
© A. Klaer
Potsdam-Mittelmark: Finale im Streit um Geltower Recycling-Hof Vor dem Beschluss des Flächennutzungsplans
mobilisiert die Bürgerinitiative ihre Kräfte
Stand:
Schwielowsee – Im Kampf gegen einen Recyclinghof in ihrer Nachbarschaft mobilisieren die Mitglieder der „Interessengemeinschaft Erholungsort Geltow“ jetzt noch einmal ihre Kräfte. Der Angriff erfolgt gleich an mehreren Seiten: Während die Gemeindevertreter aufgerufen worden sind, sich die Lage vor Ort anzuschauen und die geplante Umwandlung der dortigen Flächen in ein Gewerbegebiet abzulehnen, hat die Initiative jetzt auch eine Dienstaufsichtsbeschwerde beim Landkreis eingelegt. Anlass sei nach Aussagen von Initiativensprecher Gunter Jung eine Baugenehmigung für den Recyclinghof, die unter falschen Voraussetzungen erteilt worden sei.
Seit 2001 betreibt die Firma Richter Recycling am Ende der Wildparkstraße im Norden Geltows ihre Recyclingschmiede. Wo früher nur Bauschutt entsorgt wurde, werden heute auch 20 verschiedene Plastesorten sortiert, zerkleinert und vermahlen, um sie in den Produktionskreislauf zurückzuführen. Auch Papier wird sortiert. Mit rund 70 Mitarbeitern soll die Firma unter den wichtigsten Steuerzahlern in der Gemeinde sein, eine Expansion ist geplant.
Das Firmengelände hat derzeit den Status eines Mischgebietes, was mit strengeren Emissionsgrenzen als zum Beispiel in einem Industriegebiet verbunden ist. Das jedoch könnte sich bald ändern: Im Zuge des neuen Flächennutzungsplanes soll die Umwandlung in ein reines Gewerbegebiet erfolgen. „Diese planerischen Veränderungen würden die Wohnsituation der Anlieger weiter verschlechtern“, heißt es in einem offenen Brief der Interessengemeinschaft. Schon jetzt sei die Lärmbelastung durch die Anlagen der Firma und den Schwerlastverkehr kaum erträglich. Die Gruppe argumentiert auch mit dem gerade erst erworbenen Status Geltows als staatlich anerkanntem Erholungsort. Eine Erweiterung der Gewerbeflächen an dieser Stelle würden diesen Status infrage stellen, heißt es.
Im Herbst soll die Gemeindevertretung Schwielowsee über den Flächennutzungsplan, an dem seit drei Jahren gearbeitet wird, abstimmen. Zurzeit läuft die Abwägung durch die Verwaltung, das heißt: Einwendungen von Bürgern werden geprüft und beantwortet, gegebenenfalls werden Korrekturen vorgenommen. Allein zum Punkt „Richter Recycling“ muss sich die Gemeindeverwaltung mit 80 Seiten voller Eingaben von Bürgern beschäftigen. Außerdem haben 560 Geltower ihre Unterschrift gegen eine Umwandlung des Gebietes geleistet.
„Unser Ziel ist es nach wie vor, einen genehmigungsfähigen Flächennutzungsplan vorzulegen“, so Bürgermeisterin Kerstin Hoppe (CDU) gegenüber den PNN. Bereits beim Erstellen des Plans habe die Gemeinde Rücksprache mit den Kreis- und Landesbehörden gehalten. Und die würden der gewerblichen Nutzung des Gebietes im Norden Geltows zum Teil recht aufgeschlossen gegenüberstehen.
Am 6. August soll es nun noch einmal eine gemeinsame Runde von Mitgliedern der Interessengemeinschaft sowie den Chefs der Gemeinderats-Fraktionen und der Verwaltung geben. Schon jetzt hätten zahlreiche Gemeindevertreter erklärt, den Flächennutzungsplan in der jetzigen Form abzulehnen, heißt es seitens der Initiative. Dazu gehört zum Beispiel SPD-Fraktionschefin Heide-Marie Ladner. „Wir hatten schon vor zwei Jahren Bedenken wegen dieses Standortes gehabt“, erklärte sie am Donnerstag gegenüber den PNN. Gewerbliche Flächen in einem Landschaftsschutzgebiet seien „nicht zukunftsweisend“. Die Gemeinde müsse sich bemühen, einen neuen Standort für die Firma zu finden. Richter-Recycling hatte einen Umzug zum Beispiel ins Gewerbegebiet Ferch bereits abgelehnt – vor allem wegen der Investitionen in den Geltower Standort. Andere Fraktionen wie das Bürgerbündnis Schwielowsee (BBS) – mit sechs Abgeordneten stärkste Kraft im Gemeinderat – wollen aber den Termin am 6. August erst einmal abwarten. „Wir haben sehr konstruktive Gespräche geführt, aber es ist noch nichts entschieden“, so BBS-Fraktionsvize Heinz Ofcsarik.
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