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Potsdam-Mittelmark prüft ehemalige Tierpension in Beelitz: Flüchtlinge im Pfötchenhotel?

Die einstige Tier-Pension Pfötchenhotel in Beelitz ist insolvent und steht leer. Der Inhaber hat es deswegen dem Lageso in Berlin angeboten, um dort Flüchtlinge unterzubringen. Es könnte allerdings genau das Haus sein, was der Landkreis Potsdam-Mittelmark dringend benötigt.

Von Enrico Bellin

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Potsdam-Mittelmark - Ein Haus für 500 Flüchtlinge. Was der Landkreis dringend sucht, hat Wolfgang Goergens im Angebot. Seit Jahresbeginn steht das Anwesen, das dem Inhaber zufolge über 5000 Quadratmeter Wohnfläche verfügt, leer. Ein Käufer wurde noch nicht gefunden, obwohl die einstige Edel-Tierpension im Beelitzer Ortsteil Schönefeld bereits im Oktober 2014 Insolvenz anmeldete. „Seit Januar habe ich das Objekt dem Berliner Landesamt Lageso für Gesundheit und Soziales angeboten, es wäre ideal für die Flüchtlingsunterbringung“, so Goergens.

Die Gruppe, die Pfötchenhotels bei Bremen und Düsseldorf betreibt, hat ihren Hauptsitz in Berlin nahe dem Landesamt. „Da der Regierende Bürgermeister noch im Januar Amtshilfe aus Brandenburg bei der Flüchtlingsunterbringung forderte, haben wir uns angeboten“, so Goergens. Das Lageso habe jedoch auf mehrere Briefe, Anrufe und E-Mails nicht reagiert. Erst durch die PNN-Recherche erfuhr Goergens, dass für sein Anliegen die Bad Belziger Kreisverwaltung zuständig ist.

Lageso: Berliner Flüchtlinge dürfen nicht in Brandenburg untergebracht werden

Silvia Kostner, Sprecherin des Lageso, entschuldigt sich auf Anfrage für die fehlende Rückmeldung. „Unsere Mitarbeiter haben die Anfrage wahrscheinlich sofort aussortiert, da wir noch immer keine Berliner Flüchtlinge in Brandenburg unterbringen dürfen.“ Da die Kollegen derzeit ziemlich überlastet seien, hätten sie eine Antwort wohl schlichtweg nicht geschafft.

Durch die PNN-Recherche zum Pfötchenhotel prüft seit dem gestrigen Dienstag jedoch der Landkreis Potsdam-Mittelmark, ob er das Objekt in Schönefeld als Flüchtlingsunterkunft anmieten kann. „Wenn die Angaben des Inhabers stimmen, ist das Objekt genau das, was wir suchen“, so Fachbereichsleiter Thomas Schulz. Laut Wolfgang Goergens seien die drei in U-Form stehenden Häuser sofort bezugsfertig, weder Strom, Wasser noch das Telefon seien abgeschaltet worden, weil ein Hausmeister noch vor Ort ist. „Wir könnten sofort 40 bis 50 Menschen dort unterbringen, mit zusätzlichen Betten wäre Platz für mindestens 500 Bewohner.“ Zusätzlich könnte man Goergens zufolge auf dem Hof – zum Gelände gehöre insgesamt eine Fläche von 840 000 Quadratmetern – noch Wohncontainer aufstellen.

Nun prüft Potsdam-Mittelmark

Fachdienstleiter Schulz habe, heißt es, das Exposé der Anlage an seine Mitarbeiter weitergeleitet, die sich mit Goergens in Verbindung setzen wollen. Man müsse prüfen, ob in Schönefeld wirklich eine Flüchtlingsunterbringung möglich ist und ob man die Anbindung an Infrastruktur wie Ärzte, Supermärkte oder Kindergärten hinbekäme.

Zudem laufen Schulz zufolge derzeit vielversprechende Gespräche mit den Gemeinden Seddiner See und Michendorf sowie der Stadt Beelitz über Flächen zur Aufstellung von Häusern aus Fertigbauteilen, wie sie ab kommender Woche auch in Brück für 150 Flüchtlinge entstehen werden (PNN berichteten). Laut Michendorfs Bürgermeister Reinhard Mirbach (CDU) könnten die Fertighäuser aus Blech auf einem kreiseigenen Grundstück neben der neuen Rettungswache im Gemeindezentrum entstehen, der Kreis prüfe das derzeit. Noch sei unklar, wie viele Menschen dort wohnen könnten. „In Michendorf hat sich bereits herausgestellt, dass es eine sehr gute Willkommenskultur unter den Einwohnern gibt“, begründet Thomas Schulz den Schritt. Es hätten sich Initiativen gegründet, die die noch bis Ende kommender Woche in der dortigen Turnhalle untergebrachte Flüchtlinge unterstützen.

Flüchtlinge kommen doch nach Kloster Lehnin

Auch für eine mögliche Flüchtlingsunterkunft in Damsdorf in der Gemeinde Kloster Lehnin stehen die Zeichen wieder besser. Nachdem die Gemeinde eine ehemalige Kaserne gekauft hat, in der der Landkreis bis zu 600 Flüchtlinge unterbringen wollte, war die Stimmung zwischen Kreis und Gemeinde stark angespannt und eine Unterbringung unwahrscheinlich (PNN berichteten). Bei einem Treffen in der vergangenen Woche wurde jedoch vereinbart, dass Kloster Lehnin ein Angebot an den Kreis ausarbeitet, wie viele Wohnungen man für welchen Preis an den Landkreis zur Unterbringung von Asylbewerbern vermieten kann. „Wir haben gefordert, dass das Angebot mindestens Raum für 200 Flüchtlinge beinhaltet“, so Thomas Schulz. Diese Zahl sei von der Gemeinde immer als verträglich genannt worden.

Wann klar ist, ob auch im ehemaligen Pfötchenhotel in Beelitz Asylbewerber einziehen, konnte der Fachdienstleiter noch nicht sagen. Laut Inhaber Goergens gibt es andere Interessenten für das Gebäude, die jedoch noch keine Finanzierung für ihre Pläne hätten. Ideal wäre das Gelände laut Goergens für eine psychosomatische Klinik oder alternative Wohnformen. Das Gelände solle eine siebenstellige Summe kosten. Ob ein Verkauf noch in diesem Jahr möglich ist, könne Goergens nicht einschätzen. „Wir haben aber noch genügend Insolvenzmasse, um mindestens ein Jahr durchzuhalten.“

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