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Potsdam-Mittelmark: Es geht ohne Führerschein – aber nicht ohne Auto

Viele Autofahrer setzen sich ohne Fahrerlaubnis ans Steuer. Die meisten bleiben unentdeckt, sagt die Polizei

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Viele Autofahrer setzen sich ohne Fahrerlaubnis ans Steuer. Die meisten bleiben unentdeckt, sagt die Polizei Potsdam-Mittelmark - Ein typischer Fall, der sich vor kurzem in Stahnsdorf abgespielt hat: Bei einer routinemäßigen Kontrolle wird ein Autofahrer angehalten. Der 49-jährige Mann aus Teltow kann keinen Führerschein vorzeigen, den habe er zu Hause vergessen. Eine Abfrage der Polizei ergibt etwas anderes: Dem Mann ist die Fahrerlaubnis abgenommen. Mit den Fakten konfrontiert, gibt er zu: Ja, wegen Alkohol am Steuer. Immer wieder tauchen solche Meldungen in den Polizeiberichten auf. Im ersten Quartal dieses Jahres hat die Polizei im Bereich Potsdam und Teltow 109 solcher Fälle registriert. Die Dunkelziffer liegt offensichtlich bei einem Vielfachen, wie Polizeisprecherin Angelika Christen bestätigt: „Es gibt viel mehr Fälle, als festgestellt werden.“ Der Schwerpunkt der Kontrollen liege bei Geschwindigkeit. Wenn ein Schwarzfahrer geblitzt wird und einen Zahlungsbescheid nach Hause geschickt bekommt, falle das niemanden auf. Beim Potsdamer Innenministerium ist für das Jahr 2003 die Zahl von 7357 Führerscheinlosen zu erfahren – landesweit. Zu einer Prognose über die Dunkelziffer lässt sich aber auch hier niemand verleiten. Zumal man bei vielen der Schwarzfahrer vermuten muss, dass sie durch defensive Fahrweise versuchen, möglichst nicht aufzufallen, vermutet Manfred Lasse, der in Potsdam die Abteilung Verkehrsstraftaten leitet. Er berichtet von einer Frau, die den Verlust des Führerscheins sogar vor ihrem Mann verheimlichte. Und vor dem Arbeitgeber. Häufig seien es ja berufliche Gründe, weshalb die Leute sich wieder hinters Steuer setzten. So rechtfertigen die Schwarzfahrer ihr Tun. Auf der anderen Seite gibt es immer wieder Fälle, wo Autofahrer frappierend unvorsichtig sind. Ein schlechtes Gewissen scheinen auch sie nicht zu haben. Wie ein Mann, der im Januar in Stahnsdorf mit Tempo 95 geblitzt wurde. Er hatte seinen Führerschein zuvor wegen Rasens verloren. Ein paar Tage später stieg ein Mann in Teltow auf dem Gelände der Polizeiwache in seinen Wagen, obwohl er dort gerade seinen Führerschein abgegeben hatte. Nach Ansicht der Verkehrspsychologin Maritta Zentgraf auch kein untypischer Fall. Sie hat in ihrer Arbeit einen Typ von Menschen erlebt, für die Regeln nicht mehr zu gelten schienen. Solche Leute würden sich dann auch alkoholisiert ans Steuer setzen oder die Versicherung einfach nicht zahlen. Die Diplom-Psychologin vermutet, dass das Phänomen eher zunimmt. Viele Menschen würden auch dauerhaft ohne Führerschein dastehen, weil sie mit den Anforderungen der anschließenden Eignungstests überfordert seien. Wieder an das Dokument zu kommen, kann etwa bei Alkoholfahrern schnell vierstellige Kosten verursachen. Volker Eckert

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