Potsdam-Mittelmark: Es ist noch Suppe da
„Ullrich''s“ Gulaschkanone wird drei Jahre alt
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Schwielowsee · Geltow - Markus Ullrich ist Babelsberger, ist gelernter Heizungsbauer, war nach der Wende selbständiger Spediteur ohne Geschäftserfahrung und hat Lehrgeld bezahlt. Als zum neuen Jahrtausend eine Gulaschkanone des Baujahres 1962 aus NVA-Bestand zum Verkauf angeboten wurde, taten sich Schwester, Vater und Mutter mit Markus Ullrich zusammen und kauften das gute Teil.
Mit drei Kesseln à hundertachtzig, siebzig und fünfunddreißig Liter ist die Veteranin bestens geeignet, um leckere Erbsensuppe, Kesselgulasch und ein Tässchen Kaffee zuzubereiten. Bis vor vier Monaten stand die Kanone noch dampfend neben dem Korbmacher auf der Brücke gen Werder, seit Herbst steht sie ohne Fahrgestell und fest montiert, rechter Hand aus Potsdam kommend am Ortseingang Geltow. Die Räder hat Markus Ullrich abmontiert, damit seine Kanone nicht doch noch vorzeitig Abschied nimmt. Eine Vorgängerin tat dies, nachdem die Ullrichs eine volle Ladung der gut schmeckenden Erbsensuppe an die Potsdamer Tafel gespendet hatten. Tags darauf hatte sich die Gulaschkanone mit unbekanntem Ziel davon gemacht ...
Den Gebrauchswert schätzt Markus Ullrich auf bis zu zweitausend Euro, das sind zu verkaufende eintausend Halbliterportionen. Jetzt im Winter würde das mehrere Monate dauern, zu Saisongeschäften wie Baumblütenfest oder andere Großevents liefe das schon anders. Jetzt jedenfalls steht „Ullrich''s“ Kanone für seine Laufkundschaft hier. Die durchreisenden Trucker sind mit Preis und Qualität zufrieden, mit einem halben Liter für zwei Euro, mit Bockwurst drei Euro, kostenlosem Nachschlag, lässt sich gut leben. Manche Kunden kommen mit eigenem Geschirr und holen Suppe für die Familie. Alles, was nicht am selben Tag verkauft werde, „geht zum Schwein“ ...
Markus Ullrich erklärt, warum seine Suppe gar nicht in der eigenen Kanone gekocht wird, sondern aus dem Oberharz, aus dem kleinen Ort Elend (!) stammt. Dort wird die Suppe mit allen Zutaten in vielen Feldküchen in großer Produktion gekocht und als Konserve verpackt und ausgeliefert oder von Kunden wie den Ullrich''s 500-literweise abgeholt und an der eigenen Kanone, gewärmt . Es rechne sich einfach nicht, einen einzigen Kessel selbst zu kochen.
Markus Ullrich atmet dampfend, die Suppe dampft mit. Die Temperaturen sind weit im Minusbereich, da sei der Tag bis zum Feierabend noch lang. Manche Kunden würden nicht vermuten, dass er schon zwei, drei Stunden vor der ersten Portion im Dienst sei und im Winter zusätzlich noch alles für den nächsten Tag vorbereite. Wenn „Ullrich“s“ mit ihrer Gulaschkanone am 11. März ihr 3-Jähriges Bestehen feiern, will die Familie das Fest zu einer 1-Euro-Party machen – als Reverenz an ihre treuesten Kunden und an die, die es noch werden wollen.
Mitgebrachte Töpfe und Pfannen würden für einen einzigen Euro gefüllt. Die Schwester würde schon Flyer entwerfen und im Internet lässt sich auch nachlesen, wie die Party steigt. Markus Ullrich wünscht sich, auch in zehn Jahren hier stehen zu dürfen und nicht in Hartzvier enden zu müssen, dies sei auch sein Geburtstagswunsch – zwei Tage vor dem Jubiläum wird Markus Ullrich Dreißig.
Infos unter:
www.ullrich-feldkueche.de
Magda Gressmann
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