Von Henry Klix: Freies Ufer in Ferch
Der Ausbau der Promenade läuft seit Jahren ohne Konflikte, obwohl es auch hier Privateigentümer gibt
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Schwielowsee / Potsdam - Während in Potsdam die Wogen im Uferstreit am Griebnitzsee und am Groß Glienicker See hochschlagen, ruht in Ferch still der Schwielowsee: Bürgermeisterin Kerstin Hoppe (CDU) rechnet vor, dass die zweieinhalb Kilometer lange Fercher Uferpromenade an der Potsdamer Havel ihresgleichen sucht. Der Ausbau der Touristenattraktion mit Beleuchtung, Regenentwässerung und Deckschichten beschäftigt Ferch seit elf Jahren, gestern wurde das fünfte und vielleicht wichtigste Teilstück zwischen der Seewiese und dem Wiesensteg eingeweiht: Der Wiesensteg über die Orchideenwiese ist als eines der Lieblingsmotive der alten und der neuen havelländischen Maler auf vielen Bildern verewigt. Und auf der Seewiese werden seit eh und je die Dorffeste gefeiert, morgen wird um 18 Uhr wieder das Maifeuer entzündet.
Die Uferpromenade gehört zur Fercher Alltagskultur und gilt – von Caputh komnend – zugleich als eine der schönsten Strecken für Fahrradwanderer in der Region. „Wir haben rechtzeitig begonnen, die Promenade zu sichern und gegen andere Interessen zu schützen“, sagt Ferchs Ortsvorsteher Roland Büchner (BBS), mit dessen Amtsantritt der Ausbau 1998 begann. Anderthalb Kilometer sind inzwischen fertig. Nicht alle Flächen gehören der Gemeinde, doch auch auf dem noch zu sanierenden Abschnitt zwischen Haus am See und Mittelbusch hat man sich bereits mit fünf Privateigentümern über die Nutzungsrechte einigen können. Büchner ist zuversichtlich, dass in den noch laufenden Verhandlungen mit zwei Uferanrainern ebenfalls wenigstens Bauerlaubnis- oder Duldungsverträge abgeschlossen werden können.
In dem Dorf mit seinen 1700 Einwohnern scheint alten und neuen Einwohnern an guter Nachbarschaft gelegen zu sein. Allenfalls gibt es, wie unterhalb des Hauses am See, Hinweisschilder, dass es sich um Privatland handelt. Bei der Sicherung der Promenade hatte die Gemeinde wohl auch Glück mit ihren Investoren: Als die Leipziger Architektin Claudia Matz sich vor einigen Jahren Grundstücke am Hang der Seewiese bis hinunter zum Ufer zur Wohnbebauung erwerben konnte, setzte man mit dem Bebauungsplan, der in vier Wochen rechtskräftig wird, die Übertragung der 2000 Quadratmeter großen Seewiese inklusive Uferweg an die Gemeinde durch. Das Herz der Uferpromenade ist damit auf Dauer gesichert. Die sechs neuen Einfamilienhäuser werden so angeordnet, dass man selbst vom oben gelegenen Potsdamer Platz noch auf den Schwielowsee schauen kann.
„Die Leute sind jahrelang die Seepromenade langegelaufen, dabei soll es auch bleiben“, sagt Günter Matz, der als Treuhänder seiner Tochter die Verhandlungen führte. Für die kleine Marina an der Seewiese, die ebenfalls Claudia Matz gehört, sei die Promenade belebend. „Das passt hier alles“, sagt Günter Matz. Gerade wurde ein Bauantrag gestellt, um das Servicegebäude des Hafens zum Restaurant auszubauen. Matz kann nicht nachvollziehen, was Uferanrainer in Groß Glienicke und Babelsberg bewegt, öffentliche Wege einfach abzusperren. „Vernünftig ist das nicht.“
Ortsvorsteher Büchner geht derweil davon aus, dass mit dem neuen Erscheinungsbild des Uferwegs weiter neues Leben in das Dorf einzieht. Der Ausbau des letzten Abschnittes bis Mittelbusch soll laut Finanzplanung der Gemeinde in den Jahren 2011 und 2012 erfolgen. 450 000 Euro wird das nochmal kosten, ein Planungsauftrag ist erteilt. In Ferch ist man guter Dinge, dass es auch auf diesem letzten Kilometer keine Konflikte geben wird. „Beharrlichkeit“, glaubt Büchner, „zahlt sich aus.“
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