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Video: Feuerwehrleute machen sich nass

Wer springt am schönsten? Dutzende Wehren beteiligen sich am „Coldwater Challenge“. Doch das Landratsamt sieht den Badejux kritisch.

Stand:

Potsdam-Mittelmark - Feuerwehrleute aus Schwielowsee hüpfen von der Fähre ins Caputher Gemünde, Stahnsdorfer Feuerwehrleute gleiten auf einer improvisierten Folienrutsche in die Nudower Kiesgrube, Werderaner Retter lassen sich mit Actionkameras in die Föhse plumpsen, die Kleinmachnower mit Löschwasser beregnen und die Michendorfer rücken zur „Bekämpfung zweier Monster“ mit Löschrohren in den Lienewitzsee vor. Der Einsatzleiter schreibt Sonderbekleidung vor: Badehosen, na klar.

Auf Videoportalen im Internet könnte zurzeit der Eindruck entstehen, dass den Feuerwehren der Region die Hitze nicht bekommen ist. Tatsächlich läuft derzeit deutschlandweit eine Aktion, wie es sie noch nicht gegeben hat: Die sogenannte „Coldwater Challenge“ ist aus den USA herübergeschwappt, ein Klamauk auf Basis eines gutartigen Schneeballsystems: Feuerwehren fordern sich gegenseitig heraus, innerhalb von 48 Stunden möglichst originell mit möglichst kaltem Wasser in Kontakt zu kommen. Denn das ist ja ihr Handwerkszeug, das Wasser.

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Wer die Zeit nicht einhält, muss 100 Euro spenden für den guten Zweck oder die Vorgänger zum Grillen einladen. Jeder handhabt es anders, ein festes Regelwerk gibt es nicht – nur die Mundpropaganda auf Facebook & Co. „Das geht derzeit um wie ein Lauffeuer“, sagt Werders Ortswehrführer Ronny Seiler. Alle Ortswehren Werders sind inzwischen mit oder ohne Gummiente ins Wasser gehüpft, die Derwitzer und Glindower waren gestern die letzten, die sich nass machten.

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„Unser Job ist ernst genug, da ist so eine lustige Aktion eine schöne Abwechslung“, meint Seiler. Im Internet gebe es ein tolles Feedback auf die Planscherei. Seiler hat sogar gehört, dass sich bei einigen Feuerwehren nach dem Badejux neue Mitglieder eingefunden haben. Die Freiwilligen haben bekanntermaßen massive Nachwuchsprobleme. In Werder plant man nach ersten Erfahrungen mit der Videotechnik jetzt einen Imagefilm zur Nachwuchsförderung.

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Doch es gibt auch kritische Stimmen zu den Wasserschlachten, bei denen bisweilen schweres Gerät zum Einsatz kommt. Die Hanseatische Feuerwehr-Unfallkasse Nord hat offiziell erklärt, nicht zu zahlen, wenn beim „Cold Water Challenge“ etwas schiefgehen sollte. In einer Erklärung mit dem Landesfeuerwehrverband Schleswig-Holstein heißt es: „Wenn Feuerwehrangehörige zu Spaßaktionen mit Sonderrechten ausrücken und sich mit Strahlrohren gegenseitig bespritzen, werden unzulässige Gefährdungen für Feuerwehrangehörige und Außenstehende erzeugt.“

Mit Verweis auf ein Video aus Berlin wird besonders vor der Kraft des „Vollstrahls“ gewarnt. Auch aus Töplitz gibt es ein Video, im dem ein Mann von zwei Seiten aus dem Feuerwehrschlauch bespritzt wird. Fachleute wissen, dass das wegen des hohen Wasserdrucks zu schweren Augenverletzungen führen kann.

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Die Feuerwehrunfallkasse Brandenburg hat über die „Coldwater Challenge“ bereits gesprochen, wie es gestern auf Anfrage hieß. Man werde es wohl so handhaben wie die Hanseaten. Für den Chefbrandschützer des Landratsamtes, Alexander Engel, ist die Versicherungsfrage „von zentraler Bedeutung“, die Aktion sieht er „sehr kritisch“, so Engels gegenüber den PNN. Sie dürfe jedenfalls nicht auf Kosten des Verletzungsschutzes der Feuerwehrleute gehen. Das hat Engels gestern auch den Gemeinden geschrieben. Verbieten will er den Kaltwasserwettstreit nicht. Engels fragt sich aber, ob es sich um geeignete Öffentlichkeitsarbeit oder eine reine Spaßaktion handelt. Feuerwehrchefs sollten genau abwägen, ob niemand verletzt werden kann und die Feuerwehr einsatzbereit bleibt.

Stahnsdorfs Ortswehrführer Jonas Winkler räumt ein, bei der Nominierung durch eine befreundete Feuerwehr noch etwas skeptisch gewesen zu sein. Man habe deshalb darauf geachtet, etwas harmloses zu machen, das einen netten Eindruck hinterlässt. Für die Wasserrutsche sei nicht mal Trinkwasser verschwendet worden, man habe das Nass mit der Tauchpumpe aus dem See gefördert. „Mit dem Vollstrahl muss man auch bei Feuerwehrübungen vorsichtig sein“, weiß er. Deshalb habe man auf solche Spielereien verzichtet. Selbst die hauptamtliche Teltower Feuerwehr habe den Spaß mitgemacht, dort gab es gestern schon einen Maulkorb vom Chef.

„Es gibt auch ein Leben neben dem Einsatz“, sagt Jonas Winkler. „Und das sollte nicht zu kurz kommen.“

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