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Potsdam-Mittelmark: Fleißige Kleinmachnower – wahlfaule Werderaner

Die Europawahl lockt nur wenige Mittelmärker zur Wahlurne – Sieger ist die SPD

Stand:

Potsdam-Mittelmark - Die Europawahl ist vorbei, die letzten Stimmen sind ausgezählt. Das Ergebnis: Im Landkreis hätte der Wahlsonntag nicht unterschiedlicher verlaufen können. Gewinner sind enttäuscht und Verlierer zufrieden, und während die Wähler in Kleinmachnow regen Gebrauch von ihrer Wahlurne machten (52,36 Prozent Wahlbeteiligung), blieben die Wahllokale anderenorts sehr viel leerer. So reichte die Beteiligung in Werder (Havel) und Beelitz gerade an die 30 Prozent-Marke heran, in Seddiner See blieb sie sogar darunter. In vielen anderen Städten und Gemeinden im Kreis lag sie nur unwesentlich höher – im Schnitt bei 34 Prozent.

Zwar ging die SPD im Landkreis mit 24,1 Prozent als Gewinner der Europawahl hervor und konnte im Vergleich zur vergangenen Wahl sogar knapp zwei Prozent zulegen, dennoch wollte sich bei Norbert Glante (SPD) gestern keine Freude einstellen. Nur knapp konnte sich der brandenburgische Spitzenkandidat der Sozialdemokraten wieder für das europäische Parlament qualifizieren. Enttäuschend ist für ihn die Wahlbeteiligung, auch in Werder gab es ein „Mobilisierungsproblem“: „Es wird schwierig für uns, vor dem Hintergrund der niedrigen Wahlbeteiligung zu arbeiten“, so Glante. Eine Antwort, wie man Wähler zur Europawahl motivieren könne, hat er nicht. Nur einen Wunsch: „Dass die nationale Politik nicht immer alles Böse auf die EU schiebt.“

„Riesige Freude“ hingegen bei der Kleinmachnower FDP-Wahlkämpferin Kornelia Kimpfel. Für sie reichte das Ergebnis im Kreis von neun Prozent zwar nicht, um in das Parlament einzuziehen, enttäuscht war die Kleinmachnower Gemeindevertreterin dennoch nicht: Mit 12,8 Prozent konnte sie in ihrem Heimatort kräftig für die FDP punkten. Insgesamt drei Prozentpunkte ging es für die Liberalen im Kreis nach oben. „Ich bin für meinen Einsatz belohnt worden“, sagte Kimpfel gestern. Auch wenn sie nicht nach Brüssel gehe, habe ihr der Wahlkampf Spaß gemacht. „Ich glaube an Europa und dass es uns sehr viel bringt“, sagte sie. Ihr Anspruch sei es gewesen, genau das im Wahlkampf auf der Straße zu vermitteln.

Die Arbeit vor Ort, der Kontakt mit den Menschen in der Gemeinde, sei auch das Erfolgsrezept der Grünen-Kandidatin Elisabeth Schroedter aus Michendorf gewesen. Auch in ihrer Gemeinde lag die Wahlbeteiligung mit 38,3 Prozent höher als im Kreisdurschnitt. „Viele Leute im Land denken, dass ihre Stimme zur Europawahl nichts wert ist“, sagte Schroedter, in Michendorf wüssten die Grünen- Wähler jedoch sehr genau, wohin ihre Stimme geht. Nicht umsonst konnte sich Schroedter über 16,2 Prozent der Michendorfer Stimmen freuen. „Das ist mehr als bei den Kommunalwahlen“, sagte sie. Damit wird sie erneut in das europäische Parlament einziehen. Insgesamt konnten sich die Grünen im Landkreis bei knapp zwölf Prozent der Wählerstimmen stabilisieren. Ihren größten Erfolg feierten die Grünen in Kleinmachnow. Hier kamen sie mit 20,8 Prozent der Stimmen noch vor die SPD.

Verluste musste die Linkspartei im Kreis hinnehmen: Um fast vier Prozent sank ihr Ergebnis auf 20,6 Prozent. Lichtblicke gab es für die Linken in Nuthetal und Seddiner See. Insgesamt bergab ging es auch für die Mittelmärkische CDU: Von 25,1 Prozent im Jahr 2004 auf nun 23,4 Prozent. Nur in Werder und Kleinmachnow konnte die CDU eindeutige Akzente setzen. CDU-Kreischefin Saskia Funck interpretierte das Ergebnis gestern so: „Bei den Wahlergebnissen hat die CDU in Potsdam-Mittelmark erneut besser als der Landesdurchschnitt abgeschnitten.“ Der knappe SPD-Vorsprung sei „Ansporn, um noch stärker für die Zustimmung zu unserer Politik zu werben und für einen klaren Kurs in Brandenburg einzutreten“. Tobias Reichelt

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