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Von Henry Klix: Finstere Aussichten
Bei der Umsetzung der Energiestrategie tritt die Regionalplanung Havelland-Fläming auf der Stelle
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Potsdam-Mittelmark - „Top-Solarprojekte“ hat die Zukunftsagentur Brandenburg gestern anlässlich des Klimagipfels in Kopenhagen vermeldet. Die Hauptstadtregion sei „Vorreiter bei den sauberen Technologien“. In der Solarindustrie seien in Berlin-Brandenburg 4200 Arbeitsplätze entstanden, zudem wird eine Karte mit 24 „Top-Solarprojekten“ vorgestellt, die sicher beachtenswert sind: Doch mit Solarkollektoren auf dem Bernauer Wolf-Kahlen-Museum oder dem Potsdamer „Haus der Natur“ wird sich das Klima kaum retten lassen.
Auch bei der Regionalen Planungsgemeinschaft Havelland-Fläming in Teltow runzelt man zu der Verlautbarung die Stirn. Fünf solcher Regionalstellen gibt es landesweit, die keine einfache Last zu tragen haben: Sie sind beauftragt, bei der Umsetzung der Energiestrategie 2020 des Landes zu helfen. In den nächsten zehn Jahren möchte die Landesregierung die energiebedingten CO2-Emissionen gegenüber 1990 um satte 40 Prozent gesenkt haben. Fachleute haben errechnet, wie viele Wind-, Solar- und Biomassekraftwerke dafür nötig wären. Die Tippelschritte, mit denen man dabei in Havelland-Fläming vorwärts kommt, lassen kaum erwarten, dass die Vorgabe erfüllt wird.
Beispiel Solarenergie: Vor einem Jahr hatte das hiesige Regionalbüro erstmal 25 denkbare Flächen für Solarparks ins Internet gestellt, um der Klimarettung auf die Sprünge zu helfen. Insgesamt 3000 Hektar der Planungsregion müssten zu Solarparks werden, um – gemessen an den Einwohnerzahlen – dem „Zielszenario“ der Energiestrategie zu entsprechen. Doch für lediglich 350 Hektar haben bis dato Planungen begonnen – und nach einigen Widerständen aus den Kommunen stehen derzeit allenfalls noch zehn Eignungsflächen mit 450 Hektar für weitere Solarprojekte zur Verfügung. „Wir treten auf der Stelle“, sagt der Geschäftsführer der Regionalplanung, Harald Knauer. Währenddessen klopfen potenzielle Investoren an die Tür.
Es ist nicht allein die Unverbindlichkeit der Energiestrategie, die die Sache schwierig macht: Es gibt keine Pflicht, die CO2-Reduktion umzusetzen und mancher Landrat hat sich schon genüsslich zurückgelehnt. Mitunter verhindern aber auch Kommunikationspannen die Klimarettung im Märkischen. So fühlte sich das Rathaus Werder von der Solarpark-Liste „völlig überrollt“, zwei Werderaner Projekte sind daraus wieder still und leise verschwunden. Eine davon war eine 63 Hektar große Fläche am Autobahndreieck Potsdam. „Etliche Interessenten haben angerufen“, sagt Werders 1. Beigeordneter Hartmut Schröder. „Aber die dachten, die Fläche gehört der Stadt und ein Bebauungsplan liegt auf dem Tisch.“ Sobald sie gehört hatten, dass mit mehreren Privateigentümern zu verhandeln und die Sache keineswegs durchgeplant ist, seien sie wieder verschwunden. Das Rathaus lehnt eine Mittlerrolle zwischen Eigentümern und Investor ab. Währenddessen appelliert die Regionalplanung, dass die Stadt ihre Planungshoheit ausnutzen und einen Bebauungsplan anschieben soll.
1 700 Stunden strahlt die Sonne jährlich auf die Region herab – ordentliche Bedingungen zur Stromgewinnung. Auf der Internetseite der Regionalplanung heißt es unter der Solarparkliste: „Bitte klären Sie mit den jeweiligen Städten und Gemeinden die weiteren Schritte – wir wünschen Ihnen dabei viel Erfolg und reichlich Sonnenschein!“ Es sieht eher nach einer Kaltfront aus.
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