Potsdam-Mittelmark: Friedrichshöhe – bodenständig
Baufachmann Detlef Haase tat die einstige Höhengaststätte Leid – da hat er sie gekauft
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Werder - Mit dem Bau von Eigenheimen ist Detlef Haase und seine Compact Bauträger GmbH gut im Geschäft. Auch viele Baulücken in Werder (Havel) wurden durch ihn geschlossen. Das Grundstück der Kempner-Villa – in Werder auch Millionenvilla genannt – hat er an den Rändern mit Einfamilienhäusern bebauen lassen, die Villa an einen Moskauer verkauft, der hier eine Pension einrichten will. Bei einem Vor-Ort-Termin mit der Denkmalpflege war der Blick hinauf zur Friedrichshöhe gewandert. Haben Sie kein Interesse?, sei er gefragt worden.
Seit 1998 stand die Friedrichshöhe bereits leer, 1999 wurde sie unter Denkmalschutz gestellt. „Mir hat das schöne Gebäude einfach Leid getan“, erinnert sich Detlef Haase. Inzwischen hat er die Lokalität, die einst zu einer Kette von Höhengaststätten am Hügelzug entlang der Havel gehörte, gekauft und ist in Gesprächen mit potenziellen Partnern aus der Gastronomiebranche. Haase sucht noch weitere Interessenten, die sich an dem Projekt beteiligen würden.
Nächste Woche wird das Gebäude durch den Architekten vermessen, Schritt für Schritt soll es dann weitergehen. Wenn es nach Detlef Haase geht, könnte der Restaurantbetrieb in der kommenden Saison auf kleiner Flamme zum Köcheln gebracht werden – als Bierlokal mit bodenständigen Gerichten und Preisen. Als weiteren Baustein kann er sich einen Markt, vielleicht mit Bioprodukten, Schaubäckerei und einer kleinen Brauerei, im Großen Saal vorstellen. Dritter Baustein könnte ein Hotelneubau auf dem benachbarten Parkplatz sein, „aber das ist alles noch Zukunftsmusik“, sagt er. Von seinen Plänen, das Gästehaus der DDR-Regierung in Pankow zu sanieren, will er sich zum Nutzen der Friedrichshöhe verabschieden.
Als Konkurrenz zur anderthalb Kilometer entfernten Bismarckhöhe, die derzeit von der Stadt ausgebaut wird, sieht er sie nicht – damit sich die beiden Konzepte nicht überschneiden, will sich Detlef Haase auch mit der Stadtverwaltung abstimmen. „Ich glaube, beides könnte sich ergänzen und den Hohen Weg als Ausflugsziel beleben“, meint er.
Der 49-Jährige hat das Gebäude bereits gründlich begutachtet: So verfallen wie die Bismarckhöhe sei die Friedrichshöhe bei weitem nicht: Der vorherige Eigentümer ist zwar mit seinen Konzepten gescheitert, 1998 ging die Friedrichshöhe an den Insolvenzverwalter. Aber das Dach ist dicht, die Küche in Schuss und es gibt eine Ölheizungsanlage. Dennoch sieht Haase, etwa im völlig vermoderten Keller und in der Elektroinstallation, einen Investitionsbedarf von mindestens zwei Millionen Euro. Die erste „Testparty“ hat die Friedrichshöhe bereits bestanden: Silvester feierte Haase hier mit einigen Geschäftstpartnern – und neugierigen Jugendlichen, die einfach mit eingeladen wurden. „Ich würde hier auch mal eine Disko veranstalten, wenn der Vandalismus aufhört“, sagt Haase. Ein paar nächtliche Polizeistreifenfahrten wären auch nicht schlecht, wie er meint.
1895 war hier oben der Startschuss unter dem Betreiber Friedrich Schmahlfeldt gefallen – deshalb „Friedrichshöhe“. Bis zum Ende der DDR lief der Restaurantbetrieb, und bis in die jüngste Vergangenheit wurde hier oben Karneval gefeiert. Die legendäre Rutsche, auf der die Zecher aus 71 Meter Höhe einst hinunter bis fast direkt vor den Bahnhof gleiten konnten, wird es, wie Detlef Haase bedauert, allerdings nicht mehr geben: Die erforderlichen Grundstücke sind bereits vergeben.
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