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Bohrend. So sind auch die Fragen der Kinder an den Minister.

© Bernd Settnik/dpa

Potsdam-Mittelmark: Ferien mit dem Minister Günter Baaske betreut während seines Urlaubs Schulkinder aus Neuseddin

Seediner See - Hemdsärmeliges Arbeiten erdet. Mit Akkuschrauber in der Hand und in Freizeitkleidung bohrt Brandenburgs Sozialminister Günter Baaske (SPD), umgeben von Kindern, Nägel ins Holz.

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Seediner See - Hemdsärmeliges Arbeiten erdet. Mit Akkuschrauber in der Hand und in Freizeitkleidung bohrt Brandenburgs Sozialminister Günter Baaske (SPD), umgeben von Kindern, Nägel ins Holz. Mit den Mädchen und Jungen aus dem Neuseddiner Hort will er eine Spielzeugkiste bauen. Am Tag zuvor ging es ins Freibad Beelitz.

Bei seinem traditionellen Arbeitseinsatz während der Landtagspause betreut der frühere Physik- und Mathelehrer seit dieser Woche rund 20 Schulkinder bei ihrem Ferienprogramm. Seit neun Jahren zieht es den Minister im Urlaub an die Basis: Im vergangenen Jahr war er bei der Abfallwirtschaft Potsdam-Mittelmark GmbH. Er pflegte alte Menschen, kümmerte sich um Kita- und Krippenkinder und schleppte bei einem Einsatz Pflastersteine. Im nächsten Jahr wird es wohl in ein Tierheim gehen.

„Es hilft mir Abstand vom Politikalltag zu bekommen und in gewisser Weise erdet das auch“, erklärt der 55-Jährige. Sein Arbeitstag beginnt um 9 und endet um 15 Uhr. „Ständig rufen die Kinder: Guck mal Herr Baaske.“ Die Ferienwoche im Hort sei eine Abwechslung für ihn und der Personalschlüssel dort sei derzeit ein Traum. „Auf fünf Kinder kommt zur Zeit eine Erzieherin“, schätzt Baaske.

Normalerweise liegt der Personalschlüssel in Brandenburg bei eins zu 18. Laut einer aktuellen Länderreport-Studie der Bertelsmann Stiftung ist das der zweitschlechteste Personalschlüssel aller Bundesländer. „Dabei muss man beachten, dass Länder wie Bayern oder Baden-Württemberg bessere Möglichkeiten haben, denn sie haben nicht nur mehr Geld, sondern auch weniger Nachfrage“, sagt Baaske. Tatsächlich hat Brandenburg im bundesweiten Vergleich eine hohe Betreuungsdichte. Mehr als 96 Prozent der Kinder ab drei Jahren bis zum Schuleintritt sind in der Tagesbetreuung.

Baaske strebt zudem eine Lösung für die Nachmittagsbetreuung in Inklusionsschulen an. „Bisher wird der Hort laut Sozialhilfegesetz nicht als privilegierter Ort der Bildung akzeptiert“, so Baaske. Wie berichtet hatten sich Eltern behinderter Schulkinder beschwert, dass sie für die Zusatzleistungen bei der Hortbetreuung an Regelschulen allein aufkommen müssen.

Jetzt, so kündigte der Sozialminister an, sollen die konkret anfallenden Kosten ermittelt werden. „Wir brauchen eine Größenordnung.“ Bei den Kommunen wurde bereits abgefragt, wie viele Kinder davon betroffen sind. In dem Hort auf dem Gelände der Friedrich-List-Grundschule in Neuseedin werden derzeit 120 Kinder betreut. „Kinder mit Behinderungen haben wir bisher nicht“, sagt die Hortleiterin Sabine Kotzte. Sie ärgert es, dass der Hort beim Thema Inklusion ausgeklammert wird. „Wenn ein Antrag von den Eltern gestellt wird, dann gibt es nur in Schulen und Kitas zusätzliches Personal.“

Ideal wäre es aus ihrer Sicht, wenn Horterzieher durch eine Zusatzausbildung das Lehrpersonal an Inklusionsschulen während des Unterrichts unterstützen könnten. „Dann würde sich auch die Wochenarbeitszeit auf 38 oder 40 Stunden erhöhen“, so Kotzte. In der Regel seien 30 Stunden in der Kindertagesbetreuung normal. „Das ist für junge Kollegen oft zu wenig, der Hort somit für sie unattraktiv.“ Die wenigen Erzieher würden vielmehr in Kitas oder Krippen arbeiten wollen. „Im Hort haben wir dann oft nur noch Personal über 50 Jahre“, so Kotzte. Eva Schmid (mit dpa)

Eva Schmid (mit dpa)

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