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Einsatzwagen mit Konfliktpotenzial: Der Tatra wird zwar bald ausgemustert  der Streit zwischen Gemeinde und der Ortswehr Wilhelmshorst geht aber weiter.

© Andreas Klaer

Von Thomas Lähns: Feuerwehrstreit flammt wieder auf

Gemeinde Michendorf und Ortswehrführung verklagen sich gegenseitig. Streitpunkte sind eine Ölspur und eine Disziplinarstrafe

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Michendorf - Der Streit zwischen der Gemeinde Michendorf und ihrer Ortswehr Wilhelmshorst flammt wieder auf. In zwei Fällen verklagen sich die beiden Seiten jetzt vor dem Potsdamer Verwaltungsgericht gegenseitig. In einem geht es um das seit über zwei Jahren laufende Disziplinarverfahren gegen die Ortswehrführung, im anderen um eine Ölspur, welche die Wilhelmshorster Wehr auf einer Dienstfahrt mit ihrem Feuerwehrauto verursacht haben soll.

Gemeldet wurde die Ölspur laut PNN-Informationen vor gut einem Jahr auf der Potsdamer Straße in Michendorf und der B 2 Richtung Beelitz. Das Öl soll ausgerechnet aus dem alten W 50 ausgelaufen sein – also jenem Fahrzeug, das die Ortswehr schon damals als nicht mehr dienstauglich bezeichnete. Inzwischen ist der rote Blechveteran im Ruhestand. Auf dem Weg durch Michendorf, so der Vorwurf, hätten die Wilhelmshorster Feuerwehrleute die Ölspur verursacht – und zwar vorsätzlich. Zur Bereinigung war die Ortswehr Michendorf ausgerückt. Die Verwaltung hat Wilhelmshorsts Feuerwehrchefin Doreen Weber, ihren Stellvertreter sowie einen weiteren Kameraden vor dem Potsdamer Amtsgericht verklagt, um sich die Beseitungskosten auf zivilrechtlichem Wege wiederzuholen. Weber wies die Vorwürfe gestern gegenüber den PNN zurück.

Bei der Verhandlung am 21. Oktober dieses Jahres hat die Richterin indes erklärt, dass nicht das Amts-, sondern das Verwaltungsgericht zuständig wäre. Dort soll der Fall nun verhandelt werden.

„Die Wartezeiten für ein Verfahren können bis zu fünf Jahre dauern“, mahnt Wolfgang Kroll (UWG), Vorsitzender im Michendorfer Ordnungsausschuss. Er bezeichnete das Vorgehen der Verwaltung als „sehr bedenklich“. Immerhin würde die gesamte Ortswehr in Verruf gebracht. „Die Leute stehen täglich bereit und setzen ihre Gesundheit, manchmal sogar ihr Leben für die Gemeinschaft ein“, so Kroll. Es bestünde jeden Tag die Möglichkeit, die Klage wieder zurückzuziehen.

Allerdings schwelt bereits seit über zwei Jahren ein Konflikt zwischen Gemeinde und Ortswehr. Anlass war die damals geplante Ausmusterung eines Tanklöschfahrzeuges gewesen. Die Wilhelmshorster Wehr hatte gegen die Zwangspensionierung ihres treuen Tatras gekämpft, dafür die Bürger mobilisiert – und sich durchgesetzt. Stattdessen wurde der W 50 in Rente geschickt und durch ein neues Löschfahrzeug ersetzt. Die Debatte verlief aber so heftig, dass gegen die komplette Ortswehrführung ein Disziplinarverfahren eröffnet wurde. Einer der Vorwürfe: „Rufschädigung“. Die Gemeindevertreter hatten sich für eine Vermittlung ausgesprochen, die ist jedoch gescheitert. Auch eine Kommission aus hochrangigen Feuerwehrleuten aus Land und Landkreis konnte diesen Brand nicht löschen.

Wie Bürgermeisterin Cornelia Jung (parteilos) mitteilte, sei nun zwei Feuerwehrleuten durch Gemeindewehrführer Dirk Noack ein Verweis ausgesprochen und damit eine „noch recht milde Disziplinarmaßnahme“ ergriffen worden. Die Gescholtenen haben dem trotzdem schriftlich widersprochen, weil das Disziplinarverfahren in ihren Augen noch nicht rechtmäßig beendet war und stichhaltige Beweise fehlen würden. Jung hat den Widerspruch abgelehnt und soll sich nun nach einer Klage der beiden Feuerwehrleute selbst vor dem Kadi rechtfertigen.

Der Stein des Anstoßes dürfte indes bald Geschichte sein: Bei der nächsten größeren Reperatur, spätestens aber 2012, soll der gut 20 Jahre alte Tatra ausgemustert werden. Dem haben die Wilhelmshorster zähneknirschend zugestimmt. Ersatz wird es vorerst wohl nicht geben.

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