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Die Ladenhüter der Saison. Gärtnerinnen kümmern sich um die Primeln auf dem Rosengut in Langerwisch.

© Theo Heimann/dapd

Potsdam-Mittelmark: Frost vermiest das Geschäft

Frühblüher werden zu Ladenhütern. Gärtnereien in Langerwisch, Geltow und Werder fürchten Verluste

Von Eva Schmid

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Potsdam-Mittelmark - Mit Sorge blicken Gärtnereibetriebe derzeit auf ihre Primeln, Stiefmütterchen und Ranunkeln. Hunderttausende Pflanzen blühten in voller Pracht, trotzdem blieben die Betriebe darauf sitzen, sagte der Geschäftsführer des Gartenbauverbandes Berlin-Brandenburg, Andreas Jende, am Freitag in Potsdam. Schnee und Frost vermiesen das Geschäft. Bei den Temperaturen wolle niemand seine Blumenbeete bepflanzen. Die Kunden und der Umsatz blieben aus, beklagt die Branche.

„So etwas hat es noch nie gegeben“, beschrieb der Geschäftsführer des Rosenguts Langerwisch, Gerhard Bräutigam, die katastrophale Lage gegenüber den PNN. In vier seiner 2000 Quadratmeter großen Gewächshäuser stehen derzeit etwa 260 000 Primeln und 300 000 Stiefmütterchen. „Wenn sie nicht bald verkauft werden, landen sie auf dem Kompost“, sagte Bräutigam.

Andere Betriebe hätten ihre Pflanzen schon wegschmeißen müssen. Eine Woche werde er noch abwarten, dann ist es auch bei ihm so weit. Den Verlust für seinen Betrieb habe er noch nicht ausgerechnet. Angesichts eines Verkaufswertes jeder Pflanze zwischen 40 Cent und 1 Euro sei er aber immens.

Die Gärtnereien müssten auch länger und stärker ihre Gewächshäuser beheizen. „Unser finanzielles Polster schmilzt schneller als der Schnee“, so Bräutigam mit einem bitteren Lächeln. Mitarbeiter und bestellte Lieferungen müssten ebenfalls bezahlt werden. Sein Großbetrieb werde das noch einigermaßen überstehen. Der Rosengut-Chef bezweifelt aber, dass kleinere Gärtnereien so hohe Umsatzausfälle kompensieren können.

„Normalerweise ist das Ostergeschäft der erste große Umsatzbringer des Jahres“, sagte Gartenbauverbandschef Jende. Der Verband schätzt, dass insgesamt 20 Millionen Veilchen und Stiefmütterchen und 2,3 Millionen Primeln in den märkischen Gewächshäusern auf Abnehmer warten. Doch Großkunden und Blumengeschäfte hätten ihre Aufträge storniert. Eine solche Entwicklung habe es in den vergangenen 20 Jahren nicht gegeben, wie Jende erklärte. Besonders kleinere Betriebe sehen sich jetzt im Wettlauf gegen die Zeit: „Der Verkauf ruht komplett“, berichtete gestern Jürgen Gentz, der mit seiner Familie die Gärtnerei Käte Gentz in Werder (Havel) betreibt. Etwa 98 Prozent der Frühjahrsblüher würden noch in seinem Gewächshaus auf etwa 1000 Quadratmetern stehen. An vier Tagen habe die Produktion schon ruhen müssen, die Angestellten mussten zu Hause bleiben. „Wir können das leider derzeit nicht ändern“, sagte Gentz. Seit vier Wochen komme kein Umsatz mehr rein, „das schmerzt ziemlich“. Dennoch ist Jürgen Gentz optimistisch, dass noch etwas verkauft werde. „Aber nur, wenn es einen merklichen Temperaturanstieg gibt.“

Auch im Gartencenter Geltow, das ebenfalls unter den Verlusten leidet, werde weiter gezittert, so die Abteilungsleiterin Uta Jacobs. Die große Hoffnung, dass es Ostern warm werde, schwinde mit jeder Stunde. Ihre letzte Hoffnung beruht darauf, dass nach den Feiertagen die Kunden auch noch Frühlingspflanzen kaufen.

Im Rosengut Langerwisch falle das an diesem Wochenende geplante Frühlingsfest „in den Schnee“ und werde nur in reduzierter Form stattfinden, so Gerhard Bräutigam. Den Streichelzoo, der sonst immer dabei sei, habe er abbestellt. Nur die Rabatt-Aktion werde es wie jedes Jahr natürlich geben. (mit dpa)

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