Potsdam-Mittelmark: Ferch fordert Lärmschutz
Geplanter A 10-Ausbau auf acht Spuren trifft auch am Schwielowsee auf Skepsis
Stand:
Schwielowsee - Im Zuge des geplanten A 10-Ausbaus zwischen den Dreiecken Nuthetal und Potsdam fordert die Gemeinde Schwielowsee Lärmschutzwände für Ferch. Noch vor dem Anlauf des Planfeststellungsverfahrens im September will sich Bürgermeisterin Kerstin Hoppe (CDU) an Bundesbauminister Wolfgang Tiefensee (SPD) wenden. „Wir können nicht warten, bis wir gefragt werden“, sagte sie gestern gegenüber den PNN. Bei einer Bürgerversammlung hatten Fercher Anwohner zuvor klargestellt, dass sie sich schon jetzt – vor der Erweiterung der A 10 auf acht Spuren – durch Autolärm beeinträchtigt fühlen und eine Verschlechterung der Lage nicht hinnehmen wollen.
117 000 Fahrzeuge werden laut Prognosen in den kommenden Jahren täglich über die A 10 zwischen Michendorf und dem Dreieck Potsdam rollen, 126 000 werden es voraussichtlich zwischen dem Dreieck Nuthetal und Michendorf sein. Jeweils ein Viertel davon sind Lkws. Im Moment sind es 88 000 Fahrzeuge, deshalb sollen die insgesamt 8,8 Autobahnkilometer bis zum Jahre 2013 von derzeit sechs auf acht Spuren ausgebaut werden. Aufgrund der zu erwartenden Lärmbelästigung werden im Bereich Michendorf Lärmschutzwände auf insgesamt 5,5 Kilometer errichtet. Trotzdem fürchten die Bürger auch dort eine zusätzliche Belästigung. Manche wollen ihre Grundstücke verkaufen.
Für den Bereich Ferch ist hingegen gar kein Lärmschutz vorgesehen. „Es gibt hier einfach zu wenig Betroffene“, erklärte Planer Ralf Baumgärtel auf der Versammlung. Nur in acht Wohngebäuden würden die Grenzwerte voraussichtlich überschritten werden, und dort auch nur geringfügig. So werde der Pegel in der Beelitzer Straße nachts ein bis zwei Dezibel über dem erlaubten Bereich liegen, am Bahnhof Lienewitz immerhin bei sechs Dezibel tagsüber und drei in der Nacht. Dort könnten die Bürger zumindest Ansprüche auf passiven Lärmschutz wie schalldichte Fenster geltend machen.
Baumgärtels Einschätzungen konnten die Fercher nicht teilen. „Wir haben jetzt schon 80 Dezibel im Schlafzimmer gemessen, man bekommt nachts kein Auge zu“, so Ortsbeiratsmitglied Hans-Wieland Kürth aus der Beelitzer Straße. Ein Nachbar setzte hinzu: „Der ganze alte Dorfkern ist jetzt schon völlig verlärmt.“ Und eine Anwohnerin des Bahnhofs Lienewitz bemerkte, dass sie künftig überhaupt nicht mehr im Garten sitzen könne. „Haus und Grundstück werden entwertet“, sagte sie. Bei einer Umfrage im vergangenen Jahr hätten laut Bauamtsleiterin Kerstin Murin die meisten Bürger als größte Lärmquelle die Autobahn angegeben .
Dass der Lärm jetzt schon als extrem wahrgenommen werde, spiele aber keine Rolle. „Wir planen, als gäbe es noch keine Autobahn“, so Baumgärtel. Als das eigentliche Problem erkannten die Bürger die Grenzwerte, die der Planer für Ferch zugrunde gelegt hat. Gelten für ein reines Wohngebiet am Tage 59 und nachts 49 Dezibel als Obergrenze, sind es in einem Mischgebiet 64 beziehungsweise 54 Dezibel. Da die Wochenendhäuschen in der Beelitzer Straße im Außenbereich liegen, habe er Ferch eben als Mischgebiet deklariert, erläuterte der Planer und erntete damit empörte Zwischenrufe.
„Ferch bleibt außen vor“, sagte Bürgermeisterin Hoppe auf der Versammlung, und setzte hinzu: „Man hat den Eindruck, die Kröte auf der Straße zählt oft mehr als der Mensch.“ Sie teilte die Einschätzung der Bürger, dass der Lärm auch bei der weiteren Entwicklung der Gemeinde zum staatlich anerkannten Erholungsort hinderlich sei. Thomas Lähns
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: