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Potsdam-Mittelmark: Fünf Künstler und ein alter Hof

Keramiker bauen Glindower Wassermühle zum „Kulturgut“ aus. Sonntag offener Hof

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Werder (Havel) - Sie haben sich vor anderthalb Jahren auf der Handwerksmesse München kennengelernt – Harald Dieckmann, Inhaber der Glindower Ziegelmanufaktur, und fünf Keramiker zwischen 24 und 35 Jahren, alle aus demselben Jahrgang der renommierten Fachschule für Keramik in Höhr-Grenzhausen (Rheinland-Pfalz). Die jungen Künstler suchten einen Werkstatthof im Großraum Berlin. Harald Dieckmann hatte ihn, nur ein paar Hundert Meter von seiner Ziegelei entfernt: Am Sonntag wird an der alten Wassermühle in Glindow das erste Hoffest des „Keramik & Kulturguts“ gefeiert.

„Seit dem Sommer 2010 hatten wir uns das Gelände immer wieder angeschaut“, erzählt die 29-jährige Julia Winter. Neben der denkmalgeschützten Wassermühle, die in ihrem Kern seit dem 17. Jahrhundert an dieser Stelle steht, fanden die Künstler ein Stallgebäude, eine Remise und ein über 100 Jahre altes Wohnhaus vor, die alle nach Zuwendung schrien. Die Stadt Werder hatte den Mühlenhof zum Verkauf ausgeschrieben. Es wurde überlegt und gerechnet, mit Banken und Fördermittelstellen gesprochen, schließlich stand die Finanzierung. Die „Keramik & Kulturgut Glindow GbR“, die die fünf Keramiker mit Dieckmann gründeten, kaufte den Hof.

Das Quintett hat eine enorme keramische Bandbreite: Julia Winter und Claudia Winter schaffen aus ihrem Gebrauchsporzellan mit sparsamen grafischen und malerischen Zutaten stilvolle Meisterwerke. Julia Hass löst sich mit ihren geschwungenen Vasen bereits von bekannten Formen, während Martin Grade und Mike Wagner sich ganz der Kunst zugewandt haben: der eine auf der Suche nach den Grenzen des Materials, der andere nach vergnüglicher Optik.

Auf ihrem Keramikgut ist in den vergangenen Wochen viel passiert: Dach und Fassade des alten Wohnhauses wurden saniert, das Haus im Innern bewohnbar gemacht. In den fünf Wohnungen hat man es sich so behaglich gemacht, wie es erstmal ging. Die Installationen sind noch einigermaßen intakt. „Und wir waren froh, dass die alten Kachelöfen noch so gut funktionieren“, sagt Martin Grade. Mit seinem Sohn Magnus ist schließlich auch ein sechsjähriges Kind an Bord.

Außerdem wurden Hof, Stall und Remise entrümpelt und der Müll sortiert, womöglich werden sich einige aussortierte Stücke in Kunstwerken wiederfinden. Von früheren Abrissen sind ein Dutzend Paletten mit Ziegelsteinen übrig geblieben, die nun in Rissen und Löchern verbaut werden können. Und davon gibt es noch einige: Die Remise soll ab dem Frühjahr 2012 mit grünem Dach als Arbeitsstätte der fünf Künstler dienen. Ein  Teil des Stalls mit seinen Ziegelböden und Kappendecken ist bereits als Ausstellungsraum eingerichtet, Arbeit gibt es auch da noch reichlich. Am Sonntag ab 11 Uhr soll man aber bei Lagerfeuer, Stockbrot, Stollen und Glühwein die Künstler, ihre Kunst und das sich wandelnde Mühlengut schon mal kennenlernen können.

Für die alte Wassermühle selbst, deren ursprüngliche Funktion – bis auf den trockenen Mühlengraben hinterm Haus – nicht mehr erkennbar ist, sollen im Juli 2012 die Bauarbeiten beginnen. Harald Dieckmann plant hier mit der gemeinsamen GbR eine „Kulturherberge“ mit vier Einzel- und drei Doppelzimmern für Kunstfreunde. Die Innengestaltung sollen natürlich die Keramiker selbst übernehmen, auch die Ausstattung mit Geschirr.

Dieckmann glaubt, dass sich der Gutsstandort an der L 90 mit Seminaren, Ausstellungen und Veranstaltungen schnell als Zentrum für keramisches Handwerk und Ausflugsziel herumsprechen wird. Er freut sich riesig über die neue Partnerschaft und rechnet mit einem regen Austausch mit seiner Ziegelei, in deren Ringöfen die traditionsreichen Glindower Ziegel noch „von Hand“ gebrannt werden. „Das passt“, findet er.

Tag des offenen Hofs am Sonntag, 11. Dezember, ab 11 Uhr bis in den Abend, Dr.-Külz-Straße 69. Infos unter www.keramikundkulturgut.de oder (0151) 574 521 94.

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