten zwar genug Platz für zusätzliche Kinder. Der Stadt fehlt es jedoch an Erziehern, sodass keine weiteren Kinder mehr aufgenommen werden können. Jetzt hoffen die Werderaner, dass ihre Kinder in den Nachbargemeinden unterkommen können.

© dpa

Potsdam-Mittelmark: Erzieher dringend gesucht

Die Werderaner Kitas sind derzeit voll ausgelastet. Nicht vom Platz her, aber vom Personal

Von Enrico Bellin

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Werder (Havel) - Die Stadt Werder sucht derzeit händeringend nach Erziehern für ihre Kindertagesstätten. Da in den vergangenen Jahren viele Familien mit Kindern in die Stadt gezogen sind und in Werder selbst viele Kinder geboren werden, reicht die Kapazität der Einrichtungen nicht mehr aus. „Wir können dem staatlichen Anspruch auf einen Kita-Platz nicht mehr gerecht werden“, sagte Werders Bürgermeisterin Manuela Saß (CDU) am gestrigen Mittwoch auf einer Pressekonferenz.

Zwar wäre in den Kitas der Stadt der Platz für mehr Kinder vorhanden, es gebe aber nicht genügend Erzieher, um sie auch betreuen zu können. Für das laufende Kitajahr können so bereits 60 Anmeldungen von Eltern nicht mehr berücksichtigt werden, obwohl es in der Stadt fast 2000 Betreuungsplätze in kommunalen und privaten Kindertagesstätten, bei Tagesmüttern und in Halbtagsgrundschulen gibt. „Wir haben im Rhythmus von zwei Monaten Erzieherstellen ausgeschrieben, auch derzeit suchen wir wieder“, so Saß. Es gebe jedoch zu wenige ausgebildete Erzieher, Bewerber könnten sich die Stellen aussuchen.

Auch die Zahl der Tagesmütter in Werder, die jeweils bis zu fünf Kinder betreuen können, hat abgenommen. Waren 2012 noch 31 Mütter gemeldet, sind es jetzt nur noch 25. Grund sind Saß zufolge schlechte finanzielle Rahmenbedingungen, auch Krankheits- und Urlaubsvertretungen seien schwer zu organisieren. Der Landkreis will deshalb ein Netz aus Tagesmüttern aufbauen, die im Bedarfsfall einspringen können, wie Stefan Kowalczyk, Teamleiter der Tagesbetreuung, auf PNN-Anfrage gestern mitteilte. „Das können beispielsweise Tagesmütter in Rente sein, die sich bereit erklären, bei Krankheit einzuspringen.“ Kowalczyk zufolge zahle der Landkreis nach Potsdam in Brandenburg die höchsten Sätze für Tagesmütter, sodass das Geld kein Argument für fehlende Plätze sei. Zudem gebe es Ansätze wie in Beelitz, wo Tagesmütter und Kitas kooperieren. Kinder von Tagesmüttern könnten so im Notfall in Kitas untergebracht werden, der Landkreis zahle den Kitas dann 35 Euro pro Kind. Auch Werderaner Kitas haben Tagesmüttern in Not schon zweimal geholfen.

Laut Stefan Kowalczyk hat Werder bereits Ende November beim Jugendamt die fehlenden Betreuungsplätze gemeldet. In der vergangenen Woche habe es Gespräche mit den freien Trägern von Kindertagesstätten in der Stadt gegeben, um herauszufinden, ob dort mehr Kinder betreut werden könnten. Da die Stadt aber eine Vereinbarung mit dem Landkreis aufgekündigt hat, die die Finanzierung der Plätze von privaten Kitas regelt, halten sich die Träger Kowalczyk zufolge mit dem Aufbau neuer Stellen zurück.

Bisher zahlte der Landkreis etwa 85 Prozent der Kosten eines Kitaplatzes, 15 Prozent kamen von der Stadt. Seit dem Aufkündigen der Vereinbarung habe die Stadt ihre Zahlungen an die freien Träger jedoch einseitig reduziert, sodass nicht klar sei, ob sie die Betreuungskosten decken. „Wir haben aber das Gefühl, dass Werder gegenüber neuen Verhandlungen zur Bezahlung offen ist“, so der Teamleiter.

In der Stadt hofft man derweil darauf, Kinder, die man selbst nicht betreuen kann, bei den Nachbargemeinden unterzubringen. „Für Eltern, die beruflich nach Potsdam oder Kloster Lehnin fahren, ist es ja möglich, die Kinder dorthin mitzunehmen“, so die Bürgermeisterin. Grundsätzlich sei das Stefan Kowalczyk zufolge auch möglich. „Eigentlich sollten mit der Regelung aber die Eltern die Wahl haben, in welche Kita sie ihr Kind bringen können.“ Die Stadt habe auf den Zuzug von Familien womöglich nicht adäquat reagiert, zudem hätten auch die Nachbarn kaum freie Plätze.

So gab es aus dem benachbarten Kloster Lehnin bereits eine Absage. „Wir sind froh, wenn wir unsere eigenen Kinder unterbringen können“, so der zuständige Fachamtsleiter für Soziales, Berthold Satzky. Der nahe an Werder liegende Ortsteil Göhlsdorf habe zwar eine Kita, „dort sind aber maximal drei bis fünf Plätze frei“. Auch in Kloster Lehnin habe man mit mangelndem Personal zu kämpfen.

Der Potsdamer Rathaussprecher Jan Brunzlow sagte auf Anfrage, dass man derzeit zwar ein kleines Polster an freien Plätzen in den insgesamt 118 Kitas habe. In der Bedarfsplanung für 2015 seien Kinder aus den Umlandgemeinden aber nicht eingeplant. Die Gemeinde Schwielowsee hingegen hat angeboten, im Notfall zu helfen. „Von den Anmeldungen her sind wir ausgelastet“, so Bürgermeisterin Kerstin Hoppe (CDU). Ob die Eltern ihren Platz aber in Anspruch nehmen, stehe auf einem anderen Blatt. Es komme ständig zu Veränderungen, daher könne man pauschal auch nicht sagen, dass man keinen Platz habe, so Hoppe. (mit es)

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