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Potsdam-Mittelmark: Feierabendsteine mit Pfoten

Märkisches Ziegeleimuseum Glindow ab März wieder geöffnet

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Werder · Glindow - Ein brenzliger Geruch steigt in die Nase. Feiner Kohlenstaub liegt überall auf dem Boden verteilt. Mit jedem Schritt ins Dunkel des runden Raumes krallt sich etwas mehr vom schwarzen Staub an den Schuhspitzen fest. „Unter unseren Füßen ist es über 1000 Grad heiß“, sagt Helmut Nier gelassen. Ein leises, mechanisches Klacken im Hintergrund zählt die Zeit herunter, bis sich eine kleine Klappe öffnet und neuer Kohlenstaub ins Feuer gegeben wird. Nein, der rüstige Rentner mit dem freundlichen Blick führt die Besucher des Märkischen Ziegeleimuseums nicht zur Höllenpforte, sondern direkt über die Brennkammern der Glindower Ziegelei.

Schon seit 1868 befindet sich an den Glindower Alpen – geschaffen vom Abraum des Tonabbaus in der Region - die derzeit einzige noch arbeitstüchtige Ziegelei der Umgebung. Fast alle gelben Ziegel, die das Stadtbild in Potsdam und Berlin zum Teil prägen, stammen aus den ehemals rund 30 Betrieben rund um das Tonabbaugebiet, erklärt Nier, Vorsitzender des Fördervereins der historischen Ziegelei in Glindow, der sich auch um das benachbarte Ziegeleimuseum in der Alpenstraße kümmert. Am 1. März wird die neue Saison eröffnet. „Fünf vor Zwölf“ befindet Nier mit einem Blick auf die gerade neu installierte Uhr am Ziegeleiturm, in dem sich das Museum befindet. So richtig will sie noch nicht ticken. In gebückter Haltung geht es die 56 Stufen, des natürlich aus gelbem Ziegel gebauten Turms hinauf. An schönen Tagen kann man hier die Aussicht bis zur Bismarckhöhe oder dem Funkturm auf dem Schäferberg genießen.

Die Farbe des gebrannten Ziegels bestimmt die Natur und ist eine Art Markenzeichen, sagt Nier und zeigt auf eine Auswahl historischer Steine, die der Verein für das Museum gesammelt hat. Darunter auch einige „Feierabendsteine“. Die letzten Ziegel des Tages verzierten die Arbeiter zum Beispiel mit Hundepfoten. „Auf einem haben wir sogar die Tagesabrechnung des Ziegeleimeisters gefunden“, erzählt Nier.

Heute wird der Ton für die Ziegel-Manufaktur in Glindow über weite Strecken transportiert. In der Ziegelei mit dem historischen Ringofen hat man sich auf die Denkmalpflege spezialisiert. So zieren Glindower Ziegel zum Beispiel das Schloss Babelsberg, den Flatowturm und das Holländisches Viertel. Ein Grund, warum das Museum vor allem Architekturstudenten und Baulehrlinge neben Touristen aus aller Welt anzieht. Doch im vergangenen Jahr hatte die Ausstellung mit einem kräftigen Besucherrückgang zu kämpfen. Rund 5000 Interessierte zählte das Museum – nur ein Drittel der früheren Besucherzahlen. Die Teilnahme am Internationalen Tag des Denkmals, der langen Nacht der Museen und dem Glindower Kirschfest sollen aber in diesem Jahr mehr Besucher locken. Nicht nur dafür erhält der Förderverein vom Landkreis einen jährlichen Zuschuss. Den will Nier einsetzen, um mehr Jugendliche für das historische Thema zu interessieren. Gemeinsam mit Werderaner Gymnasiasten soll die Geschichte einer Firma für Ziegeleimaschinen in Werder erforscht werden. Auch ein kleines Fenster in eine der 14 Brennkammern des Ringofens soll mehr Besucher locken. Beim Blick über das Werksgelände der alten Ziegelei verrät Nier: Wer will kann sich nach der Führung sogar seinen eigenen Feierabendstein mit Namen verziert brennen lassen.

Weitere Infos im Internet unter

www.ziegeleimuseum-glindow.de

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