Potsdam-Mittelmark: Ferch wird Malerdorf
Gestern stellte der Förderverein zusätzliche Ortsschilder auf, doch der Weg zum havelländischen Malermuseum ist steinig
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Gestern stellte der Förderverein zusätzliche Ortsschilder auf, doch der Weg zum havelländischen Malermuseum ist steinig Von Henry Klix Schwielowsee · Ferch - Ein Berliner Galerist war es, der nach der Wende die Fercher auf ihre Geschichte als Maler- und Künstlerkolonie aufmerksam gemacht hat. In seinem reich bebilderten Buch „Ferch Malerdorf“ findet sich auf der ersten Seite eine „visionäre Vorstellung des künftigen Ortseingangsschildes“: eine Bildmontage, bei der unter Ferch der Zusatz „Malerdorf“ erscheint. Der Förderverein „Havelländische Malerkolonie“ machte jetzt etwas davon wahr. Noch steht der Schriftzug nicht auf dem amtlichen Ortsschild, aber zusätzliche Schilder wurden gestern an den Ortseingängen aufgestellt, die Bergemanns Vision ein Stück Wirklichkeit werden lassen. Der Verein will den bis in die 1930er Jahre reichenden Abschnitt der Ortsgeschichte bewahren helfen, der mit Karl Hagemeister und Carl Schuch 1878 seinen Anfang nahm. Irgendwann wird man auch den Weg durch die Behörden gehen, damit das Malerdorf doch noch amtlich wird. Den Ortsbeirat und Ortsbürgermeister Roland Büchner weiß der Verein dabei hinter sich. Vorher, sagt Vereinschefin Helga Martins, muss in Ferch aber noch viel passieren. Denn von der Pferdestadt Neustadt (Dosse) ist bekannt, dass sich ein solcher Namenszusatz auch im Ortsbild widerspiegeln muss. Der Verein ist da seit zwei Jahren auf der Spur: Die im wahrsten Sinne malerische Landschaft allein reicht nicht aus, auch nicht, dass havelländische Landschaftsmaler der Gegenwart die alte Tradition wieder aufleben lassen. Der Verein möchte deshalb ein altes Fercher Kossätenhaus zum Museum ausbauen. Fünf solcher Bauernhäuser gibt es noch im Ort, zum Teil wie damals reetgedeckt. In jenem in der Dorfstraße/Ecke Beelitzer Straße sollen, in enger Zusammenarbeit mit Velio Bergemann, die alten Maler-Namen durch die Ausstellung ihrer Bilder wieder lebendig werden. Doch der Weg dahin ist steinig. Nachdem die Gemeinde das sanierungsbedürftige Reet-Haus zu diesem Zweck erworben hatte, brannte im September 2003 der Dachstuhl aus – eine kleine Vereinstragödie. Jetzt soll das Gebäude, von dem nur noch einige Grundmauern und das verkohlte Dach stehen, auch noch unter Denkmalschutz gestellt werden, ärgert sich Ortsbürgermeister Büchner (BBS). „Jahrelang hieß es, dass wegen der vielen Umbauten eine Unterschutzstellung nicht infrage kommt.“ Jetzt, wo durch den Verein der Bauantrag gestellt wurde, wollen die Denkmalschützer plötzlich mitreden. Besonders kompliziert wird es, wenn die Behörde auf die alte Stubenaufteilung besteht, sagt Architekt und Fördervereinsmitglied Eberhard Hummel. „Wir wollten die 80 Quadratmeter Wohnfläche ja an sich zu einem großen Museumsraum gestalten.“ Landtagsabgeordnete Susanne Melior (SPD) hat sich angeboten, ihre Kontakte zu nutzen und zwischen Denkmalpflege und Förderverein zu vermitteln. Dazu soll es demnächst einen Vor-Ort-Termin geben. Der Zeitplan lässt keine großen Verzögerungen zu. Denn noch in diesem Jahr soll mit der Hüllensanierung begonnen werden. 200000 Euro sind dafür bereit gestellt – Fördermittel für das Sanierungsgebiet Ferch und der Eigenanteil der Gemeinde. Nächstes Jahr muss die Hülle fertig sein, denn dann läuft auch das Förderprogramm für das Sanierungsgebiet aus. Bleibt die Innensanierung, deren Kosten Hummel auf 50- bis 80000 Euro beziffert. Anspruchsvolles Ziel ist die Museumseröffnung im Jahr 2006. Das die Gemeinde den Innenausbau nicht allein tragen kann, ist allen klar. Durch die Journalistin Helga Schmiedel, die Mitglied im Verein ist, wurde deshalb eine Broschüre erstellt, mit der man mögliche Sponsoren sensibilisieren will. Ihnen sollen die Chancen und Potenziale deutlich gemacht werden, die in einem lebendigen Malerdorf Ferch für alle stecken würden.
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