Potsdam-Mittelmark: Feuerwehr will Oldtimer behalten
Streit um Neuanschaffung in Wilhelmshorst: Statt neuem Löschfahrzeug für 150 000 Euro soll der alte Tatra in Tschechien überholt werden
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Michendorf - Eigentlich hätte die Freiwillige Feuerwehr Wilhelmshorst allen Grund zur Freude: Für 150 000 Euro will ihr die Gemeinde ein neues Fahrzeug kaufen, dafür soll der alte Tatra, ein Löschfahrzeug mit 8000 Liter-Tank, ausgemustert werden. Dennoch gibt es Zoff, denn das neue wird nur ein einfaches Löschfahrzeug sein, mit 1000 Liter-Tank, dafür aber Sitzplätzen für neun Kameraden. „Wenn wir wirklich den Tatra abgeben müssen, wird es hier kaum noch Feuerwehrleute geben“, schimpft Wilhelmshorsts Ortsbürgermeister Gerd Sommerlatte (UWG).
Die Ortswehr will sich nicht von ihrem 20 Jahre alten, aber treuen Gefährt trennen. „Wir haben mittlerweile zu viel Geld in das Fahrzeug investiert, um es jetzt einfach abzugeben“, hatte Ortswehrführerin Doreen Weber erklärt, als die Pläne der Gemeindewehrführung bekannt wurden. Mit den Tatra-Werken in der Tschechei hatten die Wilhelmshorster Gespräche geführt, waren sogar zu einer Werksbesichtigung eingeladen worden. Innerhalb von vier Wochen und für insgesamt 78 000 Euro würden die Tschechen das Auto generalüberholen, samt Motor und Karosserie. Problematisch dabei: Das Tankfahrzeug hatte vor acht Jahren nicht die Gemeinde oder das damalige Amt, sondern der Förderverein von der Berufsfeuerwehr Potsdam gekauft. Per Vertrag wurde das Gefährt dann 2003 in den Fuhrpark der Gemeinde eingegliedert.
Wenn am Montag im Hauptausschuss darüber beraten wird, ob dieser Vertrag vorzeitig gekündigt wird, werden also wohl auch die Kameraden aus Wilhelmshorst dabei sein. „Der Tatra ist geländegängig, damit überall einsetzbar, und mit dem 8000 Liter-Tank für eine Waldgemeinde unentbehrlich", so Sommerlatte, auch Vorsitzender des Fördervereins der Wehr. Noch mehr als die in seinen Augen unnütze Mehrausgabe ärgert ihn die Entscheidung über die Köpfe der Wilhelmshorster hinweg. Bei einem Gespräch im Ordnungsamt habe es noch geheißen, das zweite Wilhelmshorster Feuerwehrauto, ein W50 aus DDR-Zeiten, soll für die Neuanschaffung verschrottet werden.
Einmal mehr werde damit laut Sommerlatte die Initiative der neuen Ortswehrführung ausgebremst. Anfang des Jahres hatte diese auch darum gebeten, das Dachgeschoss des Depots im Eichenweg für die zahlenmäßig wachsende Feuerwehr-Jugend in Eigenleistung ausbauen zu dürfen, was jedoch in der Gemeinde abgelehnt wurde: Das Vorhaben soll professionell geplant und umgesetzt werden, liegt jetzt erst einmal auf der langen Bank (PNN berichteten).
Michendorfs Bürgermeisterin Cornelia Jung (parteilos) begründet die Entscheidung ihrer Gemeinde-Wehrführung zum neuen Fahrzeug mit dem Platzbedarf für die Kameraden: „Uns nützt ein Tanklöschfahrzeug nichts, wenn wir die Leute nicht zum Einsatz transportieren können.“ Der Tatra biete nur für vier Kameraden Platz. In den nächsten drei bis fünf Jahren solle auch der W50 ausgetauscht werden – gegen einen Mannschaftstransporter. Die Wilhelmshorster Wehr ist eine der aktivsten in der Gemeinde, kann durchgängig die Einsatzbereitschaft gewährleisten, auch am Tag.
„Man muss das Gesamtbild sehen, nicht nur einzelne Ortswehren“, so Jung weiter. Tanklöschfahrzeuge gebe es in Langerwisch und in Michendorf. Überdies verfüge Wilhelmshorst über ein sehr gut ausgebautes Hydrantensystem. Und ob sich eine Generalüberholung so einfach über die Bühne bringen ließe, sei auch nicht sicher, immerhin müsse eine solche Investition auch ausgeschrieben werden. Thomas Lähns
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