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E-Bikes in Kleinmachnow: Fahrspaß mit garantiertem Grinsen
Kleinmachnow bietet E-Bikes zum Test an und folgt dabei einem Trend. Die Nachfrage wächst
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Kleinmachnow/Teltow - Mit halber Kraft doppelt so weit: Um den Umstieg vom Auto auf eine klimafreundlichere Variante zu erleichtern, bietet die Gemeinde Kleinmachnow ihren Bewohnern jetzt kostenlosen Fahrspaß auf Elektrorädern an. Damit folgt die Gemeinde einem Trend. In Teltow werden Elektrofahrräder bereits seit 2014 verliehen, das vom Land Berlin im Rahmen des Schaufensters Elektromobilität (siehe oben) finanzierte Projekt „EBikePendeln“ bietet Berufspendlern die Möglichkeit, Elektrofahrräder auf dem Arbeitsweg zu testen. Die Initiativen eint ein Ziel: den Autoverkehr zu reduzieren und das Klima zu verbessern.
Seit vier Wochen können sich Interessierte zwei von der Gemeinde Kleinmachnow erworbene Elektrofahrräder leihen und diese auf ihre Alltagstauglichkeit hin testen. Schon nach den ersten Tagen ist das Fazit positiv. „Die Kilometerstände zeigen, dass die Räder schon gut unterwegs waren“, sagt Susanne Müller-Kasch, die die Ausleihe koordiniert. Das Schönste sei das erste „Pedelec-Grinsen“, sagt Julian Affeldt von der Lokalen Agenda 21, AG Energie und Klimaschutz, die die Idee der Leihräder bei der Gemeinde durchsetzte. Jeder, der einmal auf dem Sattel eines Elektrofahrrades sitzt, hat es über kurz oder lang im Gesicht, weiß er. Etwa, wenn der erste Berg ohne Anstrengung bezwungen ist.
Die von der Gemeinde angeschafften Räder erreichen eine Höchstgeschwindigkeit von 25 Kilometern pro Stunde. Dabei werde „niemand in die Geschwindigkeit reingezwungen“, so Affeldt. Das Rad sei nur so schnell, wie der Einzelne tritt. Zudem könne jeder individuell einstellen, wie stark ihn der Motor unterstützen soll.
Keine halbe Stunde dauert es mit den Elektrofahrrädern bis zur Landeshauptstadt, nicht einmal eine bis zum Berliner Alexanderplatz. Dabei „kommt man entspannt an und auch ohne Stress wieder zurück“, sagt Affeldt. Erklärtes Ziel, das sich mit dem Verleih der Räder verbindet, sei es, sowohl die Mobilität bei älteren Kleinmachnowern zu erhöhen als auch den motorisierten Autoverkehr und somit den Ausstoß von Kohlendioxid zu minimieren, sagt er.
Schon 2014 hatte sich die Nachbarkommune Teltow für diesen Weg entschieden und bietet in Kooperation mit der Firma movelo Elektrofahrräder zum Verleih an. Diese können für 20 Euro am Tag oder stundenweise gemietet werden. Auch hier sei das Interesse ungebrochen, sagt Stadtsprecherin Andrea Neumann. Als erste Brandenburger Kommune im Land richtete die Stadt im September vergangenen Jahres am S-Bahnhof Teltow Pedelec-Boxen ein, in denen hochwertige Elektrofahrräder eingeschlossen und aufgeladen werden können. Das Angebot werde zunehmend genutzt, so Neumann. Bisher seien die Boxen 94 Mal angemietet worden. Trotz der Initiativen seien insgesamt aber noch nicht die Klimaziele erreicht, die sich die Stadt vorstelle, so Neumann.
Unterstützt werden die Kommunen in ihrer Klimastrategie durch das 2014 vom Land Berlin finanzierte Projekt „EBikePendeln“, das vor allem Berufspendler aus dem Umland dazu anregen will, das Auto in der Garage zu lassen. Mit 130 Teilnehmern aus 15 Unternehmen und Institutionen im Berliner Südwesten sowie Teltow, Kleinmachnow und Stahnsdorf war das Projekt vor einem Jahr an den Start gegangen. Im ersten Jahr legten die Teilnehmer dabei im Schnitt 12,5 Kilometer täglich zurück. Eine optimale Einsatzstrecke für solch ein Rad, sagt Julian Affeldt. „Bei einer Fahrstrecke von etwa zehn Kilometern bin ich in der Regel mit dem Fahrrad schneller als mit dem Auto“, hat er festgestellt. E-Bikes eignen sich somit bei Weitem nicht nur für den Sonntagsausflug, erklärt er.
Allerdings: Mit der erhöhten Geschwindigkeit wächst auch die Gefahr. Eine Helmpflicht für Räder unter 25 Stundenkilometern bestehe nicht. Doch wer flott auf den Radwegen unterwegs sei, für den werde jeder Bordstein spürbar, weiß Affeldt. Viele Radwege seien nicht für die schnellen Räder ausgelegt. Die Lokale Agenda appelliert daher, bei Neubauten die Entwicklungen mitzudenken und asphaltierte Radwege in entsprechender Breite anzulegen. Im Rahmen des Schaufensterprojektes Elektromobilität waren zunächst auch Verkehrswege für Pendler und sogenannte Schnellradrouten angedacht. Ob sie kommen, stehe derzeit jedoch in den Sternen, so Affeldt. Zum Jahresende laufen die Schaufensterprojekte aus.
Dabei spare ein Pedelec nicht nur Kraft oder Kohlendioxid. „Eine volle Ladung Strom kostet gerade mal zehn Cent“, weiß Affeldt. Ein voller Akku würde für eine Strecke von mindestens 50 Kilometern reichen. Über eine normale Steckdose sei es in ein paar Stunden schnell wieder aufgeladen. Aber auch ohne Strom lässt sich das Rad weiter nutzen. Noch sind die von der Gemeinde Kleinmachnow zur Ausleihe angebotenen Räder allein am Seniorenwohnheim in der Heinrich-Heine-Straße 1 stationiert und können jeweils für die Dauer von zwei Wochen geliehen werden. Weitere Anschaffungen hält Affeldt aber für möglich. Längerfristig schwebt ihm eine Art „E-Bike-Sharing“ vor, das es auch ermöglicht, Räder kurzfristig und spontan zu entleihen. Solveig Schuster
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