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Kleinmachnow: Förderschule wird zur Luxus-Residenz
Landkreis verkauft Braunsches Landhaus am Erlenweg. Umbau zu moderner Gründerzeitvilla geplant
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Kleinmachnow - Noch vor einem Jahr wurden in der historischen Villa „Lily Braun“ am Kleinmachnower Erlenweg Förderschüler unterrichtet, dann sollten Flüchtlinge in dem Haus wohnen. Da das nicht geht, will der Landkreis das denkmalgeschützte Anwesen verkaufen. 1,2 Millionen Euro soll das 1910 erbaute Haus auf dem knapp 2200 Quadratmeter großen Grundstück dem Kreis mindestens bringen. Einen Käufer gibt es schon, doch noch steht die Zustimmung der Gemeinde Kleinmachnow zur zukünftigen Nutzung aus. Da aus dem ehemaligen Schulgebäude ein luxuriöses Wohnhaus werden soll, ist eine Änderung des Bebauungsplanes nötig. Gemeindesprecherin Martina Bellack sieht darin aber kein Problem. Sie glaubt, dass die Gemeindevertretung der gewünschten Änderung zustimmen wird. Auf das kreiseigene Gelände hat die Kommune ohnehin keinen Zugriff. Seit 1975 waren in dem Haus geistig behinderte Kinder unterrichtet worden. Geeignet war es für den Schulbetrieb von Beginn an nicht. Weil sich die Lehrkräfte stark engagierten, wurden bis zuletzt Zugeständnisse gemacht. Die rapide sinkende Schülerzahl besiegelte schließlich das Schicksal der Schule.
Die Villa war 1910 als eine der ersten in der Kleinmachnower Villenkolonie entstanden. Das Schriftstellerehepaar Lily und Heinrich Braun hatte sie für sich und ihren Sohn bauen lassen. Nach dem frühen Tod von Frau und Sohn lebte Heinrich Braun zunächst allein, später bis zu seinem Tod 1927 mit seiner zweiten Frau Julia Braun-Vogelstein in dem Landhaus. 1936 wurde diese zur Emigration gezwungen und blieb in den USA. Aus der Villa wurde nach dem Krieg ein Kinderheim. Nachdem der Landkreis den Schulbetrieb in der Förderschule eingestellt hatte, stand das Gebäude ein Jahr leer. Zwischenzeitlich war überlegt worden, Flüchtlinge in dem ursprünglichen Wohnhaus unterzubringen. Nach interner Prüfung verwarf der Kreis die Idee. „Wegen der räumlichen Gegebenheiten hätten dort nur relativ wenige Personen Platz finden können“, so Pressesprecher Kai-Uwe Schwinzert. Ein Umbau des denkmalgeschützten Gebäudes kam wegen der hohen Kosten nicht in Frage. Der Landkreis bot die Liegenschaft daher zum Verkauf an. Aus mehreren Geboten erhielt eines inzwischen den Zuschlag, so Schwinzert. Die genauen Pläne des Käufers kenne der Landkreis nicht. Derweil wird die Villa von einem Kleinmachnower Immobilienmakler auf dessen Internetpräsenz beworben. Danach soll das aus drei Flurstücken bestehende Grundstück mit dem dreigeschossigen Bau für 2,7 Millionen Euro weiter veräußert werden. Zuvor ist jedoch eine umfassende Sanierung und Modernisierung des Braunschen Landhauses und der Umbau zu einem „hochherrschaftlichen Familiendomizil mit dem Charme der Gründerzeit“ geplant. Alle Etagen sollen kernsaniert und mit luxuriöser Technik ausgestattet werden. Neben einem Wellnessbereich mit Sauna und Bad im Keller entstünde auf den anderen Etagen ein „großzügig dimensionierter Wohnbereich mit Zugang zum großzügigen Garten.“ Die Türen sollte der neue Eigentümer jedoch gut verschlossen halten, rät eine Nachbarin. Der Erlenweg, der sich entlang eines Grünzugs erstreckt, sei bei Wildschweinen äußerst beliebt. Solveig Schuster
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