Potsdam-Mittelmark: Fontane wäre auch geradelt
Etappe des Havelradwegs zwischen Phöben und Brandenburg eingeweiht / Gesamtstrecke 2009 fertig
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Werder/Groß Kreutz - Radeln auf dem Deich, den Duft von Havelwasser in der Nase – und am Wegesrand jede Menge Geschichte, Kultur und Gastfreundlichkeit: Seit dem Wochenende gibt es einen Grund mehr, sich auf das Fahrrad zu schwingen. Der hiesige Abschnitt des Havelradweges zwischen Phöben und Brandenburg wurde am Samstag mit einer Sternfahrt und einem Fest auf den Havelwiesen in Götzer Berge offiziell eröffnet. Ein großer Teil der insgesamt 30 Kilometer langen Strecke führt direkt am Fluss entlang.
„Bei solchen Möglichkeiten wäre auch Fontane geradelt“, schwärmte Landrat Lothar Koch (SPD), der ab Werder selbst mit dem Rad gefahren war. Die zehn Kilometer auf der Deichkrone zwischen Phöben und Götzer Berge seien der schönste Abschnitt dieser Strecke in Brandenburg. Der insgesamt 350 Kilometer lange Havelradweg von der Quelle bei Quitzöbel in Meckelenburg-Vorpommern bis zur Mündung in die Elbe bei Havelberg soll nach über zehn Jahren Bauzeit im Frühjahr nächsten Jahres komplett fertig sein. Mit ihrem Teilstück will die Mittelmark bei der Bewerbung um den Deutschen Wandertag 2012 punkten. Am kommenden Freitag wird Koch die Bewerbung um dieses Großereignis – jährlich machen sich zirka 30 000 Wanderer in immer anderen Regionen auf den Weg – in Fulda abgeben.
Schwierigkeiten gibt es indes immer noch beim Lückenschluss zwischen Phöben und Werder. Es liege allein an offenen Grundstücksfragen, dass dort noch nicht gebaut wird, so Landrat Koch gegenüber den PNN. Der Landkreis werde weiter darauf drängen, dass auch dieses Stück termingerecht fertig wird. „Wir haben es so weit gebracht, es wäre fatal, wenn wir jetzt nachlassen würden.“ 4,5 Millionen Euro hat der Landkreis Potsdam-Mittelmark in seinen Abschnitt investiert, 70 Prozent davon stammen aus EU-Fördermitteln.
In Brandenburg (Havel) gibt es ebenfalls noch Unstimmigkeiten: Während die Stadt ein Teil des Weges direkt durch ihren Ortsteil Gollwitz führen will und damit Ausbaukosten sparen würde, sprechen sich Ortsbeirat und der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) für eine Streckenführung entlang des Emster-Kanals aus. „Unsere Vision ist wesentlich reizvoller“, sagte Alfred Christoph, Begründer der Potsdamer Seniorenradfahrbewegung im ADFC, bei der Eröffnung.
Der Radtourismus im Havelland erfreue sich einer immer größeren Beliebtheit – nicht nur bei Städtern, sondern auch bei den Einheimischen, so Ines Kias vom Tourismusverband Havelland. Broschüren und Wanderkarten fänden reißenden Absatz, der Verband selbst trete immer öfter auf Messen auf. Das nächste Ziel sei, Rad- und Wassertourismus stärker miteinander zu verbinden. Die Zusammenarbeit im Rahmen des Gemeindeverbandes „Potsdamer und Brandenburger Havelseen“ sei dabei eine sehr große Chance. Karten, auf denen sowohl die Strecken zu Land als auch zu Wasser verzeichnet sind, gebe es bereits. Die Mittelmark profitiert vom Nahtourismus am meisten: Mit ihren Flächen innerhalb der Reiseregionen Havelland und Fläming ist der Landkreis landesweit Spitze, was die Übernachtungszahlen angeht. Angebote für Radler wie der Havelradweg oder der bereits gut ausgebaute Europaradweg R1 geben dabei einen großen Ausschlag. Die beiden Wege treffen sich bei Petzow.
Während die Infrastruktur weiter wächst, gehe es jetzt auch darum, Übernachtungs- und Freizeitmöglichkeiten zu fördern. „Es ist wie Treppensteigen“, so der Landrat. Nacheinander müsse Stufe für Stufe erklommen werden. Th. Lähns
Th. Lähns
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