
© BKa Böhm
Werder (Havel): Es war einmal ein Kletterwald
Investor wartet seit zweieinhalb Jahren auf Baugenehmigung – auf PNN-Anfrage wurde sie jetzt zugesagt
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Werder (Havel) - Jörg Böhm wurde vom Rathaus Werder gefragt, ja regelrecht bekniet. Der Vogtländer ist ausgewiesener Spezialist für Kletterwälder, hat Dutzende konzipiert und betreibt selbst vier. Die Stadt Werder wollte auch einen – eine Touristenattraktion, die den Stadtpark auch für Einheimische attraktiver macht. Alle städtischen Gremien waren einstimmig dafür, die Untere Naturschutzbehörde in Bad Belzig sagte eine schnelle Bearbeitung zu. Jörg Böhm ahnte nicht, worauf er sich da einlässt.
Sein Bauantrag liegt zwar noch in Bad Belzig, er rechnet aber nicht mehr mit einer Genehmigung. Nach dreijähriger Hängepartie hat sich Böhm innerlich vom Kletterwald in Werder verabschiedet. „Woran es noch hängt? Keine Ahnung“, sagt er auf PNN-Anfrage. „Vielleicht ist die Konkurrenz in Klaistow aktiv geworden“, stichelt er. Es sei ja auch nicht so, dass er nichts anderes zu tun hätte. „Ein vergleichbares Projekt in Mönchengladbach hat zwei Monate gedauert“, sagt Böhm. In Mecklenburg-Vorpommern musste er sich nur den Bau eines Kassenhäuschens genehmigen lassen, für den Kletterwald selbst war kein Bauantrag nötig.
Auch Böhms Architekt Rainer Baumann, der bei allen Projekten mit ihm zusammenarbeitet, ist ratlos. „So etwas habe ich noch nicht erlebt.“ Im September 2009 sei der Bauantrag abgegeben worden, nachdem das Vorhaben in der Stadt Werder „regelrecht gefeiert“ wurde. Bis März 2010 habe es dann dreimal nacheinander Nachforderungen von Unterlagen gegeben. Schon mal ungewöhnlich, findet Baumann. „Als auch die letzte Nachforderung abgearbeitet war, kam dann im Juni 2010 ein Schreiben, dass die Forstbehörde die Waldumwandlung ablehnt.“ Ein völliges Novum für die beiden Kletterwald-Macher.
Übliche Lesart: Der Wald wird durch solche Projekte in der Funktion nicht beeinträchtigt. In zähen Verhandlungen wurden schließlich schwindelerregende Kompensationen vereinbart: Jörg Böhm sagte zu, den Waldumbau für 40 000 Quadratmeter Kiefernwald bei Bad Belzig zu finanzieren. Dafür darf er das Waldstück am Stadtpark für 15 Jahre nutzen. Die entsprechenden Unterlagen reichte sein Architekt komplett am 9. Mai 2011 bei der Bauaufsicht ein. Nicht mal eine Rückmeldung bekam er – bis heute nicht.
„Im September habe ich nachgefragt, was ist. Da wurde mir gesagt, die Unterlagen sind an die Untere Naturschutzbehörde gegangen“, so Architekt Baumann. Im Dezember, so hat er in mehreren Telefonaten recherchiert, ging der Antrag zurück zur Bauaufsicht. „Als ich am 16. Dezember dort angerufen habe, wurde mir gesagt, der zuständige Mitarbeiter sei bis Mitte Januar im Urlaub.“ Aber auch danach kam noch keine Reaktion. Baumann: „Ich hätte ja längst eine Untätigkeitsklage einreichen können.“
Von der Bauaufsicht wird der zeitliche Ablauf des Antragsverfahrens im Wesentlichen bestätigt. Will man Werders Kletterwald verhindern? „Warum soll der Landkreis kein Interesse daran haben?“, fragt Fachdienstleiter Ulf Schilling zurück. „Von den einbezogenen Fachbehörden hat sich keine gegen das Projekt ausgesprochen“, betont er und kündigt an, dass die Baugenehmigung „im Ergebnis des Genehmigungsverfahrens“ ja jetzt erteilt werden kann.
Die Presseanfrage hat womöglich Wirkung gezeigt: „Mein Mitarbeiter ist bestrebt, den Bauantrag im Laufe der kommenden zwei Wochen abschließend zu bearbeiten.“ Zugleich lässt Schilling blicken, dass seine Behörde völlig überlastet ist: Der betreffende Mitarbeiter habe derzeit 115 Vorgänge zu bearbeiten, 20 „zur Abarbeitung.“ „Ein früherer Termin konnte deshalb nicht realisiert werden.“ Das noch: Die Mutmaßung des Bauherrn, dass der Landkreis Werders Kletterwald wegen der Konkurrenz in Klaistow verhindern will, sei unbegründet.
Jörg Böhm glaubt derweil inzwischen gar nichts mehr. „Mit einer Bearbeitungszeit von zweieinhalb Jahren für einen Bauantrag besteht kaum Hoffnung, Investoren in Brandenburg zu binden.“ Wann der Kletterwald in Werders Stadtpark kommt, will er nicht mehr vorhersagen. Nur so viel: „Wenn die Genehmigung da ist, wird die Planung wieder aufgenommen.“ Das ist mehr, als man erwarten kann.
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