Potsdam-Mittelmark: Frühzeitlichen Vorfahren auf der Spur
Funde vom Stollenberg jetzt im Teltower Heimatmuseum zu sehen
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Funde vom Stollenberg jetzt im Teltower Heimatmuseum zu sehen Teltow – Bereits 1728 erfuhren die Teltower erstmals davon, dass sich ganz in ihrer Nähe am Stollenberg einst eine frühzeitliche Siedlung befunden hatte. Denn dort entdeckte der Sohn des Pfarrers und Stadtchronisten Johann Christian Jeckel ein Urnengräberfeld. Die Lage des Stollenberges wird an der heutigen Stadtgrenze zwischen Seehof und Lichterfelde vermutet. An dieser Erhebung vorbei führte früher der Weg von Teltow nach Berlin. Vermutlich wurden seinerzeit die etwa 30 Urnengefäße aus Ton bei landwirtschaftlichen Arbeiten zutage befördert und einige davon, die noch gut erhalten waren, brachte der Pfarrerssohn mit nach Hause. Der Inhalt der Urnen wurde im Pfarrgarten wieder beigesetzt. In der Fachwelt erregte der Fund damals Aufsehen. Weitere Funde aus der Jungstein- und der Bronzezeit, die auf eine frühe Besiedlung in Berlin und dem Umland schließen lassen, wurden in späteren Jahren bekannt. Zwei Urnen aus der vorrömischen Eisenzeit (800 – 500 Jahre v. Christus) sind nun im Teltower Heimatmuseum Am Hohen Steinweg zu sehen. Zur Eröffnung der kleinen Ausstellung konnte Heimatvereinschef Peter Jaeckel auch Susanne Köstering vom Museumsverband des Landes Brandenburg und Heino Neumeyer vom Museum für Vor- und Frühgeschichte begrüßen. Den Historikern verdanken die Teltower Heimatfreunde, dass Teile des Fundes, die 1997 im Gebiet Goerzallee/Ortlerweg und Wismarer Straße (ebenfalls nahe dem Stollenberg) ausgegraben wurden, nun auch in Teltow ausgestellt werden können. Schon das Ausgrabungsfeld, das 2500 Quadratmeter umfasste, durften damals Vereinsmitglieder besichtigen und waren beeindruckt: 113 Urnengräber und 15 Leichenbrandschüttungen. Beim Graben fand man auf den bauchigen Tongefäßen Steine, mit denen die Bestattungen seinerzeit geschützt wurden. Peter Jaeckel wusste dazu auch eine Anekdote zu berichten, nach der die Steine in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts sehr begehrt waren, weil sie zum Chausseebau verkauft werden konnten. Für die Urnen aber gab es sogar eine Mark, die ein Verwalter des Rittergutsbesitzers von Carstenn als Belohnung versprach. Die Bauern brachten bald soviel, dass die Summe kurz darauf auf 50 Pfennig und später auf 25 Pfennig herabgesetzt wurde. Schließlich wurde die ganze Prämie abgeschafft und keine Gefäße mehr angenommen, weshalb die Bauern sie als nutzlosen Kram zerschlugen. Die großen Vorkommen lassen heute darauf schließen, dass sich in der Nähe des lange genutzten Bestattungsplatzes auch ein Siedlungsplatz befand. Eine zeitliche Einordnung ist möglich, da vor der Kultur der Urnengräber die Hügelgräberkultur aus der Bronzezeit üblich war. Weitere Rückschlüsse lassen neben der Form der Gefäße, vor allem deren Inhalte zu. Denn die Toten wurden in ihrer Kleidung eingeäschert, weshalb Gürtel und Gewandverschlüsse in den Urnen waren, ebenso Schmuck. Vor allem Schmucknadeln, Spangen, Schließen und Ohrringe geben Aufschluss über Geschlecht und Alter des Trägers. Auch die kulturelle Zugehörigkeit der Beigesetzten lässt sich von diesen modischen Details ableiten und deutlich wird dabei, dass es immer wieder Einflüsse aus südlichen Gebieten gab, in denen bereits Eisen verarbeitet wurde. Die Gefäße und Metallarbeiten, die jetzt in der Ausstellung im Teltower Heimatmuseum zu sehen sind, zeugen eindrucksvoll von den Fertigkeiten und der schöpferischen Kraft der Menschen, die vor über 2500 Jahren in der Region Teltow lebten. Kirsten Graulich
Kirsten Graulich
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