Potsdam-Mittelmark: „Friedliches Familienfest“
Bürgermeister nimmt Teltower Stadtfest in Schutz
Stand:
Teltow - In der Diskussion um das Teltower Stadtfest hat sich gestern Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD) zu Wort gemeldet. „Zahlreiche Rückmeldungen von Besuchern und Unternehmen lobten die Stadtfeste der letzten Jahre aufgrund der Programmvielfalt und der Entwicklung zu einem friedlichen Familienfest, was ich nur bestätigen kann“, so Schmidt in einer schriftlichen Erklärung.
Auch die jüngst von Kulturausschussmitglied Eberhard Derlig (FDP) geäußerte Kritik am fehlenden regionalen Charakter könne er nicht teilen, erklärte Schmidt. Durch zahlreiche regionale Aktivitäten, Aussteller und Künstler könne das widerlegt werden. Die Vereine hätten „auf einer eigenen zentralen Bühne mit direktem Bezug zu den Informationsständen“ agiert. „Frau Schenk von der Awo und Mitorganisatorin des Marktes der Möglichkeiten befürwortet diese Präsenz im Rahmen des Stadtfestes, da auf der großen Bühne der Bezug zu den Informationsständen fehlen würde und bei der aktuellen Platzierung auch die Nähe zum Publikum größer und besser wäre.“
Laut Schmidt habe das Fest knapp 147 000 Euro gekostet. Für künftige Stadtfeste werde eine Zusammenarbeit mit dem „Netzwerk Tolerantes Teltow“ angestrebt, so der Bürgermeister. Aufgrund der „hervorragenden Sicherheitsvorkehrungen“ sei dies bislang nicht notwendig gewesen. Das Netzwerk hatte auf die Präsenz rechtsextremer Besucher auf dem jüngsten Fest vom 3. bis 5. Oktober hingewiesen. Die Veranstaltungsagentur Brando fühlte sich dadurch in Misskredit gebracht, auch sie sprach von einem friedlichen Familienfest mit „breitem Publikum“ (PNN berichteten).
Der Sprecher des Netzwerkes, Dietmar Viehweger, betonte gestern gegenüber den PNN, dass die Initiative nichts gegen das Stadtfest an sich habe. „Jedes Fest in Teltow hat seine Berechtigung, wir machen unsere Kritik nicht am Stadtfest als solches fest.“ Vielmehr sei festzustellen, dass der „Rechtsextremismus insgesamt in Teltow sichtbarer“ geworden sei. „Das war in diesem Jahr leider auch beim Stadtfest zu beobachten, und darauf wollten wir aufmerksam machen“, sagte Viehweger. Er sprach von einem „atmosphärischen Problem“, wenn Besucher mit dem White-Power-Symbol auf ihrem Thor-Steinar-Shirt über die Festmeile flanieren. Mit der Veranstaltungsagentur Brando sei dazu ein Gespräch vereinbart worden. Auch sei er ständig mit dem Rathaus in Kontakt. Es gäbe verschiedene Ansätze, solchen Trends entgegenzuwirken, darüber solle gesprochen werden. Möglicherweise könnte das nächste Stadtfest unter ein Toleranz-Motto gestellt werden, so Viehweger.
Netzwerk-Mitglied und SPD-Stadtverordneter Dirk Pagels sprach von einem „insgesamt tollen Fest“ und lobte die Veranstaltungsagentur für die Organisation. „Bei jedem großen Fest besteht die Gefahr, dass sich auch solche Leute treffen“, sagte er mit Blick auf rechtsextreme Besucher. „Wir werden deshalb ein Signal nach außen abgeben, dass Teltow ein Ort der Toleranz und Vielfalt ist.“ Pagels begrüßte in diesem Zusammenhang eine Ausstellung, die am Donnerstag im Neuen Rathaus zum Thema „Opfer rechter Gewalt in Deutschland“ eröffnet werden soll. „Auch das zeigt, dass Netzwerk und Stadtverwaltung bei diesem Problem an einem Strang ziehen.“ Henry Klix
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: