Potsdam-Mittelmark: Erziehungshilfe für Eltern
In Teltow entsteht ein vom Land gefördertes Familienzentrum / Projekt läuft zunächst zwei Jahre
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Teltow - Hermann Staats drückt es etwas pathetisch aus: „Ein Dritter im Bunde von Zweien ist bindend und trennend zugleich.“ Was der Entwicklungspsychologe der Potsdamer Fachhochschule (FH) meint, sind die Freuden und Probleme junger Eltern. Die Kennzeichen einer Familie – Freude, Sorgen, Streit, Autonomiebestrebungen, Abnabelung, Pflegefälle und Trauer – werden Mütter und Väter, Töchter und Söhne letztlich ein Leben lang begleiten. Eltern-Kind-Zentren sollen helfen, die sich ständig wandelnden Aufgaben, die eine Familie zu bewältigen hat, zu meistern. In Teltow soll mit konzeptioneller Hilfe der FH in den kommenden Monaten ein solches Zentrum aufgebaut werden.
Spätestens seit dem PISA-Schock hat die Familie im gesellschaftlichen Diskurs wieder an Bedeutung gewonnen, steht das Schaffen von familien- und kinderfreundlichen Rahmenbedingungen auf der politischen Agenda. Das Land Brandenburg hält für den Aufbau von Eltern-Kind-Zentren in diesem und im nächsten Jahr insgesamt 398 000 Euro bereit. Neben Teltow sollen in 14 weiteren märkischen Kommunen solche Projekte verwirklicht werden. Modellhaft sollen Kindertagesstätten, Krippen, Horte oder andere geeignete Einrichtungen, die regelmäßig von Familien besucht werden, zu Eltern-Kind-Zentren ausgebaut werden. Sie sollen Netzwerke sein, die Betreuungs- und Bildungsstätten, Kinderärzte, Gesundheitsämter und andere Einrichtungen, die mit Familien zu tun haben, verbinden und bei Bedarf schnell Hilfe anbieten.
Benötigt wird diese Unterstützung: Bei einer Umfrage des Landkreises Potsdam-Mittelmark im vergangenen Jahr wünschten sich die meisten der teilnehmenden 500 Eltern mehr Hilfe bei der Bildung ihrer Kinder. Berufliche Auslastung, ein schwieriges soziales Umfeld oder eigene Probleme erschweren vielen Eltern die Bildung und Erziehung ihrer Kinder. „Elterliche Erziehungskompetenzen zu unterstützen, inhaltliche und auch räumliche Angebote zur Betreuung von Kindern zu machen, ist eine Aufgabe des Zentrums“, referiert Projektkoordinatorin Silke Klug. Während einer Auftaktveranstaltung in Teltow berieten gestern Vertreter verschiedener Einrichtungen – Kitas, Schulen, STIBB e.V., Akademie „2. Lebenshälfte“, Tagesmütter – für welche Bedürfnisse ein Familienzentrum in der Stadt entwickelt werden kann.
Vorrangiges Ziel der Eltern-Kind-Zentren ist die bessere Erreichbarkeit von Diensten und Leistungen für Familien. Dabei soll das Eltern-Kind-Zentrum ein Angebot für alle Familien sein, das für sämtliche familiären Belange offen ist und Begleiter im Alltag ist. Ein Familienleben wird vor allem in Situationen des Übergangs auf die Probe gestellt, sei es beim Beginn der Tagesbetreuung, beim Übergang der Kinder von der Kita in die Schule, in der Pubertät bis hin zur Pensionierung der Eltern mit dem nicht seltenen Verlust an Wertgefühl und Identifikation. Ein Familienzentrum soll helfen, mit Fachkräften Ressourcen zu entdecken und zu entwickeln, wie man mit den jeweiligen Situationen umgeht.
Die Stadt Teltow war eine von sechs Bewerbern im Landkreis Potsdam-Mittelmark um die Förderung eines Familienzentrums. „Bei der Auswahl haben wir u.a. geschaut, wo die Kooperation von freien Jugendhilfeträgern und Kommune bereits auf einer guter Basis steht und wo es einen besonderen Bedarf gibt“, so Thomas Schulz, Fachbereichsleiter für Kinder, Jugend und Familie im Landkreis.
Die Kommunen werden mit der Landesförderung angeregt und aufgefordert, ihre familienunterstützenden Angebote neu zu strukturieren und auszubauen. Für Teltows Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD) soll das Familienzentrum ein festes Domizil in der Stadt finden und ein wesentlicher Standortfaktor werden. Ein Makel der Landes-Initiative sei indes, die Projekte nur zwei Jahre zu fördern. Diese Zeit gelte es zu nutzen, so Schmidt, eine langfristige Notwendigkeit nachzuweisen. Die Familie ist auch im Alter, ja bis zum Tod, gefordert, so FH-Professor Staats. In solchen Perspektiven müsse man denken. Eine solch lange Perspektive wünsche er auch dem Familienzentrum. Peter Könnicke
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