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Potsdam-Mittelmark: Experiment der Nichtarchitektur

Betr. Haus mit Auge, 23.

Stand:

Betr. Haus mit Auge, 23.Oktober

Sachliche Zwischenrufe zum aktuellen Bauen in Potsdam werden überhört oder bewusst missverstanden. Deshalb Vorsicht, es folgt Polemik!

Zu einer Augenvergiftung beim Betrachter kann das Modell für das neue Finanzministerium Brandenburg schon führen. Monoton aufgereihte Fenster, soweit das Auge reicht. Nur ein größeres Loch glotzt etwas störend aus der Wand. Das geplante Bürohaus, wie es das Bauschild an der Friedhofsgasse zeigt, könnte so manchen Bürger verstören. Solche Nichtarchitektur ist geeignet, Tote auf dem benachbarten Friedhof aufzuwecken. Der Kastenbau nach brachial-banaler Machart aus dem Hause Speer mag für sein Ministerium angemessen sein. Doch – Obacht! – das jetzt entstehende Bürohaus ist zugleich ein Probebau für das neue Landtagsgebäude. Daraufhin deutet beim Neubau fürs Finanzressort zum einen der landesweit erste Test des Verfahrens der öffentlich-privaten Partnerschaft (ÖPP), das auch beim Landtagsneubau angewandt werden soll. Aber auch das Erscheinungsbild des Büroneubaus muss als Experiment gelten. Thema: Gibt es eine Schmerzgrenze bei der Wahrnehmung öffentlicher Bauten? Wie sonst ist das neue Speer-Ministerium zu verstehen, wenn nicht so: „Seht, welch schöne Klötze wir bauen können, sind sie auch noch so hässlich!“Aber vielleicht ist bis zur Ausführung des Außenanstrichs am neuen Finanzministerium ja ein CDU-Minister Herr des Hauses. Dann besteht immerhin die naheliegende Möglichkeit, dass es zu einer schwarz statt wie bisher geplant rot gestalteten Fassade kommt. Und dies wäre dann durchaus standortverträglich – an der Friedhofsgasse.

Reinhard Gassong, Potsdam

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