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Potsdam-Mittelmark: Feuerwehr im Streit

Hauptausschuss befürwortet Ausmusterung der Wilhelmshorster Tatras / Erste Austritte angekündigt

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Michendorf - Im Streit um die Ausmusterung des Wilhelmshorster Feuerwehr-Tatra hat der Hauptausschuss jetzt der Verwaltung und Gemeindewehrführung den Rücken gestärkt. Auf der Sitzung des Gremiums am Montagabend wurde der Austausch des Tanklöschfahrzeuges gegen ein einfaches aber dafür jüngeres Löschfahrzeug mehrheitlich durch die Abgeordneten empfohlen. Den endgültigen Beschluss fasst die Gemeindevertretung auf ihrer Sitzung am 15. September.

Fast die komplette Wilhelmshorster Ortswehr war im Sitzungssaal der Verwaltung erschienen, um die eigene Haltung zu unterstreichen: Ein neueres Löschfahrzeug wird nur im Austausch gegen den alten W50 akzeptiert, der Tatra soll bleiben – denn im Moment laufe er einwandfrei. Sollte eine Ausschreibung erneut scheitern, will man diesen stattdessen generalüberholen lassen. „Wir wollen nicht beides haben“, unterstrich Ortswehrführerin Doreen Weber gestern den PNN.

Die mittlerweile zweite Ausschreibung ist jedoch seit vergangenem Freitag beendet, vier Ergebnisse würden vorliegen, sagte Bürgermeisterin Cornelia Jung gestern auf Anfrage. Für die Auswertung werde man noch in dieser Woche einen Experten in Sachen Feuerwehrtechnik zu Rate ziehen und das Ergebnis schnellstmöglich der Orts- und der Gemeindewehrführung mitteilen. Die Ergebnisse einer ersten Ausschreibung im April seien nicht vergleichbar gewesen, also habe die Verwaltung die Anforderungen konkretisiert und die Mittel von 100 000 auf 150 000 Euro aufgestockt.

Die Debatte am Montagabend verlief sehr leidenschaftlich, dabei ging es längst nicht mehr nur die Ausmusterung eines Fahrzeuges. So habe es sich in den vergangenen Jahren „eingeschliffen, dass manche Ortswehren ihre Fahrzeuge im Alleingang reparieren lassen und dann der Gemeinde die Rechnung vorlegen", so Ordnungsamtsleiterin Katleen Liermann. Ob der Steuerzahler eine Investition in ein Fahrzeug gutheiße, das nicht der Gemeinde, sondern einem Förderverein gehört, sei fraglich.

„Seit der Tatra vor acht Jahren vom Förderverein gekauft wurde, wird die Ortswehr Wilhelmshorst diskreditiert", sagte indes Doreen Weber vor dem Hauptausschuss und brachte schwere Vorwürfe wie eine zurückhaltende Alarmierung ihrer Wehr, eine schleppende Freigabe für Fahrzeugreparaturen und sogar Falschaussagen im Hinblick auf den Zustand des Fahrzeuges seitens der Gemeindewehrführung vor. „Hier geht es nicht mehr um Sacharbeit, sondern um politisches Kalkül“, erklärte Weber. Nach der Sitzung hätten einige Kameraden deshalb bereits angekündigt, aus der Wehr auszutreten, sagte sie gestern

Gemeindewehrführer Dirk Noack argumentierte dagegen nüchtern mit den Standards, die vom Innenministerium für eine Gemeinde von der Größe Michendorfs vorgeschrieben sind, und nach denen würde ein Tanklöschfahrzeug reichen. Momentan stehen drei in der Gemeinde: Neben dem in Wilhelmshorst eines in Michendorf und eines in Langerwisch. Statt alle drei zu halten, müsse die Gemeinde andere Fahrzeuge anschaffen, zum Beispiel eine Drehleiter oder einen Rüstwagen. Das Langerwischer TLF soll im kommenden Jahr ausgemustert werden, Ersatz ist in Form eines Hilfleistungs-Löschfahrzeugs geplant.

Für Wilhelmshorst habe die Gemeindewehrführung ein einfaches Löschfahrzeug mit neun Plätzen und 1000-Liter-Tank vorgesehen, weil für einen so genannten Erstangriff genug Leute vor Ort sein müssten. Bei schweren Wohnungsbränden würden dann ohnehin auch die anderen Ortswehren alarmiert und würden mit der weiteren Technik anrücken. Dass dies gerade tagsüber reibungslos klappt, wird von den Wilhelmshorstern Feuerwehrleuten bezweifelt. Thomas Lähns

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