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Applaus zum Schluss. Azubi Hektor und IHK-Präsidentin Beate Fernengel.

© A. Klaer

Junge Spanier lernen in Potsdam-Mittelmark: Fiesta in Teltow

Junge Spanier werden in Teltow in der Hotellerie ausgebildet. Dort herrscht Fachkräftemangel. Ob sie hierbleiben, ist offen

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Teltow - Serano-Schinken frisch von der Keule geschnitten, dazu ein paar Melonen-Häppchen, Datteln im Speckmantel – nach einem Jahr ging es am Dienstag für elf Auszubildende der Region zumindest kulinarisch zurück in die Heimat. Zum Abschluss des ersten Lehrjahrs präsentierten die angehenden Köche, Hotel- und Restaurantfachleute im AVT-Bildungszentrum der Industrie- und Handelskammer in Teltow nicht nur, was sie in den zurückliegenden Monaten gelernt haben, sondern brachten Ausbildern und Förderern bei einer „spanischen Fiesta“ auch ein Stück der spanischen Kultur und Lebensweise näher.

Jennifer und Jasmina haben sich für spanische Tortilla entschieden, die sie mundgerecht portionierten und den Gästen überreichten. Im vergangenen Sommer sind die beiden jungen Frauen nach Deutschland gekommen, um mit einer Ausbildung im Hotel- und Gaststättengewerbe ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu erhöhen.

„In Spanien eine Arbeit zu finden, ist sehr schwer“, erzählt Jennifer. Die aus Barcelona stammende 28-Jährige hat bereits einen Beruf erlernt, im Handel und Marketing. Einen Job in dieser Branche fand sie nicht. So wie ihr geht es vielen jungen Männern und Frauen in Südeuropa. Mehr als fünf Millionen Jugendliche sind arbeitslos, in Spanien ist mehr als jeder zweite junge Erwachsene ohne Ausbildung und Job.

Mit dem Programm „MobiPro-EU“ (Förderung der beruflichen Mobilität von ausbildungsinteressierten Jugendlichen aus Europa) legte die Bundesregierung Anfang 2013 ein Programm auf, um junge Europäer besser zu fördern und in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Zugleich soll dem Fachkräftemangel in Deutschland begegnet werden. Die Nachfrage nach dem Programm war so groß, dass die zur Verfügung gestellten Mittel nicht mehr ausreichten. Das Programm wurde zunächst gestoppt, Anfang des Jahres mit neuen Modalitäten neu aufgelegt.

Seit April 2014 beteiligt sich die Industrie- und Handelskammer (IHK) Potsdam an der Initiative, rief analog ein Projekt ins Leben, das sie selbst finanziert. „Auch uns fehlen die Fachkräfte“, sagt die Präsidentin der IHK Potsdam, Beate Fernengel. Das Projekt sei eine Möglichkeit, sie zu gewinnen. Die Branche kämpfe noch immer mit dem schlechten Image. Es gäbe nach wie vor mehr Ausbildungsplätze als Nachfragen von Jugendlichen.

Neben den praktischen Fähigkeiten, die die jungen Spanier in Hotels in Potsdam, Berlin-Rangsdorf und Kleinmachnow erlernen, liege der Fokus vor allem auf dem Spracherwerb. Ihre theoretische Ausbildung erhalten die Spanier am AVT in Teltow, dem Ausbildungszentrum der IHK. Hier lernen sie in gemischten Klassen, was den Austausch in der deutschen Sprache unterstützt, sagt AVT-Geschäftsführer und Schulleiter Karl-Heinz Ganzleben. Zudem steht zweimal pro Woche Deutsch auf dem Stundenplan.

Von 19 Auszubildenden, die im April in die Region kamen, sind elf verblieben, die mit guten Zeugnissen und Chancen in die nächsten beiden Ausbildungsjahre gehen. Ob sie bleiben, ist ungewiss. Jennifer zieht es nach Südamerika, wo es etwas wärmer ist als hier. Die Chancen, auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen, sind jedenfalls gestiegen, weiß sie. Und auch Fernengel bestätigt: Die Karriereaussichten im Hotel- und Gastronomiebereich waren noch nie so hoch. Mit Fleiß und Engagement könne auch ohne Studium der Sprung bis ins Management gelingen.S. Schuster

S. Schuster

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