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Flugroutenstreit: Fluglärmprotest: Michendorf dreht ab

Gemeinde will mit gemeinsam mit Seddiner See gegen die geplanten Überflüge kämpfen. so schnell wie möglich soll eine gemeinsame Position ausgearbeitet werden.

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Michendorf / Seddiner See - Im Kampf gegen die Flugrouten zum neuen Flughafen Schönefeld sucht sich Michendorf jetzt neue Bündnispartner. Die Gemeinde fühlt ihre Interessen im Rahmen der Bürgerinitiative „Fluglärmfreie Havelseen“ offenbar nicht mehr ausreichend vertreten. Entsprechende Töne waren auf der Sitzung des Hauptausschusses am Montagabend zu vernehmen. Statt dessen wolle man nun den Schulterschluss mit der Nachbargemeinde Seddiner See suchen. In den kommenden Wochen soll eine gemeinsame Position ausgearbeitet werden, kündigte Hauptamtsleiterin Claudia Nowka an. Die Gemeindevertreter mahnten zur Eile.

Michendorf stellt sich darauf ein, dass ein Großteil der Flieger mit Eröffnung des neuen Airports in einem dreiviertel Jahr über die eigene Gemarkung fliegen wird. „Das steht seit dem Bau der Start- und Landebahnen doch schon fest“, sagte der amtierende Bürgermeister Karl-Heinz Oed fast schon resignierend. Tatsächlich ist die West-Abflugroute, die bislang über den Seddiner See führen sollte, jetzt wieder ein Stück weiter nach Norden, über Michendorf, verlegt worden, wie es auf der Sitzung der Fluglärmkommission am Montag hieß (PNN berichteten). Die Frage sei nun nur noch, wie hoch die Jets hier künftig fliegen werden, so Oed weiter. „Wir haben keine verlässlichen Angaben und damit auch keinen Angriffspunkt“, kritisierte er. Mehr als protestieren könne man zurzeit nicht.

Der Flugroutenstreit spaltet den Landkreis mittlerweile in mindestens drei Fraktionen: Zum einen ist da die Region Teltow, deren Gemeinden in der Fluglärmkommission mitreden können und die in Anbetracht der aktuellen Routenvorschläge weitgehend verschont bleiben würden. Zum anderen gibt es die Havelsee-Region, die verstärkt auf Demonstrationen und Protestaktionen setzt, um die An- und Abflugrouten von ihren Gemeinden noch weiter nach Süden, hinter den Berliner Ring, zu verschieben. Und schließlich sind da jene Mittelmark-Gemeinden, die genau davon betroffen wären und sich gerade erst in die Diskussion eingeschaltet haben. Dazu gehört neben Michendorf und Seddiner See auch die Stadt Beelitz.

Die Ankündigung der Deutschen Flugsicherung, dass die Flugzeuge vor der Landung am BER über der Fläming-Zauche-Region in die Warteschleife gehen sollen, hat zuletzt auch noch weitere Ämter, Städte und Gemeinden auf den Plan gerufen. Gemeinsam haben sie einen Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) unterzeichnet. Darin wird gefordert, dass die Flugrouten „fächerförmig über das ganze Land gelegt werden, so dass keine stark frequentierten Lufträume entstehen und die Belastung auf mehreren Schultern und nicht von wenigen getragen wird“.

In einem weiteren Schreiben, das Bürgerinitiativen aus Fichtenwalde, Schönhagen (Teltow-Fläming) und Wildenbruch unterzeichnet haben, wird gefordert, dass im Korridor zwischen Bad Belzig und Michendorf Flughöhen von 3000 Metern nicht unterschritten werden. Befürchtet werden zurzeit 1000 Meter.

Dass es zu Tiefflügen bis Bad Belzig kommen könnte, bestätigte auch Michendorfs designierter Bürgermeister Reinhard Mirbach (CDU) in der Sitzung des Hauptausschusses. „Der Korridor ist in der Fluglärmkommission vorgestellt worden. Aber etwas Schriftliches gab es natürlich nicht“, berichtete er aus der Sitzung des Gremiums am Montag.

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