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Gut gecheckt. Bevor die Flüchtlinge am 11. Juni in Michendorf ankamen, wurden sie auf Infektionskrankheiten untersucht.

© Björn Stelley

Flüchtlingsunterkunft in Michendorf: Flüchtling in Turnhalle hat Tuberkulose

Ein Flüchtling, der in einer Schulturnhalle in Michendorf untergebracht ist, hat Tuberkulose. Es besteht laut Behörden aber keine Ansteckungsgefahr. Trotzdem sind die Schüler vor Ort verunsichert.

Von Enrico Bellin

Stand:

Michendorf - Unter den Flüchtlingen, die in der Turnhalle am Michendorfer Wolkenberg-Gymnasium untergebracht sind, gibt es einen Tuberkuloseerkrankten. Das bestätigte die Amtsärztin Karen Brinkmann am gestrigen Donnerstag gegenüber den PNN. „Der Mann ist jedoch nicht mehr ansteckend“, so Brinkmann.

Flüchtling mit Tuberkulose wird noch weiter behandelt

Alle Asylbewerber werden der Amtsärztin zufolge im Erstaufnahmelager Eisenhüttenstadt auf Infektionskrankheiten untersucht. Der Mann sei dort mindestens drei Wochen lang stationär behandelt worden, bis keine Bazillen mehr in seinem Husten nachgewiesen werden konnten. Die komplette Behandlung dauere jedoch sechs Monate. Der Asylbewerber sei bei der Infektionsambulanz des Potsdamer Klinikums „Ernst von Bergmann“ in Behandlung, die auch überprüfe, ob der Mann seine Medikamente regelmäßig einnimmt.

Wie lange der Asylbewerber bereits in Michendorf ist, konnte am gestrigen Donnerstag nicht geklärt werden. Gerüchte über die Erkrankung machen jedoch auf dem Schulhof die Runde. So erzählte ein Schüler am Dienstag seinem Vater davon, der sofort eine Anfrage an das Landratsamt stellte, ob die Kinder sicher seien. Ihm wurde in einem den PNN vorliegenden Schreiben bestätigt, das für die Schüler keine Gefahr ausgeht. „Der Landkreis hätte aber Vorkehrungen treffen und uns informieren müssen“, so der Vater.

Schuldirektor in Michendorf warnte vor Infektionskrankheiten

Auch wenn sich Kinder und Asylbewerber auf dem Schulhof nicht begegneten, würden sie das spätestens an der Bushaltestelle und müssten daher über den Umgang mit Krankheiten informiert werden. Offiziell sei an der Schule nicht von den Krankheiten gesprochen worden. Schulleiter Henrik Reinkensmeier hatte seine Schüler jedoch Anfang der Woche gewarnt, wegen möglicher Infektionskrankheiten keine Getränke von den Asylbewerbern anzunehmen.

Amtsärztin Brinkmann zufolge gab es auch auf einer Elternversammlung vor dem Einzug der Flüchtlinge die Möglichkeit, Fragen direkt an sie zu richten – von der kaum Gebrauch gemacht wurde. „Leider hat sich nur nach der Versammlung ein Elternteil gemeldet, dem ich erklärt habe, dass kein ansteckend Erkrankter das Erstaufnahmelager verlassen würde“, so Brinkmann. Sie bestätigte, dass ein anderer Flüchtling HIV-positiv getestet wurde. Von beiden Erkrankten gehe aber auch für die anderen Asylbewerber, unter denen sich Schwangere befinden, keine Gefahr aus.

100 Flüchtlinge sind in der Turnhalle untergebracht

Auch die Familie des Tuberkulosekranken wurde untersucht, sie hat sich nicht angesteckt. „Die Familie ist ein weiterer Grund, warum der Mann seine Medikamente sicher regelmäßig einnehmen wird, um weder sie noch sich zu gefährden.“ Eine unterbrochene Behandlung könne für den Patienten tödlich enden.

Die Räume der Michendorfer Sporthalle, in der etwa 100 Flüchtlinge noch bis zum 23. August vom Landkreis untergebracht sind, würden ohnehin von einer professionellen Firma regelmäßig gereinigt, sodass alle Mindestanforderungen an die Hygiene eingehalten würden.

Keine Gefahr für Michendorfer

Auch das Brandenburger Gesundheitsministerium bestätigte am Donnerstag gegenüber den PNN, das keine Gefahr für die Michendorfer besteht. Asylbewerber, bei denen eine latente oder offene Tuberkulose diagnostiziert worden ist, würden sofort stationär aufgenommen. „Eine Entlassung erfolgt erst, wenn der Nachweis von Tuberkuloseerregern in den verschiedenen Diagnostikverfahren negativ ist“, so Ministeriumssprecher Gabriel Hesse. Dies sei auch im Michendorfer Fall passiert.

Im vergangenen Jahr habe es Hesse zufolge in ganz Brandenburg 116 Fälle von Tuberkulose gegeben, 24 davon wurden bei Asylbewerbern diagnostiziert, die in eine Gemeinschaftsunterkunft aufgenommen werden sollten. „Man kann sich generell überall mit Tuberkulose anstecken, das hat nichts mit den Flüchtlingen zu tun“, so Hesse. So würden schließlich Urlauber nach einem Afrika-Aufenthalt nicht am Flughafen untersucht. Im Jahr 2010, als die Zahl der Asylbewerber im Land noch deutlich geringer war, gab es 101 Fälle der Lungenkrankheit in Brandenburg.

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