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Potsdam-Mittelmark: Fast wie in Venedig

Mehr als 3500 Gäste feierten das 5. Fährfest in Caputh / Faszinierende Ski-Akrobatik auf dem Wasser und Technikshow

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Schwielowsee - Die Caputher Fähre hatte am Sonnabend viel zu tun: Schranke hoch, Leute rauf, ablegen - und das im Zehn-Minuten-Takt. Bei jeder Überfahrt zwischen Geltow und Caputh herrschte Hochbetrieb auf der „Tussy II“, denn zum fünften Fährfest der Gemeinde Schwielowsee wurden beide Ufer des Caputher Gemündes zur Festmeile. Weit über 3500 Gäste nutzten die ersten Sonnenstrahlen nach den vergangenen regnerischen Tagen, um den Nachmittag am Wasser zu verbringen - und dabei Einiges zu erleben.

Fährmann Karsten Grunow ist damit beschäftigt, Autos, Motorräder und Menschen auf Deck zu sortieren, letztere fahren heute kostenlos. Jeder Quadratmeter wird dabei genutzt. Auch die Situation auf dem Wasser hat er im Blick, per Funkgerät steht er in Kontakt mit der Wasserschutzpolizei, die sich mit ihrem Boot an der südlichen Zufahrt zum Kanal postiert hat. „Außerdem sind unsere Feuerwehrleute sowie die DLRG auf dem Wasser – immerhin ist das Gemünde heute besonders stark befahren“, sagt er. Freiwillige Helfer sperren vor jeder Fahrt das Wasser am Nordende. „Den kannst Du noch durchlassen“, ruft Grunow zu dem kleinen Ruderboot hinüber, das sich tapfer einer Yacht in den Weg stellen will.

Als die vorbei ist, setzt sich die Fähre mit einem Ruck in Bewegung. Auf halber Strecke recken die Passagiere die Köpfe in die Luft, um einen Blick auf die Wasserski-Show zu erhaschen, die in diesem Augenblick begonnen hat. Mit über 50 Stundenkilometer saust ein Motorboot an den von Menschen gesäumten Ufern vorbei. Auf den Brettern steht die Bürgermeisterin der Gemeinde, Kerstin Hoppe (CDU), historisch kostümiert als Hauptmann von Köpenick. Nur zwei Mal habe sie für ihren Auftritt mit dem Wasserskiverein Caputh geübt, erzählt sie später. Vereinspräsident Heiko Hüller zeigt wenig später sein Können. Absoluter Höhepunkt wird dann die menschliche Pyramide, die fast den gesamten Weg durch das Gemünde in Formation bleibt.

Bereits am Freitagabend hatte es einen Empfang für die über 40 Sponsoren gegeben. Bürgermeisterin Hoppe und Fährmann Grunow hatten das Fährfest kurz nach der Gemeindefusion als einendes Element aus der Taufe gehoben und es seit dem zum Sommerevent für alle drei Ortsteile ausgebaut. „Wenn wir am Schwielowsee zusammenarbeiten, können wir eine Menge auf die Beine stellen“, sagt sie, wieder trockenen Fußes am Ufer angekommen. Das findet Anerkennung auch bei den Nachbarn: Die Bürgermeister aus Werder, Michendorf, Groß Kreutz, Nuthetal und Stahnsdorf sowie die Potsdamer Kulturbeigeordnete Birgit Fischer, darüber hinaus Vertreter aus Bundes- und Landespolitik, sind der Einladung an den Schwielowsee gefolgt.

Da während der Show das Gemünde komplett gesperrt war, schieben sich jetzt besonders viele Wasserfahrzeuge vorbei: Yachten, Ruderer, Kanus – Heck an Bug bilden sie einen langen Korso. Die Leute winken, Grüße zwischen Ufer und Deck werden ausgetauscht. Ein Fahrgastschiff legt gerade an. „Fast wie in Venedig“, gerät Capuths Ortsbürgermeister Holger Teichmann ins Schwärmen.

Während der eigentliche Hauptakteur des Festes, die Fähre „Tussy II“, kurz darauf ihre Fahrt wieder aufnimmt, wird auf der Geltower Seite ihre Vorgängerin bestaunt. „Tussy I“ feiert heute ihren ersten Tag im wohlverdienten Ruhestand. Seit 1942 war sie im Einsatz, bevor 1998 die Ausmusterung kam. Karsten Grunow und seine Mitarbeiter hatten die alte Dame in Eigenleistung restauriert und sie nun als Technikdenkmal neben der Caputher Chaussee aufgestellt.

Aber es gibt auch andere Möglichkeiten, den Kanal zu überqueren. Am frühen Abend wird ein dickes Tau über die 80 Meter zwischen Geltow und Caputh gespannt. Was als „Tanz auf dem Seil“ angekündigt war, wird für die Soldaten des Fernmeldebataillons im Einsatzführungskommando der Bundeswehr zu einer echten Kraftprobe: Stück für Stück hangeln sie sich von einem Ortsteil zum anderen, um herauszufinden, wer am schnellsten hinüber kommt – und dabei trocken bleibt. Tausende Gäste fiebern mit. Auch ein Schwielowseer geht ins Rennen: Der Jugendliche Martin Ackermann packt die Strecke ebenfalls und erntet dafür tosenden Applaus.

Am Abend wird an beiden Ufern getanzt. In Geltow und in Caputh spielen Livebands. Feiern kann man hier wie da – die Fähre hat Sonderschicht bis tief in die Nacht. Thomas Lähns

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