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Es war einmal. Laternen am Eingang der Seeterrasse „Irisau“.

© kos

Potsdam-Mittelmark: Flanieren am Irissee

Die historische Wohnanlage von Architekt Albert Gessner in Wilhelmshorst soll mit der Seeterrasse „Irisau“ wieder komplettiert werden. Die Ortsfreunde hoffen auf Unterstützung

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Michendorf - Irisgrund, Irisau und Irissee – wie an einer Perlenschnur reihten sich die Straße, die Seeterrasse und der See der Villenkolonie in Wilhelmshorst-Süd aneinander. Die Anlage hat Architekt Albert Gessner Anfang des 20. Jahrhunderts erdacht. Der vereiste See ist wieder ein Hingucker, die Straße ist vor einigen Jahren in ihrer historischen Gestalt saniert worden. Nur auf der früheren Seeterrasse herrscht Wildwuchs. Zwei verwitterte Laternenmasten erinnern an die alte Pracht.

„Eine Laterne wollen wir lassen wie sie ist, die andere wird rekonstruiert“, berichtete Rainer Paetau von der Initiative „Freunde und Förderer der Wilhelmshorster Ortsgeschichte“ am Samstag im Gemeindehaus des Michendorfer Ortsteils. Paetau stellte dort Pläne vor, die Irisau zu rekonstruieren. Benötigt würden dafür rund 175 000 Euro. Davon hat man schon einiges zusammen: Planer haben ehrenamtlich gearbeitet, ein Bauunternehmer hat zugesagt, Baumaschinen bereitzustellen. „Es gibt weitere Mittel, die in Aussicht gestellt worden sind, alles in allem etwa 95 000 Euro“, freute sich Paetau vor etwa 70 Zuhörern, die sich über die neuesten Pläne der Initiative informieren wollten.

Bereits seit zwei Jahren bemüht sie sich um den historischen Nachbau des Erbes von Architekt Gessner. Der Verein rechnet mit Fördermitteln der Gemeinde – und will auch selbst einen Zuschuss leisten. Etwa 15 000 Euro hofft man von Wilhelmshorster Bürgern zusammenzubekommen. Ortsvorsteher Gerd Sommerlatte ist da zuversichtlich. „In Wilhelmshorst haben wir 3 500 Einwohner, die Anlage müsste doch jedem etwas wert sein.“ Ein Spendenkonto ist eingerichtet – beim „Wilhelmshorster Denkmalfonds“.

Familie Groß will auf jedem Fall beim Aufbau der Terrassen helfen. Seit 2007 wohnt das Ehepaar mit zwei Töchtern im Ort. „Mein Mann wird zwei Tage Urlaub nehmen, einen Bagger anmieten und tatkräftig mithelfen“, berichtet Antje Groß. Tatsächlich soll es schon 2014 losgehen. „Da sollen die Hauptarbeiten erfolgen, bis zur 111-Jahr-Feier von Wilhelmshorst im Jahr 2018 wollen wir fertig sein und schon auf der Terrasse feiern.“

Auch Rainer Paetau ist voller Optimismus. Ihm ist dabei klar, dass ein gutes Dutzend Bäume gefällt werden müssen. „Wir schaffen eine städtebauliche Anlage, kein Biotop. Es soll ein Begegnungsort entstehen“, so der Ortshistoriker. Auch der Ortsbeirat hat das Vorhaben befürwortet.

„Jetzt müssen wir die Gemeindevertretung überzeugen, dass die fehlenden 40 000 Euro als Zuschuss der Gemeinde kommen“, so Ortsvorsteher Sommerlatte. Der Antrag sei schon gestellt. Problematisch könnte werden, dass die Gemeinde anstelle der historischen Terrasse eine Sedimentations-Anlage plant, die die Regenabwässer des Rosenwegs reinigen soll, bevor sie in den Irissee gelangen. Hier gibt es noch Klärungsbedarf.

Unterstützt wird die Rekonstruktion der Irisau von Claudia Kromrei. Die Berliner Architektin hat vor Kurzem über Albert Gessner promoviert und den vergessenen Architekten für die Nachwelt wiederentdeckt. „Mir sind in Berlin-Charlottenburg einige Gebäude aufgefallen. Ich begann zu forschen und entdeckte das ganze Oeuvre Gessners“, ist sie noch immer von seinem Wirken begeistert.

„Albert Gessner wollte immer einen ganzen Ort aus einem Guss schaffen, Wilhelmshorst-Süd sollte ein Künstlerkolonie werden“, erzählte sie von Gessners Projekt. Neben dem Straßenverlauf und den Seen sind noch vier Häuser und der Bahnhof erlebbar. „Mit der Seeterrasse ,Irisau’ würde man das Gesamtbild wiederherstellen“, so die Architektin.

Rainer Paetau und seine Mitstreiter wird jedenfalls nichts aufhalten können. Eine Ausstellung zum Wirken Gessners kann im Gemeindehaus noch bis zum Sommer besucht werden. Andreas Koska

Spenden an „Wilhelmshorster Denkmalfonds“, Kto. 352 700 2145, Bankleitzahl 160 500 00 (MBS).

Andreas Koska

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