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Könnte bald den Besitzer wechseln: Werders Friedrichshöhe.

© Andreas Klaer

Potsdam-Mittelmark: Friedrichshöhe steht zum Verkauf

Eigentümer will Höhengaststätte für 1,5 Millionen Euro abgeben. Der Betrieb soll aber weiterlaufen

Stand:

Werder (Havel) - Werders legendäre Gaststätte auf dem Kesselberg soll verkauft werden. Auf mehreren Internetseiten wird die Friedrichshöhe für einen Preis von 1,5 Millionen Euro zuzüglich Makler-Provision angeboten. Als „traditionsreiche Ausflugsgaststätte mit Panoramablick“ wird das 1896 errichtete Bauwerk unter anderem auf Immobilienscout24.de beworben. Erst vor drei Jahren hat die Compact Bauträger GmbH die damals brachliegende Friedrichshöhe übernommen und innerhalb kurzer Zeit mit Biergarten und Veranstaltungen belebt. Dies galt nur als Zwischenlösung: Langfristig sollte das denkmalgeschützte Gebäude zum Hotel entwickelt werden. Bislang hieß es, Eigentümer Detlef Haase suche dafür Partner. Dass er die Friedrichshöhe nun komplett verkaufen möchte, ist neu.

Der Eigentümer selbst war gestern nicht zu erreichen und in seinem Immobilienbüro in Werder wollte niemand nähere Auskünfte erteilen. Es hieß lediglich, dass schon seit langem die Absicht bestünde, das Gebäude zu vermieten oder zu verkaufen. Allerdings hatte sich erst vor einem Jahr eine Betreibergesellschaft um Haase gegründet, die mit den Einnahmen aus Gastronomie, Diskotheken, Veranstaltungen und Konzerten die Gebäudesubstanz schrittweise sanieren will. Seit diesem Monat hat der Biergarten wieder fast die ganze Woche über an den Nachmittagen von dienstags bis sonntags geöffnet. Darauf und auf das aktuelle Veranstaltungsprogramm habe die Verkaufsabsicht keinen Einfluss, hieß es gestern von seiten der Friedrichshöhe-Werder GmbH. Am 7. August soll hier ein Kindermusical aufgeführt werden, Ende August ist die „Erste Country-Night“ in Werder mit DJs geplant.

In Werder war man bislang davon ausgegangen, dass die weitere Entwicklung des denkmalgeschützten Gebäudes unter der Regie des aktuellen Eigentümers erfolgen würde. Auch für Werders Bürgermeister Werner Große (CDU) kam die Verkaufsabsicht gestern überraschend – „immerhin hat sich dort oben ja schon Einiges getan“, sagte Große mit Verweis auf die Renovierung des kleinen Saals. Alternativen zu einem langfristigen Betrieb als Hotel, wie vom Eigentümer angekündigt, sehe Große derzeit kaum, allerdings müsste dafür ein Bebauungsplan aufgestellt werden. Ein erster Anlauf dafür war Mitte der 1990er Jahre gescheitert. Einem neuen Versuch stünde die Stadt aber positiv gegenüber, so der Bürgermeister.

Ende des 19. Jahrhunderts war auf dem Kesselberg der Startschuss für die Verköstigung von Touristen in einem als Aussichtsturm gestalteten Restaurant gefallen. Dem damaligen Betreiber Friedrich Schmahlfeldt verdankt der Ort seinen Namen. 1913 wurde der große Saal mit Bühne und 1937 der kleine Saal als flacher Holzbau im Stil einer verglasten Veranda angefügt. Bis zum Ende der DDR lief der Restaurantbetrieb, und bis in die jüngste Vergangenheit wurde auf der Friedrichshöhe Karneval gefeiert. Legendär ist die Rutsche, auf der die Zecher aus 71 Meter Höhe einst hinunter bis fast direkt vor den Bahnhof gleiten konnten. Nach der Wende hatte ein Investor die Friedrichshöhe gekauft und sich daran verhoben: 1998 ging das Gebäude an den Insolvenzverwalter.

Mit dem seit vergangenem Jahr laufenden Biergarten und dem Mix aus Privatpartys und öffentlichen Veranstaltungen ist nun wieder Leben auf die Friedrichshöhe eingekehrt. Zur diesjährigen Baumblüte wurde das Haus auf dem höchsten Punkt Werders gezielt in das Veranstaltungskonzept einbezogen. Auf den Werbeeffekt des Volksfestes wird auch im Verkaufsexposee hingewiesen. Thomas Lähns

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