Fichtenwalde: Finger abgeschnitten: Prozess gegen Zahnarzt

Potsdam/Fichtenwalde - Er soll sich selbst verstümmelt haben, um seine Versicherung zu betrügen. Nun muss sich der Zahnarzt aus Fichtenwalde (Potsdam-Mittelmark) deshalb vor Gericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 43-Jährigen das Vortäuschen einer Straftat und versuchten Betrug vor. Am 9. April soll der Prozess vor dem Amtsgericht Potsdam beginnen, wie ein Sprecher mitteilte. Der Fall hatte im März 2012 für Aufsehen gesorgt: Der Mediziner hatte bei der Polizei einen Überfall in seiner Praxis angezeigt. Dabei sollten ihm Unbekannte einen Finger abgeschnitten haben. Der Mann war tatsächlich verletzt, laut Anklage hat er sich aber selbst verstümmelt.

Die Schilderung des Mediziners hatte sich damals laut Polizei dramatisch angehört: Zwei etwa 20 Jahre alte Angreifer sollten ihn in der Praxis attackiert und Geld von ihm gefordert haben. Obwohl der Arzt der Forderung nachkam, sollten die ungepflegt aussehenden Männern in dunklen Kapuzenshirts den Zeigefinger seiner linken Hand mit einer Art Gartenschere abgeschnitten haben und geflüchtet sein.

Trotz einer Großfahndung blieb die Suche nach den Tätern damals erfolglos. Auch die Suche nach dem Finger des Arztes führte ins Leere - obwohl die Polizei einen Spürhund darauf angesetzt hatte. Bei ihren Ermittlungen stieß die Kripo auf immer mehr Widersprüche. Schließlich war sie überzeugt: Den Überfall hat es nie gegeben.

Laut Anklage wollte der Zahnarzt mit der Lüge seine Versicherung betrügen. Nach den Ermittlungen hätten ihm bei Invalidität 600 000 Euro zugestanden sowie eine Versicherungsleistung von 250 000 Euro für einen nachgewiesenen Raubüberfall. Zu einer Auszahlung des Geldes soll es nach Gerichtsangaben nicht gekommen sein.